Eichhörnchen knabbern im Winter gern auch Kerne aus dem Vogelhäuschen. Auf menschliche Hilfe sind sie eigentlich aber nicht angewiesen. Foto: dpa

Wenn der Boden mit Frost überzogen ist oder Schnee liegt, finden Wildtiere weniger Nahrung als sonst. Füttern sollte man sie dennoch nicht: Das falsche Futter kann den Tieren schaden.

Stuttgart -

Wie hilfreich ist ein Vogelhäuschen im Garten oder auf dem Balkon?
Wie nützlich oder schädlich es ist, Vögel im Winter zu füttern, wird selbst unter Ornithologen diskutiert. Während die einen das Aufhängen von Meisenknödeln, Vogelsilos und -häuschen ablehnen, da sie den natürlichen Ausleseprozess beeinflussen, plädieren die anderen für das Zufüttern: Es helfe dabei, die heimische Tierwelt kennenzulernen. „Gerade Kindern und älteren Menschen kann so Natur in allernächster Umgebung nähergebracht werden“, heißt es etwa von der Umweltakademie Baden-Württemberg. Eines steht jedoch fest: Vögel, die in Deutschland überwintern, brauchen keine menschliche Hilfe. Durch die Fütterung verringert sich zwar die Sterblichkeit der Tiere – allerdings nur die von etwa 15 Kleinvogelarten, die ohnehin nicht gefährdet sind. Zu ihnen gehören Meisen, Finken, Rotkehlchen und Drosseln, so der Nabu. Achtung: Wer zur Miete wohnt, muss unter Umständen den Vermieter um Erlaubnis fragen, bevor er ein Vogelhäuschen am Balkon anbringt.
Darf man Enten und Schwäne mit Brot füttern?
„Enten brauchen nicht gefüttert werden“, sagt Bärbel Rogoschick, Leiterin des Nabu-Artenschutzzentrums im niedersächsischen Leiferde. „Normalerweise gründeln sie am Gewässergrund und nehmen dort das Futter auf – Wasserpflanzen und kleine Tiere. Das reicht.“ Trockenes Brot, sagt Rogoschick, sei für Enten und Schwäne sogar gefährlich: Es quillt auf, sobald die Tiere etwas trinken. Das Füttern kann zudem auch für das Gewässer fatale Folgen haben: Sinkt das Brot auf den Grund und verfault, kann es kippen. In vielen Städten ist das Füttern von Wasservögeln daher verboten. Auch in Stuttgart gilt ein solches Verbot – das sich ebenfalls auf Tauben bezieht. Wer dagegen verstößt, muss ein Bußgeld zahlen.
Sollte man kranke Igel Zuhause aufpäppeln?
Im Winter halten Igel Winterschlaf in selbstgebauten Nestern. Inzwischen leben neunmal mehr Igel in der Stadt als auf dem Land, so die Deutsche Wildtier Stiftung. „67 Prozent der Nester befinden sich in Gärten, 70 Prozent der nächtlichen Igel-Aktivitäten finden in Parks statt“, sagt Lisa Warnecke, Ökologin an der Universität Hamburg und Forschungspreisträgerin der Stiftung. „Während ihres Winterschlafs nutzen die Tiere bis zu drei Nester“, sagt Warnecke. „Dabei legen die Schläfer auf ihren kurzen Beinen rund 100 Meter pro Stunde zurück.“ Alle zehn Tage beginne während des Winterschlafs eine lebensnotwendige Aufwärmphase. Daher sollten Tiere, die nicht stark untergewichtig oder krank aussehen, auf jeden Fall in Ruhe gelassen werden. Wer – nach Absprache mit einem Tierarzt! – einen kranken Igel bei sich überwintern lässt, sollte ihn in einer Kiste mit Holzwolle und Laub im Keller unterbringen. Als Nahrung eignet sich Katzentrockenfutter. Obst ist nach dem Bund Naturschutz Bayern nicht geeignet. Milch darf man auf keinen Fall verfüttern: Sie verursacht Durchfall, an dessen Folgen das Tier verenden kann. Besser als den Igel in einer Kiste bei sich Zuhause überwintern zu lassen ist es jedoch, im Herbst Laubhaufen im Garten liegen zu lassen. Unter einer schützenden Laubschicht kann sich der Igel ein Nest bauen, in dem er den Winter verbringt. Wer mag, kann dafür auch trockenes Heu zur Verfügung stellen.
Brauchen Eichhörnchen Unterstützung beim Nüsse sammeln und verstecken?
Eichhörnchenfuttern sich bereits zu Ende des Sommers Winterspeck an. Im Herbst fangen sie an, ihre Vorräte zu verstecken. So haben sie in den Wintermonaten genug zu Fressen – und brauchen keine Unterstützung vom Menschen. Wer möchte, kann im Garten jedoch eine Futterstelle mit ungeschälten Nüssen für die Nager einrichten. Einen Schaden richtet man damit sicher nicht an.
Haben Rehe und Hirsche im Winter genug zu fressen?
Im Winter bewegen sich Rehe und Hirsche nur wenig, um Energie zu sparen. Außerdem reduzieren sie ihre Körpertemperatur. „Ihr Herzschlag hat sich verringert – statt 60 bis 70 Mal in der Minute schlägt das Herz jetzt nur 30 bis 40 Mal“, sagt Eva Goris von der Deutschen Wildtier Stiftung. „Gleichzeitig hat sich der Verdauungstrakt verkleinert, denn die Tiere finden im Winter häufig nur faserreiche Nahrung wie dünne Gräser oder Brombeerblätter.“ In sehr kalten Wintern, in denen die Tiere sonst keine Nahrung finden, füttern Jäger und Förster sie zusätzlich. Spaziergänger dagegen sollten Waldtiere nicht füttern. Brotreste oder Kraftfutter können bei ihnen zu Koliken mit tödlichen Folgen führen. In einigen Bundesländern – auch in Baden-Württemberg – ist das Füttern daher verboten. Wer es dennoch tut, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro geahndet wird.
Wie sieht es mit anderen Waldbewohnern wie Wildschweinen und Füchsen aus?
Wildschweine sowie Füchse kommen, unter anderem mit Aas, in der Regel problemlos über den Winter. Sie dürfen nur von Jägern und Förstern zugefüttert werden. Das soll verhindern, dass die Tiere immer näher an die Städte beziehungsweise in die Städte kommen, da sie aufgrund von regelmäßigen Fütterungen die Angst vor dem Menschen verlieren. Im Wohngebiet können vor allem Wildschweine Schaden anrichten und den Anwohnern gefährlich werden.

Vögel richtig füttern

Vögel richtig füttern

Wer sich dazu entschließt, Vögel zu füttern, sollte spezielles Futter kaufen. Brot und Speisereste sind für die Tiere ungeeignet. Darüber hinaus sollte man Schalen mit Trink- oder Badewasser bereitstellen.

Das Futter sollte in einem Silo angeboten werden – so ist die Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiten, am geringsten.

Wer ein herkömmliches Vogelhäuschen nutzt, sollte übriggebliebenes Futter regelmäßig entsorgen und das Häuschen mit heißem Wasser reinigen, empfiehlt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Dazu unbedingt Gummihandschuhe tragen.

Das Futterhaus sollte man möglichst frei aufstellten, damit die Vögel heranschleichende Katzen rechtzeitig bemerken, rät der Landesbund für Vogelschutz: „Am besten drei bis vier Meter vom nächsten Gebüsch oder Baum entfernt.“