Haustiere sind für viele vollwertige Familienmitglieder. Dementsprechend groß ist der Kummer, wenn sie sterben. Petra Brokopp und Timo Protzek begleiten den Abschiedsprozess. Foto: Nina Lipp

Serie: Trauer und Hoffnung – Viele Menschen lassen ihr Haustier einäschern und finden in diesem Andenken Halt und Trost.

„Für viele Menschen gehört das Haustier zur Familie, zu dem eine tiefe Bindung besteht“, erzählt Petra Brokopp. „Diese Beziehungen sind etwas sehr besonderes. Wenn das Tiere stirbt, ist der Verlust entsprechend groß“, weiß Brokopp.

 

Sie muss es wissen: Es gehört zu ihrem Berufsalltag, mit Menschen umzugehen, die um ihr Haustier trauern. Zusammen mit ihrem Partner Timo Protzek betreibt Brokopp die Tierbestattung Anisel in Kandern. Zu den Dienstleistungen gehört, verstorbene Tiere zu Hause oder in einer Tierarztpraxis abzuholen, sie ins Krematorium zu bringen und den Trauernden die Asche in einer vorher ausgesuchten Urne zu übergeben.

Inniges Verhältnis zum Tier ist heute akzeptierter

Natürlich sorge ihr Beruf immer wieder mal für Irritationen, in der Regel bei Personen, die selbst noch nie um ein Tier getrauert hätten. In Zeiten, in denen es immer mehr Singlehaushalte gebe und der Anteil älterer, alleinlebender Menschen steige, sei es doch gut, wenn Menschen Mittel und Wege fänden, um nicht zu vereinsamen.

Ein inniges Verhältnis zu einem Haustier zu haben, sei viel verbreiteter und akzeptierter als früher, sind sich die beiden sicher. Der gestiegene Stellenwert von Haustieren spiegele sich in der steigenden Nachfrage für deren Einäscherungen.

Ihr Vorgänger war ein Pionier

Die beiden haben das Unternehmen Ende 2021 von Thomas Leber übernommen, den sie „als Pionier der Tierbestattungen“ bezeichnen. Leber hatte das Unternehmen 2002 in Kandern gegründet, „zu einem Zeitpunkt, als es deutschlandweit kaum Tierbestatter gab“, weiß das Paar. In Riedlingen hatte ihr Vorgänger einen Tierfriedhof angelegt, den er 2013 aber wegen geringer Nachfrage einstellte.

Eine Form des Andenkens an das geliebte Tier sind Tierurnen. Foto: Nina Lipp

Früher, erzählen die beiden, wurde ein verstorbenes Haustier in der Regel im heimischen Garten begraben. Das sei auch heute noch legal, aber gewisse Regeln seien zu beachten. So müsse das Grab mindestens 50 Zentimeter tief sein und dürfe nicht an öffentlichen Plätzen, Straßen oder Wegen liegen.

Grundsätzlich verboten sei das Beerdigen von Haustieren im Garten, wenn dieser in einem Wasserschutzgebiet liegt. Auch sei es früher gängige Praxis gewesen, ein vom Tierarzt eingeschläfertes Tier einfach dort zu lassen, damit es dieser an die Tierkörperbeseitigung übergab – heute für viele unvorstellbar.

Der Mensch sei so gestrickt, dass er zu jedem Tier eine Beziehung aufbauen könne, sind die beiden überzeugt. Entsprechend machen sie auch so gut wie keine Ausnahmen, einzig die Größe des Tieres setze Grenzen, schließlich muss es in eine der Brennkammern passen. Hunde, Katzen, Hamster, Papageien, Kaninchen, Meerschweinchen, Leguane, Wellensittiche – sogar die Einäscherung eines Koi-Karpfens haben die beiden schon begleitet.

Wobei: Wenn ein Fisch verbrannt wird, bleibt kaum Asche übrig, das habe dann eher symbolischen Wert, erklärt Protzek. Vergangene Woche, erzählt Brokopp, wurde ein Weißbauchigel eingeschläfert, den sie für die Einäscherung beim Tierarzt abholte.

Oft hätten die Trauernden, die bei dem Paar eine Urne abholten, das Bedürfnis, über das verstorbene Haustier ins Gespräch zu kommen, erzählen von schönen Momenten mit dem Tier, manchmal auch von einer belastenden Krankheitsgeschichte. Dann brennt in dem dafür hergerichteten Raum im Wohnhaus der Paares eine Kerze, Petra Brokopp und Timo Protzek nehmen sich Zeit, hören zu, nehmen an den Erinnerungen teil, zeigen Empathie und Verständnis. „Klar habe ich auch schon mitgeweint“, erzählt Brokopp.

Schmusetier, Mitbewohner, Seelentröster – es gibt viele Gründe, ein Haustier zu lieben. Foto: dpa/Mars GmbH

Andere Kunden kämen, erledigten den Schreibkram, verstauten die Urne im Kofferraum und führen wieder. Auch kam es schon vor, dass sie eine Urne vor eine Haustüre stellen sollten, weil der Auftraggeber keinen Kontakt wollte. Das alles sei in Ordnung, sagen die beiden Profis, die sich ganz auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen. Trauer könne eben sehr unterschiedliche Formen annehmen.

Verwechslungen ausgeschlossen

Brokopp, damals unzufrieden mit ihrem Beruf, hatte vor etwa zehn Jahren ihren Bekannten Leber gefragt, ob er möglicherweise einen Job für sie habe. Hatte er. Die gelernte Zahntechnikerin unterstützte Leber zunächst im Büro, bis sie sich irgendwann zutraute, Kontakt mit den trauernden Kunden zu haben.

Leber hatte mit einem Tierkrematorium in der Schweiz eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut, die Brokopp und Protzek weiterführen, seit sie das Unternehmen übernommen haben. Schließlich handelt es sich um einen enormen Vertrauensvorschuss: Ist die Asche, die ich nach der Krematierung – der Einäscherung – erhalte, auch wirklich die meines geliebten Haustiers? Das sei eine der am häufigsten gestellte Fragen ihrer Kunden, die Verwechslungen ausgeschlossen wissen wollen.

„Das garantieren wir“, sagt Protzek: Jedes Tier bekomme eine eigene Brennkammer, in die ein nummerierter Schamottstein gelegt werde. Der Vorgang werde akribisch dokumentiert, um Verwechslungen auszuschließen. „Da legen wir sehr viel Wert drauf“.

Gute Zusammenarbeit mit Schweizer Krematorium

Genau aus diesem Grund habe sich die Zusammenarbeit mit dem Tierkrematorium in der Zürcher Oberländer Gemeinde Rüti bewährt, wo das Paar alle Mitarbeiter persönlich kennt und ihnen vertraut.

Was die Trauernden zu Hause mit den Urnen machen, wissen sie oft nicht. Manche kündigen an, die Urne zu vergraben, andere verstreuen die Asche des geliebten Hundes auf seinem Spazierweg, wieder andere stellen die Urne zu Hause auf – vielleicht in der Nähe des leeren Körbchens.

Auf einen Blick

Mehr Informationen
gibt es auf der Webseite www.anisel.de oder per E-Mail an info@dietierbestattung.de