Ein Steinpilz – er wird von den meisten Sammlern am meisten geschätzt, weil er so gut schmeckt. Foto: imago/Steffen Schellhorn

Vom Wegesrand aus sieht man Pilze im Wald. Darf man die einfach sammeln? Wie macht man das am besten? Und was nützt eine App? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Nach einem heißen Sommer ist es doch noch ein feuchter Herbst geworden. Im Wald locken frisch gewachsene Pilze. Pilze sammeln macht Freude. Einige Dinge sollte man aber unbedingt beachten.

Wo kann man Pilze suchen?

In Naturschutzgebieten, Bannwäldern und in Nationalparks dürfen keine Pilze gesammelt werden. Abgesehen davon lohnt sich die Suche in jedem Wald, durch den man laufen kann, ohne über Brombeerranken und Gestrüpp klettern zu müssen. Aber auch am Wegrand kann man fündig werden. Je nachdem, ob man in einem Laub-, Nadel- oder Mischwald unterwegs ist, wird man andere Pilzarten aufstöbern, sagt Katrin Gilbert, Pilzsachverständige seit 2014.

Kann man als Anfänger überhaupt allein losziehen?

„Am besten schließt man sich erst einmal einer Pilzführung an oder macht ein Pilzseminar“, sagt Katrin Gilbert. Wer allein loszieht, braucht ein gutes Buch, um Pilze zu bestimmen. „Und dann sollte man seine Funde auf jeden Fall einem Pilzsachverständigen zeigen, bevor man sie isst“, sagt Gilbert. Dazu ist es wichtig, grob zu wissen, wo man den Pilz gefunden hat. Und zu schauen, an welchem Tag eine Pilzberatung in der Nähe stattfindet: „Mehr als einen Tag sollte man selbst gesammelte Pilze im Kühlschrank nämlich nicht aufbewahren.“

Wo findet man Pilzexperten?

Auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie kann man nach Pilzsachverständigen in der Nähe suchen. Pilzsachverständige müssen für ihre Prüfungen eine große Artenkenntnis nachweisen und kennen sich auch mit Speisepilzen sehr gut aus. Auch sogenannte Pilzcoaches bieten Pilzführungen an.

Wie sinnvoll ist eine Pilz-App?

Die Grundfunktion aller Pilz-Apps ist gleich: Der Sammler macht ein Foto des Pilzes, lädt es in das Programm hoch und bekommt den möglichen Namen angezeigt. Gerade für Anfänger findet Gilbert das sehr riskant. „Die Apps suggerieren, dass sie die Pilze allein durch das Foto eindeutig bestimmen können. Aber man muss auch am Pilz riechen und viele andere Merkmale beurteilen.“ Das Schweizer Fernsehen SRF hat vor zwei Jahren sieben Pilz-Apps getestet. Fünf davon waren unbrauchbar und haben beispielsweise bei giftigen Pilzen angezeigt, dass sie essbar seien.

Was braucht man als Ausrüstung?

Pilze werden leicht zerdrückt und verderben schnell, wenn keine Luft mehr an sie herankommt. Deshalb werden sie am besten im Körbchen gesammelt. Außerdem braucht man noch ein Messer zum Heraushebeln sowie eine kleine Bürste, um die Erde zu entfernen. „Wenn man Pilze mitnimmt, die man nicht sicher bestimmen kann, tut man diese am besten in ein extra Schälchen oder in eine Butterbrottüte“, sagt Katrin Gilbert. Der Grund: Erwischt man einen giftigen Pilz wie etwa den grünen Knollenblätterpilz, kann sich dieser im ganzen Korb verteilen.

Ist es erlaubt, alle Pilze zu sammeln?

Grundsätzlich darf man sogenannte Früchte des Waldes in ortsüblichem Umfang mitnehmen. Für viele Pilze gilt hier die Menge von zwei Kilo pro Person und Tag. „Aber es gibt auch Pilze, die geschützt sind und gar nicht gesammelt werden dürfen. Außerdem gibt es Arten, die eingeschränkt geschützt sind, beispielsweise Steinpilze oder Pfifferlinge. Hier darf man je Art nur ein Kilo pro Person und Tag sammeln“, sagt Gilbert: „Wenn der Förster einen mit zu vielen Pilzen erwischt, kann das sehr teuer werden.“

Welche Pilze können auch Anfänger gut erkennen?

Steinpilze, Maronen und Hexenröhrlinge sind laut Gilbert gut zu bestimmen. Trotzdem rät sie Anfängern, einen Pilzsachverständigen aufzusuchen. „Die häufigsten Pilzvergiftungen passieren nicht, weil giftige Pilze gegessen werden, sondern weil die an sich essbaren Pilze schon zu alt waren.“ Das Eiweiß in Pilzen ist ähnlich verderblich wie das in rohem Fleisch.

Woran kann man erkennen, dass Pilze im Wald nicht mehr genießbar sind?

Drückt man fest auf den Pilz und der Fingerabdruck bleibt darauf zu sehen, ist der Pilz zu alt. Auch nachdem es im Herbst oder Winter Fröste hatte, lässt man die Pilze besser im Wald stehen.

Wie bewahrt man Pilze zu Hause auf?

„Pilze stehen im Supermarkt beim Gemüse, doch eigentlich muss man sie behandeln wie rohes Fleisch“, sagt Gilbert. Das bedeutet: Im Kühlschrank bleiben sie ein, maximal zwei Tage lang frisch – vorausgesetzt, man packt sie nicht in eine geschlossene Tupperdose, sondern bewahrt sie offen oder nur locker mit einem Küchentuch bedeckt auf.

Was tun bei einer Pilzvergiftung?

Symptome
Bauchschmerzen, Brechdurchfall, Bewusstseinsveränderungen: All das können Hinweise auf eine Pilzvergiftung sein. Dann gilt es, sich schnell ärztliche Hilfe zu suchen. Damit der giftige Pilz identifiziert werden kann, ist es hilfreich, Reste vom Pilzputzen oder Erbrochenes zum Arzt mitzunehmen. Schnelle Hilfe gibt es auch beim Giftnotruf Baden-Württemberg unter 07 61 / 1 92 40.