Hunde stehen neugierig am Küchenfenster eines Tierheims. Auch Tierheime im Kreis Freudenstadt bekommen die aktuelle Krise zu spüren. (Symbolfoto) Foto: Arne Dedert/dpa

Der Anstieg der laufenden Kosten ist nun auch bei den Haustierbesitzern im Kreis Freudenstadt angekommen. Vor allem ihre Hunde würden viele jetzt gerne wieder los werden, berichtet das Tierheim in Horb.

Horb - Momentan sind die Folgen der Inflation in den Tierheimen deutlich spürbar. So erreichen das Tierheim in Horb mittlerweile fast aus dem ganzen Bundesgebiet Anfragen zur Aufnahme von Tieren, wie die Tierheimleiterin Carola Greiner berichtet. Von den eigenen vermittelten Tieren gebe es derzeit keine Rückgaben. "Allerdings haben wir viele Anfragen von Hundebesitzern, die jetzt merken, dass sie gar nicht die Zeit, die Geduld, das Geld für einen Hund haben", erzählt sie. Vor allem seien Hunde von Besitzern abgegeben worden, die ins Altersheim oder ins betreute Wohnen gewechselt hätten.

Weniger neue Hundebesitzer

Generell konnten dieses Jahr viel weniger Tiere vermittelt werden als in den Jahren zuvor. Vor allem mache sich das bei Hunden bemerkbar. "Die Menschen verhalten sich abwartend – vermutlich, weil gerade niemand weiß, wie sich die Preise in allen Bereichen des Lebens weiterentwickeln", vermutet Greiner. Auch die Möglichkeit, nach den Einschränkungen der vergangenen Jahre wieder reisen zu dürfen, trage vermutlich dazu bei, dass weniger Hunde einen neuen Besitzer finden würden. Die Vermittlungszahlen von Katzen hingegen sind im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert.

Mehr Tiere im Tierheim Freudenstadt

Während im Horber Tierheim bei den abgegebenen Fundtieren kein Anstieg zu verzeichnen ist, sieht die Lage mancherorts anders aus. "Die Welle der Abgabefälle flacht gerade ab, insgesamt haben wir dieses Jahr aber viel mehr Tiere als davor", berichtet Mariell Klein, die das Tierheim in Freudenstadt leitet. Erst neulich sei eine Fundkatze im Sportbeutel abgegeben worden. Auch die Tierhilfe Kleine Pfote, eine private Pflegestelle in Eutingen berichtet von mehr Abgabetieren.

Die stark gestiegenen Kosten für Heizöl, Strom und Tierarztbehandlungen, Tierfutter oder Reinigungsmittel infolge der Inflation stellen eine große Problematik für die Tierheime dar. Gleichzeitig sind durch die Preiserhöhungen auch die Spenden rückläufig, einige Tierheime müssen schließen oder über einen Aufnahmestopp nachdenken. "Wie sich die Situation entwickelt, ist gerade ungewiss und wir können nicht groß planen", erklärt Kirsten Bold von der Tierhilfe Kleine Pfote.

Forderung nach Kastrationspflicht

Eine große Hilfe bei der Entlastung der Tierheime wäre beispielsweise die Einführung einer generellen Kastrationspflicht, erklärt Mariell Klein. Dies würde vor allem dabei helfen, weniger verwilderte, herrenlose Katzen zu bekommen. Zudem schlägt sie vor, dass Interessierte vor der Anschaffung eines Tieres eine Art Hundehalterschein machen sollten: "Dann würden sich die Leute viel mehr überlegen, ob sie sich wirklich Tiere anschaffen wollen."

Futterspenden sind willkommen

Aktuell können die Tiere noch ausreichend versorgt werden, wenngleich die Zahl der Futterspender infolge der Inflation zurückgegangen ist. Trotzdem wird jede Hilfe von den Tierheimen dankbar entgegengenommen. Wer helfen möchte, kann gerne direkt bei den Tierheimen nachfragen, was derzeit an Futter benötigt wird, damit die Spenden auch wirklich ankommen können und die Tiere ein qualitativ hochwertiges und gesundes Futter erhalten, das sie auch vertragen können.