Bären ruhen im Winter und verkriechen sich in ihre Höhlen. Dennoch lohnt sich ein Ausflug in den „Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald“. Die stellvertretende Projektleiterin Teresa Carl hat unserer Redaktion bei einem Rundgang gezeigt, was den Park in der kalten Jahreszeit ausmacht und warum besonders jetzt die Tiere zu sehen sind.
Die Winterzeit beginnt und es wird gemütlich – auch im „Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald“. Bekanntlich halten die großen, zotteligen Tiere Winterschlaf oder auch Winterruhe. Dennoch stehen die Chancen, Wildtiere zu sehen, in der kalten Jahreszeit besser als im Sommer, wie die stellvertretende Projektleiterin Teresa Carl verrät. Aber was macht den Bärenpark im Winter so besonders?
Schon beim Betreten der Anlage legt sich eine Ruhe und Gemütlichkeit über das Gelände. Tannenzweige, ein großer Weihnachtsbaum und kleine Stände auf dem Platz versprühen vorweihnachtliches Flair. Ein paar Besucher mit Kinderwagen und einem Hund machen sich auf Erkundungstour. Ihr Ziel sind Bären, Luchse und Wölfe.
Bären können auch im Winter gesichtet werden
80 000 bis 90 000 Besucher kommen jährlich nach Bad Rippoldsau-Schapbach, um die Bären, Wölfe und Luchse zu sehen. „Winter ist Wolfs- und Luchszeit“, erklärt die Tierschützerin. In der kalten Jahreszeit seien die Tiere besonders aktiv, um sich warm zu halten. „Es ist herrlich, wenn auch mal Schnee liegt.“
Je nach Wetterlage sei es sogar möglich den ein oder anderen Bären zu beobachten. Das sei aber von Bär zu Bär unterschiedlich. Einige verkriechen sich bereits im Oktober und kommen erst wieder im April aus ihrer Höhle. Andere hingegen ruhen nur einige Tage am Stück.
Im Allgemeinen gilt: Je mehr Zeit die Besucher im Park verbringen, desto mehr sehen sie auch, bekräftigt die stellvertretende Projektleiterin und verspricht: „Man sieht immer was.“
Nasses Wetter macht auch den Tieren zu schaffen
Die kurze oder auch unterbrochene Winterruhe liege auch an der Umgebung, zeigt die Tierschützerin auf. Durch die Fütterung der Wölfe und Luchse locke es die Bären durch den Duft von Essen eher mal nach draußen. Zudem machen ihnen die nassen Winter genauso zu schaffen wie den Menschen. Schließlich wolle auch niemand in einem nassen Bett schlafen, scherzt Carl. Das mache die Bären unruhig.
Und das bestätigte sich auch direkt bei der Begehung des zwei Kilometer langen Rundwegs über das Gelände. Noch nicht einmal richtig losgegangen, da kommt Luchsmännchen Hero aus seiner Hütte und streckt sich ausgiebig, um seinen Streifzug zu starten. Wie sich später herausstellt, beobachtete er die Bärin Isa im Gehege oberhalb seines Reviers.
Der Park teilt sich in vier unterschiedliche Bereiche auf, erklärt Tierschützerin Carl. Die Bären teilen sich ihr Territorium stets mit einem oder mehreren Mitbewohnern. Insgesamt gebe es derzeit neun Bären, die sich die zehn Hektar große Fläche mit zwei Wolfsrudeln aus zwei und drei Wölfen und drei Luchsen teilen. Die Anlage werde im Moment ausgebaut. So sollen weitere drei Hektar dazukommen. Darauf werde im kommenden Jahr, neben Reparaturen am alten Gehege, das Hauptaugenmerk liegen.
Wölfe sind wie „Therapeuten“
Kaum zwei Schritte weiter streckt auch Bärin Franca die Nase in die Luft und verputzt kurz darauf eine Birne und knabbert an einem Ziegenkopf. Franca habe aus ihrer Zeit als Showbärin auf Jahrmärkten ein ziemliches Trauma. Das erkenne man leicht an ihrer Laufbahn.
Das typische hin und her laufen, wie es Besucher aus Zoos, Zirkussen und anderen Tierparks kennen, sei hierbei eine Verhaltensstörung, Stereotypie genannt, und alles andere als normal, klärt Carl auf. Diese Störung werde durch das Eingesperrtsein, oft in sehr kleinen Zellen mit Betonboden, verursacht.
Die Wölfe bezeichnet sie als „Therapeuten“. Sie bemerken diese Verhaltensweisen und ärgern die Bären. Dadurch lernen die großen Tiere wieder aufmerksam zu sein. Außerdem gibt es einen Nahrungskonkurrenten, der beim reinen Im-Kreis-Laufen das ganze Fressen wegschnappt.
Menschen sollen sensibilisiert werden
Entlang der Wege sind Schilder angebracht mit Informationen zu den Tieren, mit Bildern und interaktiven Elementen. Ganz neu sind die pädagogischen Elemente in der Nähe des Spielplatzes. Dort befinden sich seit kurzem ein Wolfstisch und eine Märchenuhr, erzählt Carl.
Besonders rührend sind die Steckbriefe jedes einzelnen Tieres mit deren Geschichte und einem Vorher- und Nachher-Bild. Das solle auch Besucher, die bei keiner Führung dabei sind, sensibilisieren, zeigt die Tierschützerin auf. Denn im Park betreiben sie besonders Aufklärungsarbeit.
Das schönste sei zu sehen, dass man bei den Menschen etwas erreichen kann. Besonders bei Besuchern, die zunächst skeptisch waren, findet Carl. Und auch bei der Rettung von Tieren gehe „jedem von uns das Herz auf, wenn man die Welt für diese Tiere schöner machen kann“.
Bärenweihnacht kann Wünsche erfüllen
Über den Luchspfad geht es zurück zum Bistro und zum Weihnachtsbaum. Dieser ist nicht nur ein normaler Weihnachtsbaum, denn die Christbaumkugeln sind gleichzeitig Wünsche der Tiere und der Pfleger. Seit dem ersten Dezember können Besucher einen Wunsch – wie Nüsse oder auch eine Patenschaft – erfüllen.
Eine besondere Gelegenheit könnte hierbei die Bärenweihnacht sein. Der kleine, aber gemütliche Weihnachtsmarkt im Herzen des Bärenparks wird traditionell am dritten Adventswochenende gefeiert, diesmal Samstag und Sonntag, 14. und 15. Dezember.
An den Buden werde Handwerkliches wie Schmuck, Getöpfertes und auch Kunst angeboten. Für Verpflegung sowie Weihnachtsmusik ist ebenfalls gesorgt, bestätigt Teresa Carl. Am Samstag startet der Weihnachtsmarkt um 12 Uhr und klingt mit einer Fackelwanderung bis 18 Uhr aus. Am Sonntag kann das festliche Treiben bereits ab 10 Uhr besucht werden, bis 18 Uhr. Außerdem bietet der Weihnachtsmarkt Bastel- und Märchenstunden für Kinder an.
Neben den Tieren bekommen auch Familien mit Kindern mit besonderen Krankheiten ein Weihnachtsgeschenk, freut sich Carl. Dabei wird die Aktion „ Hausacher Bärenadvent“ unterstützt, die durch den Verkauf von Kuschel-Bären Geld sammeln. Den Familien werden in dem Zuge, vom Alternativen Wolf- und Bärenpark, Gutscheine für Führungen und auch Jahreskarten für den Bärenpark überreicht. „An Weihnachten möchte man auch etwas zurückgeben. Wir spenden zwar kein Geld, dafür aber gemeinsame Zeit und Erlebnisse.“
Alternativer Wolf- und Bärenpark Schwarzwald
Über die Stiftung
Der Park ist weder ein Tierpark noch ein Zoo. Die Tiere werden aus schlechter Haltung befreit und aus zum Beispiel Tierparks, Zoos, Zirkussen und Haushaltung gerettet. In ihrer Arbeit bei der Stiftung für Bären- Wildtier- und Artenschutz leisten die Mitglieder vor allem Aufklärungsarbeit. Der Bärenpark ist gemeinnützig und daher auf Spenden angewiesen. Jeder Besucher hilft somit aktiv, den Tieren zu helfen.
Weitere Informationen
zum Park, der Bärenweihnacht und dem Wunschzettel der Tiere gibt es auf der Homepage https://www.baer.de/projekte/alternativer-wolf-und-baerenpark-schwarzwald.