Gibt es für Katzen und ihre Halter bald neue, scharfe Regeln? Die Tierschutzpartei will dafür Dampf machen. Foto: Schutt

Fraktion fordert neue Regeln für freilaufende Tiere.

Lahr - Darf die Stadt Lahr bald freilaufende Katzen einfangen, kontrollieren und gegebenenfalls gleich selbst kastrieren lassen? Und das selbst auf Privatgelände von Bürgern? Der Gemeinderat soll sich mit diesem Thema in seiner nächsten Sitzung Ende Juni befassen, fordert die Fraktion von Linken/Tierschutzpartei in einem Antrag, der im Wortlaut der Lahrer Zeitung vorliegt.

Hintergrund des Antrags: Im Lahrer Tierheim habe die Zahl der aufgegriffenen, herrenlosen Katzen voriges Jahr mit 300 Tieren einen "traurigen Höhepunkt" erreicht, argumentiert die Fraktion. Zudem gebe es freilaufende Katzen, die in teils größeren Kolonien lebten. Die Lage sei seit Jahren dramatisch und durch die Corona-Zeit habe sich das Problem noch verschärft. Hinzu kämen "Katzen-Messis", die übermäßig viele Tiere ansammeln und nicht mehr richtig versorgen.

Politiker wollen Tiere und Menschen schützen

Gemeinderat Jürgen Durke (Tierschutzpartei) erläutert in einem Schreiben an Oberbürgermeister Markus Ibert die Folgen dieser Katzen-Zunahme. Seine Punkte: "Überpopulationen führen zu Übertragungen von Krankheiten auf andere Tiere, als auch auf den Menschen. Zu viele Tiere einer einzelnen Art haben negative Einflüsse auf die Umwelt und die Artenvielfalt. Bei Katzen können die Bestände von Singvögeln und anderen teils bedrohten Tierarten gefährdet sein. Eine hohe Populationsdichte zieht hygienische Missstände zum Nachteil der angrenzend lebenden Menschen nach sich."

Ins Tierheim gebrachte Katzen könnten häufig lange Zeit nicht von den Tierschutzvereinen kastriert werden, da die zugehörigen Katzenhalter oft langwierig ermittelt werden müssten.

Eine neue gesetzliche Verordnung für Lahr könnte die Probleme lösen, ist sich die dreiköpfige Gemeinderatsfraktion sicher. Solche Regelungen gebe es mittlerweile in vielen Städten. Die Landesregierung Baden-Württemberg habe eine Mustersatzung aufgesetzt, die Kommunen für diese Sache verwenden könnten.

Katzenhalter müssten tolerieren, dass Stadtmitarbeiter selbst auch auf Privatgelände Katzen kontrollieren und dann im Zweifel mitnehmen dürften.

Das wären die neuen Regeln

Würde die Stadt eine Katzenschutz-Verordnung wie vorgeschlagen einführen, wären die Folgen für die Katzenhalter gravierend:

 Tiere registrieren: Katzen mit Freigang, die nicht nur in der Wohnung gehalten werden, müssten gekennzeichnet und registriert werden, mit Chip im Ohr.

Kastration zwingend: Freilaufende Katzen müssten vom Besitzer kastriert werden, um eine unkontrollierte Vermehrung zu vermeiden.

Stadt darf kastrieren: Mit der Verordnung bekäme die Stadt das Recht an die Hand, Fundtiere durch den örtlichen Tierschutzverein nach 48 Stunden kastrieren zu lassen.