Kühe sind eigentlich harmlos. Doch in Ausnahmen können die Tiere aggressiv und sogar gefährlich werden. Foto: Lino Mirgeler/dpa/Lino Mirgeler

Kühe, die auf Bergwiesen grasen, wirken zunächst nicht gefährlich. Doch die friedliebenden Paarhufer können durchaus gefährlich werden. Wir haben nachgefragt, wie man sich verhalten sollte, wenn man mit einem angriffslustigen Rind konfrontiert wird.

Ein Horror für jeden Wanderer: Man will nur eine Weide überqueren, da hört man ein Schnauben. Man traut kaum, sich umzudrehen, dem Schrecken ein Gesicht zu geben. Dann hört man es – ein Grollen, wie aus den tiefsten Kreisen der Hölle: „Muuuh!“ Was für ein Ausweg bleibt einem, wenn man einer Kuh hilflos gegenübersteht?

 

Scherz beiseite. Grundsätzlich sollte klargestellt werden, dass Kühe von Natur aus eigentlich nicht aggressive, sondern friedliebende Tiere sind. Dennoch kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, bei denen Menschen von Kühen verletzt oder sogar getötet werden.

2019 gab es in ganz Deutschland etwa 7000 Verletzungen und neun Todesfälle durch Kühe. Menschen, die mit ihnen arbeiten, sind dabei eingeschlossen, aber auch Wanderer können von den Paarhufern verletzt oder schlimmstenfalls getötet werden.

Schwer zu glauben ist das nicht. Schließlich wiegen Kühe in der Regel deutlich mehr als eine halbe Tonne und ihre Hörner sind nicht nur zur Dekoration. Hinzu kommt, dass eine Kuh im Zweifel immer schneller läuft als ein Mensch: Im vollen Galopp können die Tiere locker 40 km/h erreichen. Da stellt sich für Wanderer und Spaziergänger die Frage, was man im Ernstfall machen sollte. Wir haben daher beim Deutschen Alpenverein (DAV) nachgefragt.

Fünf goldene Regeln zur Begegnung mit Kühen

„Brenzlige Situationen“, erklärt Nadja Seibert, Pressereferentin beim DAV Sektion Schwarzwald, „ lassen sich vermeiden, wenn man einige Regeln beachtet und den Tieren respektvoll begegnet.“ Der DAV würde daher auf fünf goldene Regeln hinweisen.

Abstand halten und Hunde anleinen

„Das A und O“, so Seibert, „ist, dass man, wenn man auf einer Weide unterwegs ist, ausreichend Abstand zu den Kühen halten sollte.“ Wenn irgendwie möglich, sollte man markierte Wege nicht verlassen, aber im Zweifel kann es manchmal nötig sein, einen Umweg zu machen. Hunde sollten dann angeleint sein, da diese für Kühe bedrohlich wirken können. Aber Achtung: Wenn Kühe aggressiv werden, sollte man den Hund laufen lassen.

Körpersprache (erkennen)

„Eine Kuh sollte man nicht mit den Augen fixieren“, erklärt Seibert. Zudem sollte man die Tiere nicht erschrecken, stets entspannt und vor allem ruhig bleiben. Auf keinen Fall sollte man Kühe bewusst erschrecken oder, aus welchen Gründen auch immer, laut nachahmen. „Gleichzeitig stets auf Drohgebärden der Tiere achten – wie das Senken des Kopfes, Scharren, Brüllen oder Schnauben.“

Vorsicht bei Kalb und Mutterkuh

Kühe sind keine Kuscheltiere – die Tiere daher in Ruhe lassen und die Kälber auf keinen Fall streicheln oder gar füttern. Gerade von Mutterkühen gehe ein ernstzunehmendes Risiko aus.

„Wenn eine Mutterkuh ihren Nachwuchs gefährdet sieht,“ führt Seibert aus, „dann ist sie bereit alles zu tun, um das Kalb zu schützen und wird den vermeintlichen Eindringling eventuell heftig attackieren.“

Im Fall der Fälle

Nähert sich eine Kuh und greift an, dann gelte es, Ruhe zu bewahren, dem Tier nicht den Rücken zuzukehren und die Weide möglichst zügig, aber geordnet zu verlassen. Auf keinen Fall sollte man dem Fluchtinstinkt nachgeben und wegrennen. Im alleräußersten Notfall soll man der Kuh zum Beispiel mit einem Wanderstock auf die Nase schlagen. Das sei allerdings der letzte Ausweg.

Beobachten und andere Bergsportler warnen

In aller Regel lässt sich schon von Weitem erkennen, ob Kühe „auf Krawall gebürstet“ sind. In solchen Fällen wird empfohlen, die Tiere in ausreichender Distanz, etwa 20 bis 50 Meter Abstand, zu umgehen oder zu umfahren.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Letztlich sind Kühe aber, wie eingangs erwähnt, eigentlich friedliche Tiere. Doch gerade bei Spaziergängen mit Kindern, Hunden oder auch alleine ist es sicherlich nicht falsch, auf den Ernstfall vorbereitet zu sein. Sicherheit geht immer vor.