Eine Zecke auf der Haut eines Menschen. Foto: Pleul/dpa

Wenn im Frühling die Temperaturen steigen, werden auch Zecken aktiver. Wie man sich am besten vor ihnen schützt.

Oberndorf - Frühlingszeit ist Zeckenzeit: Ab einer Temperatur von acht Grad werden die winzigen Tiere wieder aktiv - und damit zur Gefahr für Menschen. Ihr Biss kann tödlich sein.

Wo könnte man sich eine Zecke am ehesten einfangen?

Wer beim Wanderausflug eine Rast einlegen will, sollte besonders auf der Hut sein: "Zecken sind vor allem da, wo sich ihre Wirte aufhalten, am Waldrand, bei Lichtungen, wo Viehweiden sind und im Gras unter Sitzbänken", erklärt Jochen Früh, Leiter des Gesundheitsamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis. Es gebe jedoch keine bestimmten Pflanzenarten, auf denen die Tiere besonders häufig vorkommen. Zecken warten generell auf der "Höhe des Bewuchses", bis Wanderer oder Spaziergänger vorbeikommen und sie von den Grashalmen weg mit dem Bein abstreifen. Besonders aktiv sind die Zecken laut Landessozialministerium von April bis Juni. Ab 600 bis 800 Metern Höhe gibt es wegen geringerer Luftfeuchtigkeit weniger Zecken.

Der Südwesten ist ein Risikogebiet. Was heißt das?

Zecken, die FSME (Hirnhautentzündung) übertragen, sind in der ganzen Bundesrepublik verbreitet. Im schlimmsten Fall kann ihr Biss tödlich sein. Das FSME-Virus kommt jedoch vor allem im süddeutschen Raum vor. Das teilt das Landessozialministerium mit. Risikogebiete sind dort, wo jede 20. bis 50. Zecke das Virus übertragen kann. Als besonders gefährdet gelten in Baden-Württemberg die Oberrheinische Tiefebene und das Bodenseegebiet. Der Stadtkreis Heilbronn ist landesweit der einzige Kreis, der nicht als Hochrisikogebiet eingestuft wird.

Wie kann man sich am besten vor Zecken schützen?

Experte Früh rät: "Nicht durchs Unterholz gehen, und auf den Waldwegen bleiben." Dort bestehe "keine große Gefahr. Zusätzlich rät er zu geeigneter Kleidung: "Die Strümpfe sollten über das Hosenbein." Die Zecken klammerten sich nämlich an Haut und Haaren fest, an den Stoff könnten sie sich jedoch schwieriger klammern. Dazu gibt es die Möglichkeit, sich vor dem Wander-Ausflug zecken-abweisende Mittel in einer Apotheke zu besorgen. Deren Wirkung sei je nach Hersteller aber höchst unterschiedlich. Experten empfehlen jedoch das Spray "Nobite", das zum Beispiel auch die Soldaten der Bundeswehr nutzen.

Wann sollte eine Zecke spätestens vom Körper entfernt werden?

"Am besten gleich", sagt Früh. Die Infektion gehe vom Körper des Tiers aus. Das heißt: Ob der Stachel im Körper steckt, spiele keine Rolle. Was umgangssprachlich als "Kopf" der Zecke bezeichnet wird, sei lediglich ein Rohr, von dem keine Infektion ausgeht. Dieser "Kopf" falle mit der Zeit von alleine heraus. Betroffene sollten jedoch darauf achten, dass sie den Körper möglichst nicht quetschen, um ihn problemlos entfernen zu können. Dazu könnte man etwa eine Pinzette benutzen (falls man nichts anderes zur Hand habe, reiche ein scharfes Messer).

Kommt es zwangsläufig zum Ausbruch der Krankheit, wenn die Zecke nicht rechtzeitig entfernt wird?

Nein, aber: "Je länger eine Zecke saugt, desto höher das Risiko", erklärt Früh. Nicht jedes der Tiere überträgt die gleichen Krankheiten. Früh klärt auf: "Nur ein bis drei Prozent aller Zecken übertragen FSME." Der einzig wirksame Schutz gegen die Hirnhautentzündung, an der Betroffene sterben können, sei die Impfung. Allerdings reagierten die Menschen höchst verschieden auf das Virus: Manche bekommen nur eine Sommergrippe und nur wenige FSME. Auch Borreliose komme nur bei jedem 200. Betroffenen zum Ausbruch. Weitere Krankheiten, die Zecken übertragen, seien etwa Diphterie und Tetanus.

Was sollte man mit der Zecke tun, nachdem man sie vom Körper entfernt hat?

Am besten zerquetschen und in den Abfall werfen, rät Früh.

Wie viele Menschen in Baden-Württemberg sind gegen FSME geimpft? Gibt es dazu Zahlen?

Weder dem Landessozial-, noch dem Landesgesundheitsministerium liegen Daten über Impfquoten vor. Allerdings werden im Zuge von Einschulungsuntersuchungen in Baden-Württemberg die Impfquoten von Kindern zwischen vier und sechs Jahren ermittelt. Kinder mit mindestens drei FSME-Impfungen kommen von 2013 bis 2017 auf eine recht konstante Quote von 21 bis 22 Prozent. In diesem Zeitraum wurden im Schnitt etwa 92.000 Kinder insgesamt jährlich landesweit untersucht.

Wie viele Borreliose- und FSME-Erkrankungen gibt es?

Borreliose-Erkranken sind nicht meldepflichtig. Daher liegen dem Landesgesundheitsamt keine Daten dazu vor. Eine Infektion muss nur gemeldet werden, wenn sie in einem Labor festgestellt worden ist. Für das laufende Jahr 2018 wurde bislang noch kein FSME-Fall, für das Vorjahr 2017 wurden insgesamt 180 FSME-Erkrankungen übermittelt. Die meisten Fälle kamen von Frühjahr bis in den Spätherbst vor. Das Sozialministerium teilt auf Nachfrage weiter mit: "Betroffen waren alle Altersgruppen. Die höchsten altersspezifischen Neuerkrankungsraten mit 4,6 Erkrankungen pro 100000 Einwohner betrafen Männer im Alter zwischen 50 und 59 Jahren. Zwischen den Jahren 2010 und 2017 schwankt die Anzahl der übermittelten FSME-Erkrankungen zwischen 61 Fällen im Jahr 2015 und 201 Fällen im Jahr 2011." Gründe dafür seien das Klima, das den Lebenszyklus der Zecken, als auch die Population der Wirtstiere beeinflusst. Zudem trägt auch das Freizeitverhalten von Menschen zur Häufigkeit von FSME-Erkrankungen bei.