Hochzeitstauben gelten als Symbol der Liebe. Doch was für viele Brautpaare ein emotionales Highlight ist, wird für die Tiere zum Leid. Der Horber Tierschutzverein appelliert.
Zwei weiße Tauben steigen in den Himmel – Symbol für Liebe, Frieden, Treue. Bei einem Züchter zwei Tauben mieten, sie an der Hochzeit freilassen und sich nicht mehr um sie kümmern, weil sie ja zurückfliegen. Was für viele Brautpaare nach unkomplizierter Romantik aussieht, bedeutet für die Tiere häufig Leid. So auch bei einer Hochzeit im Kreis Freudenstadt, über die der Tierschutzverein Horb berichtet.
Horber Tierschützerin fordert klare Konsequenzen
Was war passiert? „Zwei weiße Tauben, die bei einer Hochzeit fliegen gelassen wurden und wie so oft eben nicht heimflogen, sondern über Tage hinweg an Ort und Stelle verharren. Hier hat es zum Glück nur zwei Tage gedauert, und mit zwei Lockvögeln von mir konnten wir sie dann mit Futter zu unseren speziellen Fallen locken“, sagt Tierschützerin Jacqueline Dießner. „Die Melder waren sehr engagiert und haben sie zum Glück mit Futter versorgt bis sie an meine Kontaktdaten kamen und somit dann auch Hilfe bekamen.“ Dießner fügt kritisch hinzu: „Die Gemeinde hat es relativ wenig interessiert, ebenso wie die Züchter.“
Für Dießner ist der Fall exemplarisch. Sie fordert klare Konsequenzen: „In vielen Gemeinden ist Reis werfen verboten, wegen der feinen Körner, die dann überall drinsitzen und die Reinigung schwierig ist. Aber Lebewesen in die Luft werfen und ihren Tod zu riskieren, ist nach wie vor erlaubt! Die Gemeinde als auch Kirchen sollten das Freilassen von Tauben grundsätzlich verbieten. Nicht nur, dass es für uns viele Tage Arbeit bedeutet. Es ist eben auch für die Tauben ohne Futter und Wasser gefährlich. Zudem sind sie Fressfeinden schutzlos ausgeliefert.“
Auch Organisation Peta kritisiert
Auch die Tierrechtsorganisation Pata warnt vor dem sogenannten „Auflass“ von Hochzeitstauben: „Weiße Tauben sollen Frieden und Treue symbolisieren. Deshalb werden die Tiere immer öfter im Rahmen von Hochzeitszeremonien ‚aufgelassen‘ – als Teil einer vermeintlich romantischen Inszenierung.“ Dabei würden die Tauben „an einen für sie unbekannten Ort gebracht und dort fliegen gelassen“. Laut Peta: „Denn Tauben sind domestizierte Tiere, die auf sich allein gestellt kaum zurechtkommen.“
PETA kritisiert zudem eine „gängige“ Zuchtpraxis: „Damit die Tiere möglichst schnell zurückfliegen, wird ein Paar der monogam lebenden Tauben getrennt, um so den Heimkehrwillen der Tiere auszunutzen. Die Sehnsucht nach dem Partner oder dem Nachwuchs ist so groß, dass sie verzweifelt alles versuchen, um nach Hause zu kommen.“
Viele Tiere „sterben an Erschöpfung oder verhungern“
Auch der Tierschutzverein Bremen berichtet regelmäßig von verletzten oder gestrandeten Hochzeitstauben: „Die Tiere werden ihrem Taubenschlag an ihrem Heimatort entnommen und an einen Ort transportiert, der für sie völlig unbekannt ist. Sie müssen lange in kleinen Boxen ausharren. Dann werden sie von Menschen in die Hand genommen, was für die sensiblen Tiere purer Stress bedeutet. Irgendwann werden sie dann vom Brautpaar fliegen gelassen. Doch es ist nicht garantiert, dass sie auch wirklich wieder nach Hause finden.“ Viele Tiere „sterben an Erschöpfung oder verhungern“.
Kritik kommt auch aus der Züchterszene selbst. In einem Beitrag von „Der Westen“ sagte Taubenzüchter Uwe Stoffel: „Ich verstehe die Problematik und ich habe auch Verständnis für Leute, die dem kritisch gegenüberstehen.“
Die Schuld sieht er bei unqualifizierten Billiganbietern: „Das sind diese Anbieter, die dann über Ebay-Kleinanzeigen, über Instagram, das für einen relativ schmalen Preis anbieten und die auch überhaupt keine Befähigung haben, Tauben zu züchten und mit denen umzugehen.“