Auch in diesem Jahr wird im Schindergraben gebrütet. Im Jahr 2018 fielen die frisch geschlüpften Küken einem tragischen Schwallregen zum Opfer. Eine besondere Konstruktion soll dies nun verhindern.
Jedes Jahr erwarten viele Sulzer Schwanenfreunde mit der ersten wärmenden Frühjahrssonne im März das „Sulzer Schwanenpaar“ an ihrem Quartier im Schindergraben zum Nestbau und zum anschließenden Brüten ihres Geleges zurück.
Die Sulzer Schwäne hatten nicht immer ein glückliches Händchen. Im Jahr 2017 hatte das Schwanenpaar zum ersten mal hier in Sulz gebrütet, damals fiel der Nachwuchs allerdings einem Marder zum Opfer.
Küken weggeschwemmt
Dass ein Schwanenpaar durchaus störrisch sein kann, erlebte der damalige Hegeringleiter und heutige amtlicher Naturschutzwart Ludwig Schrägle mit seinem Team 2018. Anstatt an einem hochwassersicheren und geschützten Ufer am unteren Wehr ihr Nest zu bauen, zog es die Schwäne ausgerechnet in den Schindergraben, der bei starkem Regen Hochwasser führen kann.
Und tatsächlich kam der gefürchtete Schwallregen und schwemmte das Nest mitsamt dem frisch geschlüpften Nachwuchs fort. Dabei hatte das Schwanenpaar den Nestbau an der sicheren Stelle begonnen, aber urplötzlich zog es sie dann doch in den Schindergraben. „Wir wollten sie wieder weg locken, doch die Schwäne hatten sich darauf festgelegt, da half auch der Rückbau des begonnen Nestbaus nichts“, erklärte der erfolglose Schrägle.
Clevere Konstruktion
Dann hatte Schrägle mit seinem Team eine Konstruktion ausgedacht, die bis heute Bestand hat. So wurde das Nest auf ein Schwimmfloß hoch genommen. Als Basis dient eine ganz normale Holzpalette zur Aufnahme des Nestes. Für die „Tüftler“ war klar, wenn wieder Schwallwasser kommt, muss das Nest schwimmen und mit ansteigen können. Deshalb bauten sie als Auftriebskörper vier handelsübliche 20-Liter Plastikkanister unter die Palette. Zur Stabilisierung des Floßes wurden Sandsäcke angebracht und das Floß mit zwei Seilen an den beiden Ufern gesichert.
Männchen bewacht Eier
Aufmerksam auf dem Nest sitzend bewacht das Männchen die vier gelegten Eier, während seine Partnerin auf dem Neckar unterwegs ist. Wie Schrägle erzählt, bleibt das Männchen während der Brutzeit von 35 bis 38 Tagen in unmittelbarer Nähe, um das Territorium gegen Angriffe zu verteidigen. „Das kräftige Männchen, kann im Gegensatz zum Weibchen Marderangriffe abwehren. Er kann beißen und heftige Hiebe mit den Flügeln austeilen“, erklärte Schrägle. Der Marder sei aber nicht der einzige Räuber. Eine Ratte oder ein hungriger Fuchs könne ebenso eine Gefahr für die Jungvögel sein.
Da die Familie, die als Nachbarn immer ein offenes Auge für Nest und Nachwuchs hatten, weggezogen ist, darf man auf den Bruterfolg in diesem Jahr gespannt sein.
Außerdem ist der Brutplatz den ständigen Blicken von Passanten und Besuchern ausgesetzt, die es gut meinen und die Schwäne füttern. „Es ist verboten, denn an zugeworfenem Brot und Kuchen können die Küken sterben“, warnt Schrägle und hat entsprechende Schilder angebracht.