Der schwer verletzte Taube wird beim Tierarzt versorgt. Das Projektil muss herausoperiert werden. Foto: Vorbrüggen

Entsetzen in Rottweil: Wieder wurde im Bereich der betreuten Taubenschläge in der Innenstadt eine angeschossene Taube aufgefunden. Die Freiwilligen des Vereins Rottweiler Stadttauben um Arzu Paj sind entsetzt. Sie wollen das Thema öffentlich machen, um den oder die Täter abzuschrecken.

Rottweil - Zunächst hatte den Tierschützern der Tod einer mächtigen Brieftaube Rätsel aufgegeben. Sie lag plötzlich tot in einem der Schläge, die betreut werden, um die Population der Vögel im Stadtgebiet einzudämmen. Wenig später wurde dann eine verletzte Taube in der Nähe des Münsters aufgefunden. Der Besuch beim Tierarzt brachte Gewissheit: Das Tier wurde angeschossen. "Dem Tier wird gerade das Diabolo-Projektil herausoperiert", berichtet Arzu Paj aufgewühlt am Telefon. Dass tatsächlich erneut jemand auf eine Taube geschossen hat, macht die engagierte Tierschützerin und ihre Mitstreiter fassungslos.

Weitere Fälle schockieren

Schon einmal war im Bereich des Münsters eine angeschossene Taube gefunden worden, erinnert sie. Zuletzt hatten wir über einen Fall in Villingendorf berichtet, wo ein Unbekannter mit einem Luftgewehr auf eine Zuchttaube geschossen und sie schwer verletzt hatte.

"Es zeigt sich, dass die Täter abgeschreckt werden, sobald es öffentlich wird", weiß Arzu Paj. Sie hat sowohl damals, als auch jetzt im neuen Fall Anzeige bei der Polizei erstattet. "Das ist strafbar. Und die Strafen sind nicht gering", macht sie deutlich.

Sie und ihre Mitstreiter setzen sich seit Jahren für die Tauben und die Dezimierung der Population im Rottweiler Stadtgebiet ein. In den betreuten Taubenschlägen – unter anderem im Volksbankgebäude am Münster, im Haus Rapp am Kapellenturm und im alten Feuerwehrhaus – werden täglich Eier durch Attrappen ausgetauscht. Der Erfolg ist sichtbar, sagt nicht nur Arzu Paj. Es ist durchaus auch im Stadtbild zu sehen. Dass die Stadt Rottweil und der Gemeinderat dieses Engagement der Helfer zu schätzen wissen, zeigte sich im September, als der Zuschuss für den Verein Rottweiler Stadttauben deutlich erhöht wurde. Der Verband Menschen für Tierrechte machte jüngst darauf aufmerksam, dass ein neues Rechtsgutachten den Kommunen die Verantwortung für die Lösung des "menschengemachten Tierschutzproblems" zuschreibe.

Es gibt weitere Brennpunkte

Arzu Paj betont, dass das Geld aktuell gerade zur Betreuung der aktuellen Taubenschläge reiche. Es gebe weitere Tauben-Brennpunkte wie auf dem Hegneberg, beim Landgericht oder in der Altstadt. Dort sei die Betreuung weiterer Schläge aber momentan nicht zu leisten. "Und die Tierarztkosten bezahle ich alle aus eigener Tasche", betont sie.

Dass nun wieder jemand mit dem Luftgewehr eine Taube ins Visier genommen hat, ist ein Schlag für die Tierschützer. Sie machen natürlich weiter, zum Wohl der Tiere.