Für einige Menschen sind die Weihnachtstage mit Stress und Hektik verbunden, für andere ist es die schönste Zeit des Jahres. Doch wie sieht es für die geliebten Vierbeiner aus?
Friesenheim/Ried - Unsere Redaktion hat sich mit den beiden Tierpsychologen Monika Schnebelt und Stephanie Becker über das Thema Tier und Weihnachten unterhalten.
Frau Schnebelt, man munkelt, Tiere würden verstehen, dass Weihnachten gefeiert wird. Stimmt das?
Schnebelt: Das stimmt in dem Sinne nicht, denn Tiere wissen ja nicht, was genau Weihnachten ist, beziehungsweise was an diesen Tagen gefeiert wird. Aber sie bekommen durchaus mit, dass sich die Menschen in dieser Zeit anders verhalten als sonst – und dass auch zum Beispiel die Wohnung anders aussieht, weil man sie dekoriert hat. Und man kann schon davon ausgehen, dass beispielsweise ein älterer Hund, der schon mehrere Weihnachtsfeste mit seiner Familie verbracht hat, in eine gewisse Erwartungshaltung kommt, wenn der Christbaum aufgestellt wird. Weil er über die Jahre gelernt hat "sobald der Baum steht, gibt es wieder besondere Leckereien zu essen".
Oftmals sind die Weihnachtstage stressig. Überträgt sich die Stimmung auf das Tier?
Becker: Definitiv. Gerade Hunde reagieren sehr fein auf unsere Körpersprache, die sich natürlich verändert, wenn wir gestresst oder nervös sind. Uns mag das vielleicht gar nicht auffallen, aber unsere Hunde merken das und werden dann auch unruhig, weil sie nicht einordnen können, wieso wir uns so komisch verhalten. Auch Katzen reagieren sehr empfindlich auf Stress, neigen dann aber eher dazu, sich zurückzuziehen.
Wie könnte man Weihnachten dem Tier so angenehm wie möglich machen?
Becker: Vor allem sollte man darauf achten, dass man den Stress nicht am Tier auslässt. Als Beispiel: Man ist unter Zeitdruck, weil man noch Geschenke einkaufen muss, aber der Hund lässt sich beim Gassi gehen wieder alle Zeit der Welt und schnüffelt ausgiebig. Normalerweise wäre das nicht dramatisch, aber aufgrund des Zeitdrucks ist man genervt und reagiert komplett überzogen. Das ist unfair. Daher sollte man lieber die Zeit mit seinem Haustier nutzen, um selbst mal runterzufahren. Außerdem kann es hilfreich sein, sich trotz Weihnachtstrubel an Rituale zu halten, denn das gibt unseren Haustieren Sicherheit. Wichtig ist, dass man sein eigenes Tier einschätzen kann, um frühzeitig zu erkennen, wann es ihm zu viel wird. Auch Rückzugsorte sind wichtig.
Von Tannennadeln bis hin zu »Bunt, schrill, blinkend«: Gibt es Deko-Artikel, auf die ein Haustierbesitzer verzichten sollte?
Schnebelt: Ja, da gibt es durchaus einige. Zum Beispiel können sich unsere Haustiere an Christbaumkugeln verletzen, wenn diese zu Boden fallen und zerbrechen. Vorsicht ist auch bei Lametta geboten, da dieses leicht verschluckt werden und zu lebensbedrohlichen Darmverschlüssen führen kann. Insbesondere Welpenbesitzer sollten die Stromkabel von Lichterketten gut verstecken, damit die jungen Hunde nicht aus Versehen darauf rumkauen. Auch einige weihnachtliche Pflanzen, wie Christstern, Christrose und Mistel, führen bei Hunden und Katzen zu Vergiftungen, wenn sie aufgenommen werden. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht mehr dekorieren darf. Man sollte nur seine Haustiere im Auge behalten, und bestimmte Deko-Artikel und Pflanzen einfach so platzieren, dass die Tiere nicht rankommen.
Über die Feiertage möchte man auch Tiere verwöhnen. Von welchem Essen sollte man aber lieber absehen?
Becker: Den Festtagsbraten sollte man nicht gerade mit seinem Hund teilen. Erhitzte Geflügelknochen können leicht splittern und so zu Verletzungen im Magen-Darm-Trakt führen. Auch zuckerhaltige Lebensmittel wie Lebkuchen sind nichts für unsere Haustiere. Besondere Vorsicht ist bei Speisen mit Birkenzucker (Xylit) geboten! Der Zuckerersatzstoff ist für Hunde hoch toxisch und bereits kleine Mengen reichen aus, um eine lebensbedrohliche Vergiftung hervorzurufen. Aber wer seinen Hund dennoch am Festtagsessen teilhaben lassen möchte, kann ihm gerne ein paar gekochte Salzkartoffeln geben.
Über welche Geschenke freuen sich Tiere an Weihnachten?
Schnebelt: Das schönste Geschenk dürfte wohl Zeit mit Herrchen und Frauchen sein. Ansonsten macht man denke ich mit Kauartikeln nichts falsch. Die kann man dann auch gerne in Packpapier einwickeln und den Hund sein Geschenk selbst auspacken lassen. Den meisten macht es nämlich richtig viel Freude, das Packpapier zu zerfetzen.
Info: Mehr im Netz
Stephanie Becker ist zertifizierte Hundetrainerin und Tierpsychologin. Weitere Infos zu ihr finden sich unter: www.hexeundhund.com. Monika Schnebelt ist zertifizierte Hundeverhaltensberaterin und Hundepsychologin. Mehr Infos zu ihr gibt es unter www.zentrum-leben-mit-hund.de.