In solchen Kisten werden die Rehkitze abgelegt. Foto: Wetter

Es ist gut gemeint – das Ergebnis ist aber schrecklich: Spaziergänger öffnen immer wieder Boxen, in denen Rehkitze liegen. Diese springen dann heraus, legen sich ins Gras und werden vom Mähwerk erfasst und dabei grausam zerstückelt. Der Verein Kitzrettung möchte auf dieses Problem aufmerksam machen.

„Das war sicher keine böse Absicht von den Spaziergängern“, sagt Franziska Wetter vom Verein Kitzrettung. „Aber es war jetzt leider schon öfters der Fall“.

Der Landwirt könne nichts dafür, wenn die Tiere unters Mähwerk geraten. Er glaube schließlich zurecht, dass alle Kitze in Sicherheit seien.

Die Verantwortlichen des Vereins haben schnell reagiert: Sie haben nun Boxen mit Hinweisschildern versehen, dass man diese nicht öffnen solle.

Von der Rehmutter verstoßen

Fünf Kisten wurden bereits geöffnet. Das seien eindeutig Menschen gewesen, da die Steine auf der Box entfernt und die Kisten fein säuberlich zusammen geklappt wurden.

„Achtung, nicht öffnen“: In solchen Kisten befinden sich die Rehkitze. Foto: Wetter

„Das ist traurig für uns“, spricht sie für den Verein. Sie empfiehlt, dem Jäger oder der Polizei anzurufen, wenn man nicht sicher sei, was man tun solle. Die Kitze würden höchstens einen halben Tag in der Kiste liegen.

Hinzu kommt noch ein weiteres Problem: So würden Spaziergänger die Rehkitze manchmal auch anfassen – mit verheerenden Auswirkungen. Das Kitz wird daraufhin wegen des menschlichen Geruchs von der Rehmutter verstoßen.

Ein Kitz sei schreiend übers Feld gerannt und musste von mehreren Rettern mühsam eingefangen werden. Das Kitz war hilflos und dehydriert. Es musste mit Ziegenmilch wieder aufgepäppelt werden – und lebte einen Tag im Badezimmer der Familie Wetter. „Es war in unserer Obhut und ist nun in der Wildauffangstation in Bad Wurzach“, sagt Franziska Wetter. Das seien allerdings zweieinhalb Stunden einfache Fahrt, die nicht sein müssten.

Geiß holt Nachwuchs wieder ab

In den vergangenen Tagen wurden von den Helferteams bereits 36 Rehkitze gerettet. Und das läuft so: Der Landwirt meldet sich beim Verein, dass er sein Feld mähen möchte. Daraufhin wird das Gelände per Drohne und Wärmebildkamera abgesucht – die Kitze werden so von den Helfern gefunden.

Die Kitze liegen hilf- und schutzlos im hohen Gras. Foto: Privat

Dann werden sie vorsichtig mit Handschuhen und Gras in der Hand angefasst und in die Kisten am Wiesenrand gebracht.

Die Helfer fassen die Tiere nur mit Handschuhen und Gras an. Foto: privat

Der Bauer kann mähen und die Kitze werden danach wieder freigelassen. Die Geiß holt ihren Nachwuchs ab – und das Leben kann wie gewohnt weiter gehen.

„Wir lassen die Kitze nicht alleine mit ihrem Schicksal“, so Franziska Wetter. Es würden sich inzwischen immer mehr Landwirte melden, worüber sich die Beteiligten des Vereins freuen.

Team mit fast 40 Helfern

Vor gut einer Woche ging die Saison los. Rolf Wetter koordiniert die beiden Drohnenteams.

Rolf Wetter koordiniert die Drohnen. Foto: Wetter
Patrik Zehnder wurde im Bereich Lienberg fündig. Foto: Wetter

Diesem gehören fast 40 Helfer an, sechs davon sind Drohnenpiloten. Wetterbedingt sind die Rehkitze schon etwas früher dran als sonst. Daher sind die Helfer nun voll gefordert. Teilweise sind sie von frühmorgens um 4 Uhr bis abends um 21 Uhr im Einsatz – und zwar unter anderem in den Bereichen Aichhalden, Rötenberg, Sulgen, Tennenbronn, Mariazell, Locherhof, aber auch Richtung Fluorn-Winzeln, Bösingen, Oberndorf und Sulz.