Das erste Rondell auf der Tiefgarage ist bepflanzt. Foto: Fritsch

Ganz so schlimm wie ursprünglich gedacht, war es dann doch nicht: rund 460.000 Euro teurer wird Nagolds neue Tiefgarage Nord – und nicht, wie es noch ursprünglich in der zugehörigen Sitzungsvorlage hieß, 700.000 Euro. Geld, das der Gemeinderat bei sieben Gegenstimmen und einer Enthaltung freigab.

Nagold - "Ich hatte da noch weitere zur Verfügung stehende Budgetteile aus anderen Gewerken übersehen", so die Erläuterungen von Peter Haselmeier vom Nagolder Baudezernat am Rande der jüngsten Gemeinderatssitzung, wie die plötzliche Defizitkorrektur möglich wurde. Durch das zusätzliche, freie Budget hätten die mittlerweile aufgelaufenen, außerplanmäßigen Mehrkosten von insgesamt sogar 930 000 Euro in weit größeren Umfang durch interne Umrechnungen kompensiert werden können als ursprünglich gedacht. Das verbleibende Defizit von nun eben 460 000 Euro soll durch Vorgriff auf das Haushaltsjahr 2022 gedeckt werden.

Größter Batzen bei den Mehrkosten sind die rund 362 000 Euro, die für den Rohbau der Tiefgarage zusätzlich aufgewendet werden mussten. Grund hier sei, so Peter Haselmeier im Hintergrundgespräch, dass der "Bemessungswasserdruck" durch das von der benachbarten Nagold beeinflusste Grundwasser "wesentlich höher" sei als ursprünglich von den Planern prognostiziert. Tatsächlich befindet sich die Tiefgarage "vollständig im Grundwasser", wie es auch in der Sitzungsvorlage zu diesem Thema heißt. Daher habe "mehr Stahl" verwendet werden müssen (plus 210 000 Euro), um die Stabilität ausreichend zu bewerkstelligen. Außerdem hätten "infolge höherer Erdlasten" beim Stahl zusätzliche Schraubverbindungen aufgebracht "und andere Dübelleisten verwendet werden" müssen, was insgesamt mit rund 77 600 Euro extra zu Buche schlug.

Weitere 52 000 Euro zusätzlich verschlang der Gussasphalt der Tiefgaragendecke, da infolge des späten Einbaus zum Jahresende 2020 "ein höherwertiges Harz in der Untergrundbeschichtung" wegen der so notwendigen Einbautemperaturen verwendet werden musste. Die Baustelle hätte sonst bis ins Frühjahr 2021 stillstehen müssen.

Mehrkosten gab es auch bei der Belagsbeschichtung der Tiefgarage, was hauptsächlich darin begründet gewesen sei, "dass ein modifizierter, risseüberbrückender Beschichtungsaufbau gegenüber der Ausschreibung" eingebaut worden sei. Das Plus hier: 40 000 Euro.

Und auch das gab’s in der Rechnung der Mehr- und Zusatzkosten: Weil seitens der Stadt "vergessen wurde die besondere Leistung der Bauleitung zu vergeben", mussten diese Ingenieurleistungen nun mit rund 94 000 Euro zusätzlich budgetiert werden. Auch "die Lärmschutzproblematik in Richtung Hotel Schiff" an der Ein- und Ausfahrt "Unterm Wehr" sei erst spät aufgekommen, weshalb man "diese Leistungen erst mit der Platzgestaltung des Schulhofes ausgeschrieben" habe. Die Kosten müssten aber der Tiefgarage, und nicht der Platzgestaltung, zugeordnet werden und seien somit bei den Stadtwerken zu buchen und zu finanzieren. Mehrkosten hier: 65 000 Euro.

Die zusätzlichen Malerarbeiten in Höhe von rund 20 000 Euro sind da dann der kleinst Part. Sie seien "begründet darin, dass zum Ausschreibungszeitpunkt die optische Gestaltung" der Tiefgarage – "Stichwort Ortsteilmotive und Boden- und Deckengestaltung" – nicht bekannt gewesen seien.

Als erstes soll der Bereich zum OHG hin "mit Aktionsflächen" aufgewertet werden

Öffentlich erörtert wurden bereits die erheblichen, schon in den Vorberatungen von einzelnen Räten kritisierten Mehrkosten "bei hinzugekommenen Gewerken", in diesem Fall für die Elektromobilität: Rund 182 500 Euro seien hier zusätzlich für Planung und Neubau einer erforderlichen Trafostation, die E-Ladesäulen und den Umbau des Nieder- in ein Mittelspannungsnetz fällig. Bleiben noch die "Mehraufwendungen für Vorsteuerrückzahlungen und Eigenverbrauchsbesteuerung" wegen der ersten freien Parkstunde auch in der Tiefgarage Nord in Höhe von rund 70 000 Euro, die ebenfalls "im ursprünglichen Budget nicht eingeplant" gewesen seien.

Im Rahmen dieses Tagesordnungspunktes der Gemeinderatssitzung kündigte Oberbürgermeister Jürgen Großmann ergänzend noch an, dass nach Fertigstellung der Tiefgarage Nord und des Platzes zwischen Stadthalle und OHG "als nächstes" die Neugestaltung des Schulhofs zwischen OHG und Zellerschule seitens der Stadt in Angriff genommen werde. Und das in insgesamt zwei Abschnitten: Als erstes solle der Bereich zum OHG hin "mit Aktionsflächen" etwa für ein Basketballfeld sowie "Kletterthemen" aufgewertet werden, wofür man auch den Abriss der alten Lehrerwohnung in diesem Bereich plane. In einem zweiten Teil soll dann – wenn auch "die Hauptplanung" für den Um- und Ausbau der Zellerschule stehe – auch der Platzbereich eben zur Zellerschule komplett neu überplant werden.