Im Tierheim Hauingen warten die Katzen Monte und Milka, Mutter und Tochter, sowie ihre acht Jungen auf ein neues zu Hause. Ebenso Hunde, Katzen und Hasen.
Das Tierheim des Tierschutzvereins Lörrach liegt am Waldrand bei Hauingen. Aktuell wird gebaut (wir berichteten): Direkt am Katzenhaus schließt sich der Rohbau für das neue Hundehaus mit 35 Zwingern und zwei Wohnungen an. Bis es fertig ist, leben die Hunde in Containern mit Freilaufgehege. Am Entstehen ist auch ein neues Gebäude für Verwaltung und Personal. Zum Tierheim gehört außerdem ein Stall für Kleintiere wie Hasen, Meerschweinchen, Ziegen.
Hier versorgen Tierheimleiterin Karola Kunze und sieben weitere Angestellte aktuell 52 Katzen, 31 Hunde, Meerschweinchen und Hasen. Zu den Hauptaufgaben gehören Füttern und Putzen. Täglich müssten die Hundezwinger und alle anderen Räume des Tierheims gesäubert werden, sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Renate Mittner bei einem Rundgang: „Fast wie im Hotel.“
Vom Leckerli bis zur Streicheleinheit
Ein Tag bei den Hunden sieht so aus: Zweimal am Tag erhalten die Tiere Futter, ein bis zwei Mal werden sie spazieren geführt. Während ihre Zwinger gesäubert werden, dürfen sie zusammen mit anderen Hunden oder wenn nötig auch alleine ins Freilaufgehege. Mit einem Leckerli und einer letzten Streicheleinheit schließt Karola Kunze abends die Hundezwinger zu.
Kunze und ihr Lebensgefährte, der ebenfalls im Tierheim arbeitet, wohnen direkt auf dem Gelände. Für sie ist auch eine Wohnung im Neubau vorgesehen. Im Notfall seien sie rund um die Uhr für die Tiere da, erzählt Kunze. Dies sei nicht einfach nur Arbeit für sie: „Es ist eine Lebenseinstellung.“ Mit zehn Jahren habe sie im Tierheim angefangen, Hunde auszuführen, und sei seitdem dort tätig.
Die Angestellten versorgen außerdem kranke Tiere und gehen mit ihnen zum Arzt. Alle Tiere werden, bevor sie zu neuen Besitzern wechseln, geimpft und gechippt. Hündinnen, bei Bedarf auch Rüden, sowie erwachsene Katzen und Kater werden kastriert, heißt es im Gespräch mit unserer Zeitung.
Auch Fundtiere werden aufgenommen
Auch ehrenamtliche Helfer gehen mit den Hunden spazieren, allerdings heute keine Kinder mehr wie einst Karola Kunze. Heute beherberge das Tierheim viel mehr auffällig gewordene Hunde als damals, die schlimmstenfalls auch schon zugebissen hätten, erklärt Renate Mittner.
Das Tierheim nimmt Fundtiere und beschlagnahmte Tiere auf, etwa vom Zoll entdeckte Hunde ohne Tollwutpapiere. Wenn Plätze frei sind, nimmt das Tierheim auch Vierbeiner in Pension, etwa in der Urlaubszeit. Außerdem werden Tiere abgegeben: wegen einer Allergie, wenn die Besitzer umziehen oder mit dem angeschafften Vierbeiner dann doch nicht klar kommen - wie es häufig nach der Pandemie geschah.
Kunze und Mittner raten daher allen, die ein Tier anschaffen wollen, sich vorher genau über Rasse, Herkunft und Bedürfnisse zu informieren. Auch eine berufstätige Person mit Zweizimmerwohnung könne einen Hund halten, wenn die Umstände stimmen, sagt Mittner auf Nachfrage: Kann die Person den Hund während ihrer Mittagspause zu Hause füttern und mit ihm spielen? Kann sie das Tier mit zur Arbeit nehmen oder gibt es einen Hundesitter? „Nur eins geht nicht: den Hund acht oder zehn Stunden alleine lassen“, stellt sie klar. Katzen und Kater sollten kastriert werden, um Überraschungen wie mit Monte, Milka und ihrem Nachwuchs zu vermeiden.
Mensch und Tier lernen einander in Ruhe kennen
Auf seiner Internetseite stellt das Tierheim Katzen, Hunde und Kleintiere vor, die ein neues zu Hause suchen. Die Tiere werden nur an Interessenten vermittelt, die im Umkreis von Lörrach maximal eine Fahrstunde entfernt leben. Denn Karola Kunze und ihr Team wollen, dass sich Menschen und Tier in Ruhe kennen lernen. Wer sich für einen Hund interessiert, wird ihn daher zum ersten Mal beim Freilauf beobachten dürfen, mehrmals mit ihm spazieren gehen und ihn später stundenweise mit nach Hause nehmen. Mittner und Kunze widersprechen im Gespräch dem häufigen Vorwurf, sie wollten doch gar keine Tiere vermitteln. Im Gegenteil, sagen sie: „Das ist unser Hauptziel.“ Aber man lege Wert darauf, dass zwischen Menschen und Tier eine Bindung entstehe und dass die Umstände für das Tier im neuen zu Hause wirklich stimmen.
Der Erfolg gebe ihnen Recht: Seit Jahren habe man kein vermitteltes Tier zurück nehmen müssen.