Ein Taubenschwänzchen auf der Suche nach Nektar. Foto: Faber

Im Garten von Nabu-Vorstandsmitglied Peter Faber spielt sich während dieser warmen Tage besonders morgens und abends das gleiche Schauspiel ab. An einer großen Katzenminze-Staude schwirren bis zu zehn Kolibri-ähnliche Falter von Blüte zu Blüte.

Balingen - Vom ruckartigen Flugmanöver her mit den angelegten unsichtbaren Insektenbeinen und dem weiß gezeichneten vogelschwanzähnlichen Hinterleib erinnern sie tatsächlich an Kolibris. Immer mehr Gartenfreunde fragen beim Nabu an, um was für ein Tier es sich dabei handelt. "Das ist ein Taubenschwänzchen, eine tagaktive Art unter den Nachtfaltern", klärt Peter Faber auf. "Ursprünglich war er ein reiner Wanderfalter aus dem Mittelmeerraum, im Zuge der Klimaerwärmung überwintern aber immer mehr Taubenschwänzchen bei uns."

Den ganzen Tag auf Nahrungssuche

Bei den Faltern, die jetzt im Zollernalbkreis um nektarreiche Blüten mit tiefem Kelch schwirren, handelt es sich um den Nachwuchs dieser überwinternden Falter. Die legen nämlich im Frühjahr ihre Eier an Labkräutern ab, von denen sich die Raupen ernähren. Einige Zeit, nachdem sich die Raupen verpuppt haben, schlüpfen daraus dann neue Taubenschwänzchen und erfreuen die Gartenbesitzer durch ihr emsiges Treiben. Der Schwirrflug ist sehr energieaufwendig, deshalb ist der Schmetterling fast den ganzen Tag auf Nahrungssuche.

Völlig unbegründet ist die Furcht, sie könnten stechen. Mit seinem langen Saugrüssel ist das Taubenschwänzchen nur in der Lage, tief in die Blütenkelche verschiedener Blumen einzutauchen und Nektar zu trinken. Einigermaßen mithalten können nur andere Schmetterlinge und die langrüsseligen Hummeln. Bienen, Fliegen und Käfer bevorzugen andere Blüten, die Nektar und Pollen in flacheren Blütenkelchen anbieten.

Alpenüberquerer und Langstreckenflieger

Dank ihrer tollen Flugkünste gibt es in der Region auch die Exemplare des Taubenschwänzchens, die die strapaziöse Reise aus dem Mittelmeerraum über die Alpen auf sich nehmen. Diese Falter kommen natürlich erst später zur Eiablage hierher. Ihre Nachkommen schlüpfen erst im Juli und August aus den Puppen, während die Überwinterer schon für eine zweite Generation gesorgt haben. So dürfte sich die Zahl der Falter im Hochsommer noch erhöhen. "Bis nach Skandinavien, also über 2000 Kilometer von Ort ihres Schlupfs entfernt, können die Taubenschwänzchen fliegen", erklärt Peter Faber.

Das massenhafte Auftreten des Taubenschwänzchens in diesem Jahr darf aber nicht über den dramatischen Rückgang in der Insektenwelt hinwegtäuschen. Um so wichtiger ist ein artenreicher Garten mit vielen verschiedenen blühenden Stauden. Wo Schottergärten und Rasenroboter Einzug halten, sucht man das Taubenschwänzchen vergebens. "Dort verirrt es sich höchstens an die Petunien im Balkonkasten, sofern einer vorhanden ist", meint der Nabu-Fachmann.

 Mehr Infos über den Kolibri, der ein Schmetterling ist, gibt es auf den Internetseiten des Nabu unter nabu.de/tiere-und-pflanzen.