Diese ausgesetzte und in unseren Breitengraden nicht lebensfähige Sinaloa-Königsnatter lag auf einer Gartenliege in Schonach (wir berichteten). Foto: Tierschutzverein

Wenn plötzlich eine mexikanische Natter im Garten liegt. Tierhalter sind zusehends verantwortungslos.

Eine vor kurzem ausgesetzte, mexikanische Natter sorgte in Schonach für Aufregung und einen großen Schrecken. Tierschützer müssen in solchen Fällen immer wieder eingreifen, berichtet die Vorsitzende des Triberger Tierschutzvereins Angela Nock unserer Zeitung.

 

Triberg/Schonach - Der Anruf verheißt nichts Gutes: Als Angela Nock vom Tierschutzverein ans Telefon geht, erfährt sie, dass in Schonach auf einer Gartenliege ein exotisches Tier liegt. Der Hilferuf der betroffenen Familie:

Plötzlich war da diese Schlange, gut einen Meter lang, signalrot und schwarz-grau ziemlich bedrohlich wirkend geringelt gefärbt. Niemand weiß, um was für ein Tier es sich handelt und ob und wie gefährlich es ist. Der Schrecken ist riesengroß und genauso die Unsicherheit, was denn nun zu tun sei. 

Tierhalter sind zusehends verantwortungslos

Klar, dass es da nahe liegt, den Tierschutzverein zu informieren und dort um Hilfe zu bitten. Weil die Tierschützer im Ehrenamt tätig sind und somit nicht sofort zur Stelle sein können, wird parallel dazu die Polizei informiert. Die kommt also zur angegebenen Adresse in der Schonacher Ortsmitte und staunt nicht schlecht: Bei dem ungebetenen Gast handelt sich um eine Sinaloa-Königsnatter, wie sich nach einiger Recherche herausstellt.

Damit ist klar, dass man es hier nicht etwa mit einem heimischen Tier zu tun hat, sondern mit einem, das normalerweise in Westmexiko beheimatet ist – nicht gerade um die Ecke von Schonach Mitte aus betrachtet. Schlecht für das Tier wiederum ist: Es ist tot, verhungert oder erfroren, so genau lässt sich das nicht mehr sagen. Dass das Reptil nicht mehr am Leben war, konnten die Menschen, die es in ihrem Garten gefunden haben und mit einigem Sicherheitsabstand betrachteten, weder wissen noch erkennen. Ihre Verängstigung jedenfalls scheint auch für Außenstehende durchaus verständlich.

Die Polizisten nehmen das tote Tier erstmal mit auf die Wache, wo Angela Nock es später abholt. Sie forscht weiter nach und erfährt, dass die Natter mit der auffallenden Körperzeichnung ungiftig und daher für den Menschen erstmal ungefährlich ist. Aber ihr Lebensraum sind eben nicht Gärten im mittleren Schwarzwald, sondern die Agrargebiete wie Getreidefelder und Wüsten in Mittelamerika, wo die Tiere unter Kakteen, Büschen oder in ähnlichen Verstecken leben. Allerdings besteht eben auch die Möglichkeit, sich relativ problemlos solch eine Schlange  für ein Terrarium in Deutschland anzuschaffen. Und leider, so zeigt es die Erfahrung der Tierschützer, sind bei weitem nicht alle Tierhalter fähig, sich ausreichend um die Exoten zu kümmern.

Aussetzen von Tieren ist strafbar

Fälle wie der jetzige sind zum Bedauern der Tierschützer alles andere als eine Seltenheit. "Da hat mal wieder ein verantwortungsloser Tierbesitzer sein Tierchen absichtlich oder unabsichtlich in die Freiheit entlassen", hält die Vereinsvorsitzende Angela Nock nicht mit ihrer Verärgerung hinterm Berg. Dabei sei genau dieses Verhalten nicht nur schlecht für Mensch und Tier, sondern auch per Gesetz verboten: Paragraf drei des Bundes-Tierschutzgesetzes zähle besondere Verbotstatbestände auf. Dort heißt es unter anderem: "Es ist verboten, ein in menschlicher Obhut gehaltenes Tier auszusetzen oder zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen oder sich der Halter- und Betreuungspflicht zu entziehen." Ein solches Vorgehen gilt als Ordnungswidrigkeit und kann mit bis zu 25.000 Euro Strafe belegt werden.

Angela Nock fasst es so zusammen: "Es ist egal, ob einem ein Tier entfleucht oder es ausgesetzt wurde. Man ist für das verantwortlich, was man sich anschafft, auch wenn einem die Anschaffung leider immer noch zu leicht gemacht wird."

Denn über diverse Wege im Internet, darunter auch Ebay, ist es kein Problem, an Tiere so gut wie jeder Art zu kommen. Nach wie vor muss kein Sachkundenachweis abgelegt werden, wobei die Tierschützer genau das zum Beispiel bei Hunden sehr begrüßen würden, denn auch hier zeigt ihre Erfahrung: Viele Menschen sind nicht geeignet, die entsprechende Verantwortung zu übernehmen.

Ein Teil der angeschafften Tiere wird oft einfach nach draußen "entlassen",  wenn’s mal schwierig oder anstrengend wird, darunter auch alle Kleintierarten vom Hasen über den Hamster bis zur Schildkröte. Dabei ist der Tierschutzverein durchaus bereit, bei Überforderung oder anderen auftretenden Problemen Unterstützung anzubieten.

"Es gibt immer wieder jemanden, der weiterhelfen kann oder auch mal ein Tier aufnehmen kann, das gilt auch für Schlangen", macht Angela Nock klar. Eines ist aber auch klar: Angesichts der schieren Menge an ausgesetzten Tieren kommen die Helferstellen zum Teil an ihre Grenzen – sowohl finanziell als auch personell.

Tierschutzverein Triberg bittet um Hinweise

Was die ausgesetzte Schlange angeht, wären die Tierschützer sehr froh über mögliche sachdienliche Hinweise, aus welcher Haltung die Natter stammt. Ganz sicher können sie sich nämlich nicht sein, dass es die einzige ihrer Art war, die jetzt durch die freie Natur fleucht.

Hinweise werden unter info@tsv-triberg.de oder per WhatsApp an das Tierschutzhandy 01575/1 89 65 89 entgegengenommen.