Wenn Igel im Garten auftauchen, wollen viele sofort helfen – doch das ist nicht immer gut. Laila Storz von der Igelstation Würzbach erklärt, wie man gefährdete Tiere erkennt.
Wer einen Garten hat, kennt diese herbstliche Situation – es raschelt ziemlich laut im Laub. Die Übeltäter: Igel. Im Herbst sind diese Tiere besonders aktiv auf Nahrungssuche. Sie müssen sich die notwendigen Fettreserven anfressen, um heil durch den Winter zu kommen.
Ihren Winterschlaf halten die stacheligen Säugetiere in der Regel von November bis März ab. In dieser Zeit können die Igel bis zu 40 Prozent ihres eigenen Körpergewichts verlieren.
Um ein optimales Gewicht zu erreichen, fressen die Tiere viel – bis zu 200 Gramm pro Tag bei einem erwachsenen Igel. Sie bevorzugen als Nahrung allem voran Insekten.
Igel brauchen bestimmtes Gewicht für den Winter
In der Regel suchen die Igel ab Mitte November ihr Winterquartier auf – oder nach länger anhaltendem Bodenfrost. Junge Igel stehen besonders unter Zeitdruck: Sie sind oft länger unterwegs, da viele von ihnen erst im August oder sogar September geboren werden. Schaffen sie es beim knappen Nahrungsangebot nicht, das notwendige Gewicht zu erreichen. Wird ein Igel in dieser Zeit im Garten gesichtet, kann der Helferdrang aufgrund des süß anmutenden Aussehens der Tiere groß sein.
Doch wann genau braucht ein Igel menschliche Hilfe? Sollte das Tier überhaupt mit ins Haus genommen werden? Wann sollten sie mit Futter unterstützt werden? Laila Storz von der Igelstation in Oberreichenbach-Würzbach kümmert sich seit Juni um hilfsbedürftige Igel. Sie hat Antworten auf diese Fragen.
Tagaktive Igel sind immer ein Alarmzeichen
Tagsüber würden sich Igel unter normalen Umständen eigentlich nicht zeigen, erklärt Storz. Daher sei das als Alarmzeichen zu werten – aber nicht immer. Oft könnten vor allem junge Igel tagsüber auf Futtersuche gehen, sollte das Nahrungsangebot knapp sein.
Wenn ein Igel aber sehr hochbeinig läuft, sich im Kreis bewegt, seine Augen eingefallen sind, eine Falte am Nacken sichtbar ist oder er allgemein wenig Rundungen aufweist, kann es sinnvoll sein, das Tier mitzunehmen. Storz rät, den Igel in einem Eimer oder einem Karton zu sichern und möglichst warm zu halten. Zu Hause sollte der Igel schnell gewogen – und die nächste Igelstation kontaktiert werden.
Als Futter eignet sich Rührei besonders gut, erläutert Storz, und eine Schale frisches Wasser. Mehr sollte dem Tier aber nicht angeboten werden, auch kein Katzenfutter, erklärt sie. Das Gelee und die Soße vertragen sie nicht. Hochwertiges Katzenfutter könnte jedoch ohne Bedenken angeboten werden. Auf keinen Fall sollten Schnecken oder Regenwürmer angeboten werden. Diese verursachen Krankheiten bei den Igeln und werden von ihnen nur in absoluter Not gefressen. „Dass Igel Schnecken fressen, ist ein Mythos“, bekräftigt sie. Auch Milchprodukte seien ein absolutes No-Go.
Sie stellt aber klar: „Wenn man abends spazieren geht, und in der Dunkelheit ein Igel auf der Straße läuft, der schön groß und rund ist, dann sollte man ihn unter keinen Umständen einfangen.“ Die Tiere würden sich die Nahrung suchen, die sie dringend benötigen.
Igel sind regelrechte Ausbruchskünstler
Wer es einem gesunden Igel möglichst gemütlich im Garten machen möchte, hat mehrere Möglichkeiten: Ein Backsteinhäuschen, mit Laub ausgelegt, ein Holzhäuschen, ohne Boden, oder einfach säckeweise trockene Blätterhaufen im Garten. Es dürfe auf keinen Fall Feuchtigkeit in den Behausungen entstehen. Die Staunässe könne Hautpilz bei den Igeln verursachen, erklärt Storz. Es schadet dabei nicht, täglich einen Blick in das Häuschen zu werfen und etwas Trockenfutter sowie Wasser bereitzustellen. „Manchmal wachen die Igel auch während ihres Winterschlafs auf und haben Hunger oder Durst.“
Außerdem brauche ein Igel ein großes Freigehege. Zäune und Mauern sind schädlich, da ein Igel nachts bis zu fünf Kilometer zurücklegen kann. Sowieso seien die Igel richtige Ausbruchskünstler, scherzt Storz. Schwimmen und Klettern gehören zu ihrem Repertoire – zweiteres sogar bis zu einem Meter Höhe. „Die suchen wirklich systematisch jede Ecke nach einem Schlupfloch ab.“
Der Mensch ist die größte Gefahr
Brauchen die Igel besonderen Schutz? Nein, sagt Igelretterin Storz. „Ein gesunder Igel kann sich so feste zusammenrollen, dass ihm nichts passiert.“ Seine natürlichen Feinde wie Fuchs, Marder und Dachs kommen da nicht durch.
Menschengemachte Gefahren seien jedoch nicht zu unterschätzen, insbesondere Rasenmähroboter. In Gefahrensituationen rollen sich Igel ein und bleiben starr liegen. Die Klingen der Roboter können den Tieren schnell zum Verhängnis werden. Der Rat: Die Roboter tagsüber fahren lassen. Damit können die nachtaktiven Igel ihnen aus dem Weg gehen.