Auch nach Ostern sind Eier immer noch ein Thema in Sulz. Denn die Schwäne im Schindergraben sind eifrig am Brüten. Demnächst ist also flauschiger Nachwuchs zu erwarten. Naturschutzwart Ludwig Schrägle erklärt, auf was man dabei achten müsse.
Ein Passant geht den Weg entlang, blickt hinunter und ein Lächeln zaubert sich auf sein Gesicht, eine Familie mit Kind steht am Geländer und beobachten das majestätische Tier im Schindergraben.
„Schwäne waren Hochwild, also herrschaftliche Tiere“, erklärt der ehrenamtliche Naturschutzwart Ludwig Schrägle. Nur wohlhabende Städte konnten sich einst solche Tiere leisten – jetzt brüten die beiden Sulzer Höckerschwäne schon traditionell in der Neckarstadt.
Nest ist hochwassergeschützt
Mitte Februar hatten Schrägle und sein Helfer-Team das Nest auf der Palette mit Ästen und Stroh hergerichtet. „Sie haben alles rausgeworfen und es selber gemacht“, beschreibt der die Reaktion der künftigen Eltern.
Wahrscheinlich liegen nun bis zu sechs Eier auf dem schwimmfähigen Floss. „Der Graben hat ein Einzugsgebiet von fünf Kilometer“, erläutert Schrägle die Vorsichtsmaßnahme. Bei Regen könne so ganz schon was zusammenkommen und zu Hochwasser führen.
Auch Petrus hilft mit
Aktuell wechseln sich die Elterntiere mit dem Brüten ab. „Die meiste Zeit ist das Weibchen da“, sagt der Naturschutzwart. Wenn es aber auf Futtersuche im Neckar nach schmackhaften Wasserpflanzen sei, nehme das Männchen seine Stelle ein.
In warmen Tagen gingen auch beide in den Fluss und überließen das Wetter der Sonne. „Petrus hilft dann auch mit“, meint er schmunzelnd.
Brutzeit von 35 Tagen
Auseinanderhalten könne er sie nur, wenn sie direkt nebeneinander seien, gesteht der Experte. Denn schließlich glichen sie sich enorm – Federkleid und Schnabel sähen genau identisch aus. „Nur der Hals des Männchen ist ein bisschen dicker“, verrät Schrägle sein Erkennungsmerkmal.
35 Tage nach dem letzten gelegten Ei sollten die Junge dann schlüpfen. „Die ersten Tage sind die kritischen“, erklärt er. Seien diese überstanden und fielen die Jungtiere nicht noch freilaufenden Hunden zum Opfer, sähe es mit der Schwanenpopulation gut aus.
Passanten passen auf
Um Spaziergänger und Hundebesitzer über das richtige Verhalten aufzuklären, hat Schrägle extra zwei Schilder angefertigt, die ihm die Stadt Sulz zur Verfügung stellte. So sollten sie nicht gefüttert werden. „Das sind Wildtiere, die sich selbstständig versorgen können“, betont der frühere Hegeringleiter.
Auch sollte Lärm, wie beispielsweise die Tiere anbellende Hunde, vermieden werden, da dies bei den Brütern zu Stress führen könne. Bisher hätte sich aber nichts dergleichen ereignet. „Die Sulzer – auch die Autofahrer auf der Straße – sind sehr rücksichtsvoll“, fasst er die vergangenen Wochen zusammen.
Schwände kommen zu Besuch
Die Straße sei nämlich auch so eine Sache. „Ich habe extra einen Besen im Auto, wenn einer der Schwäne wieder einen Spaziergang auf dem Asphalt macht“, sagt Schrägle. Mit dem könne er die Tiere wieder zurück ins Wasser scheuchen.
Dass die Tiere keinesfalls menschenscheu sind, bestätigt eine Anwohnerin, deren Grundstück am Ufer liegt. „Wenn wir die Tür offen haben kann es schon sein, dass die Schwäne hereingewatschelt kommen“, erinnert sie sich.
Naturschutzwart ist guter Dinge
Schrägle, der in den vergangenen vier Wochen täglich seinen Kontrollgang zum Nistplatz gemacht hat, wünscht sich, dass die Jungen erfolgreich aufgezogen werden können.
2018 hatte ein Schwallregen das Nest mitsamt dem frisch geschlüpften Nachwuchs fortgeschwemmt, 2023 attackierte wahrscheinlich ein Hund die Jungtiere – drei von ihnen blieben verschollen.
Doch in diesem Jahr ist der Naturschutzwart zuversichtlich, dass die Schwanenfamilie gut durch den Frühling und Sommer kommen wird.