Eine Schwanenfamilie blockierte kurzzeitig die Calwer Lederstraße. Foto: Gorath

Schwäne an der Nagold – das ist eine Geschichte für sich. Immer wieder sorgen die Flattermänner für Schlagzeilen. Am Wochenende blockierten sie eine Straße in Calw.

Calw - Einige Autofahrer dürften am Samstag in der Calwer Innenstadt nicht schlecht gestaunt haben: Eine Schwanenfamilie blockierte dort kurzerhand zeitweise die Lederstraße. Vielleicht war den Vögeln dort ja einfach zu viel Verkehr – zumal gerade an Samstagen angesichts zahlreicher flanierender Passanten dort ohnehin tierischer Betrieb herrscht.

Dass Schwäne auf oder nahe der Nagold Schlagzeilen machen, hat indes mittlerweile beinahe Tradition.

Rettung mit traurigem Ende

So findet sich beispielsweise auf der Internetseite der Freiwilligen Feuerwehr Calw der Bericht eines Rettungseinsatzes, der sich am 19. Januar 2008 gegen 14 Uhr zutrug. Damals hatten Passanten in Höhe der unteren Brücke – beim unteren Ledereck – einen verletzten Schwan bemerkt. Dieser war wohl von anderen Schwänen angegriffen worden und hatte offensichtlich einen gebrochenen Flügel. Da das Tier dennoch versuchte, sich auf dem Fluss davonzumachen, rief die angerückte Polizei die Feuerwehr zur Verstärkung hinzu. Nachdem das Einfangen mit dem Schlauchboot nicht gelungen war, musste noch das Motorboot eingesetzt werden, mit dessen Hilfe die Helfer den Vogel letztlich einfingen und zum Tierarzt brachten. Das traurige Ende: Da der Schwan zu schwer verletzt war, musste er letztlich eingeschläfert werden.

Missglückte Landung

Anfang Januar 2018 sorgte einer der großen weißen Vögel auf der Marktbrücke in Calw für Wirbel: Nach einem missglückten Landeanflug blieb das Tier mit dem Fuß an der Dachreling eines Auto auf der Brücke hängen und stürzte auf die Fahrbahn. Mehrere tierliebe Bürger, darunter auch ein Mitarbeiter des Calwer Bauhofs, eilten dem Schwan zu Hilfe. Die Passanten bewahrten den Vogel davor, in den fließenden Verkehr zu watscheln und trugen ihn schließlich – unter "Begleitschutz" einer zufällig vorbeikommenden Polizeistreife – über die Treppe am Parkhaus Calwer Markt zum Nagoldufer, wo sich auch seine Artgenossen aufhielten. Obwohl sich der Schwan offenbar am Bein verletzt hatte, konnte dieser trotzdem laufen, schwimmen und kurz darauf auch wieder losfliegen und gründeln (mit dem Kopf untertauchen, um nach Nahrung zu suchen).

Von fünf bleiben zwei

Nicht ganz so gut ging die Geschichte einer Schwanenumsiedlung in Nagold aus. Seit 2019 der letzte der großen Wasservögel die Große Kreisstadt südlich von Calw verlassen hatte, hatte sich Alt-Stadtrat Ulrich Kallfass um Ersatz für die verlorene Schwanen-Pracht bemüht. Im Frühjahr 2021 war es dann soweit: Über eine Tierrettungsstation kamen insgesamt fünf Schwäne vom Bodensee an Nagold und Waldach. Allesamt eigentlich flugunfähig, weswegen eine "echte" Auswilderung auch wenig Aussicht auf Erfolg gehabt hätte; zu groß wäre die Wahrscheinlichkeit gewesen, dass die gesunden Artgenossen die Vögel vertreiben. Allzu lange währte das Glück aber nicht: Eines der Tiere wurde bereits kurz nach der Umsiedlung vom Fuchs geholt, zwei andere machten sich wenig später aus dem Staub – mindestens einer davon wohl sogar fliegend. Da zwei verblieben, machten sich die Nagolder dennoch Hoffnung auf Nachwuchs. Eine Hoffnung, die sich zumindest in diesem Jahr noch nicht erfüllte.

Kein Einzelfall

Übrigens: Dass Schwäne Straßen blockieren, scheint interessanterweise kein Einzelfall zu sein. Wie die Deutsche Presse Agentur berichtete, sorgte eines der Tiere vor knapp drei Wochen für einen Polizeieinsatz bei Dinkelsbühl, einer Stadt im Landkreis Ansbach in Mittelfranken, etwa auf halber Strecke zwischen Stuttgart und Nürnberg gelegen. Der Vogel hatte sich dort auf einer Straße niedergelassen, wollte seinen Platz nicht räumen und musste schließlich mit der Hilfe von Mitarbeitern des Bauhofes sowie mehreren Autofahrern eingefangen werden. Der Schwan wurde unverletzt in eine Auffangstation für Wildvögel gebracht.