Verbindet Relevanz mit Firlefanz auch in Baden-Baden: Eckart von Hirschhausen. Foto: Promo

Interview
Eckart von Hirschhausen ist wieder auf Tour. Am 4. Februar tritt der Kölner Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde – gesunde Menschen“ in Baden-Baden auf. Unsere Redaktion hat sich im Vorfeld mit ihm unterhalten.

Er wolle sich „der größten Gesundheitsaufgabe unserer Zeit zu widmen: der planetaren Gesundheit und dem Schutz unserer Lebensgrundlagen“, so hatte Eckart von Hirschhausen im Jahr 2024 seinen Rückzug von Live-Auftritten begründet. Und doch ist er nun wieder unterwegs.

 

Herr von Hirschhausen, 2025 sind Sie wieder auf Tour. Sollte mit Bühne nicht Schluss sein?

Gegenfrage – halten Sie sich im Februar noch an die guten Vorsätze vom Jahreswechsel. Nein, ich verstehe, dass sich das so ein bisschen wie anfühlt wie Hirschhausen macht einen auf Howard-Carpendale-Comeback. Ich bin seit 30 Jahren auf der Bühne, da bin ich in meinem Element, und das wissen auch alle, die schon mal in einem Live-Programm von mir waren. Ich mache tatsächlich nur ein paar Auftritte im Jahr, weil ich den Großteil meiner Zeit jetzt der Arbeit meiner Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ widme. Die wenigen Abende im Jahr, die ich in einem Theater auftrete, sind ein Geschenk an meine langjährigen Fans und auch ein bisschen an mich. Denn ich liebe es nach wie vor, live aufzutreten, und gerade weil die Lage ernst ist, braucht es Ermutigung für alle, die sich engagieren und was zu Lachen brauchen können, oder?

Sehen Sie Gastspiele als Rückkehr zu ihren humoristischen Wurzeln?

Ich habe über all die Krisen unserer Zeit ja meinen Humor zum Glück nicht verloren. Und bin da ganz auf der Seite von Karl Valentin: Wenn es regnet, freue ich mich, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Humor ist nichts Oberflächliches, sondern ein Tiefes Ja zu all den Absurditäten, Widersprüchen und Ungereimtheiten in uns und um uns.

Was wird in Baden-Baden überwiegen – Unterhaltung oder ernste Themen?

Mein Wunsch war ja immer, Menschen gesund zu halten. Gesundheit beginnt nicht mit einer Tablette, einer OP oder einem MRT. Gesundheit beginnt mit der Luft, die wir atmen, dem Wasser, was wir trinken, leckeren Pflanzen zum Essen, erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander. Jeder Tag sehen wir in den Nachrichten: alle fünf Lebensgrundlagen sind akut in Gefahr, nichts davon wird von alleine besser und deshalb kann ich dazu auch nicht schweigen. Gleichzeitig gilt: Mit schlechter Laune retten wir die Welt nicht. Es soll und wird Spaß machen! Da ist für jeden was dabei.

Ebenfalls eines Ihrer Themen: ADHS. Die einen begrüßen die Entstigmatisierung, die anderen sprechen von einer Modekrankheit …

Ich würde von einer Grundvoraussetzung in kreativen Berufen sprechen. Und ohne Namen zu nennen kenne ich seit meiner ARD-Dokumentation „Hirschhausen und ADHS“ noch mehr betroffene Menschen, die auf mich zukommen oder mir schreiben. Ich sehe das erst einmal positiv, dass wir offener über das Thema Seelische Gesundheit sprechen. ADHS ist ja wirklich häufig und wenn man das hochrechnet sind das für Deutschland geschätzte 1,75 bis 2,1 Millionen ADHS-betroffene Erwachsene. Wir sind also nicht bei einer Überversorgung, im Gegenteil. Wobei auch nicht alle Betroffenen eine Behandlung brauchen. ADHS passt oft nicht in dieses schwarz-weiß Denken von „krankhaft oder gesund“. Deshalb sprechen wir in meinem Film auch lieber von „neurodivers“. Auf gut Deutsch: Menschen sind unterschiedlich, vor allem im Kopf.

Der Eindruck entsteht, Sie sind mindestens so sehr Soziologe wie Arzt ...

Gute Medizin schaut immer auch auf die gesellschaftlichen Bedingungen von Gesundheit. Und wenn wir in den Städten Hitzewellen haben und gerade vorerkrankte Menschen zu Schaden kommen, kann ich ja nicht sagen: Machen Sie sich kühle Gedanken. Ebenso macht mir der Anstieg von seelischen Erkrankungen durch alle Generationen große Sorgen. Was am besten dagegen hilft sind positive Gemeinschaftserlebnisse. Und das Gefühl, nicht alleine zu sein. Gut, dass es noch ein paar Karten gibt, für alle, die sich jetzt angesprochen fühlen.

Und das Klima? Das Thema scheint nicht mehr so präsent ...

1,5 oder 2 Grad: Das klingt nach der Frage, ob man eine Übergangsjacke anzieht oder nicht. Abstrakte Zahlen und Fotos von Eisbären haben lange Zeit verschleiert, worum es beim Kampf gegen die Klimakrise wirklich geht. Wir müssen nicht das Klima retten – sondern uns! Klimaschutz ist kein Geschenk an Klima-Aktivisten, sondern die einzige Chance, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Höchste Zeit, das auch so klar zu sagen. Das Ziel Gesundheit eint uns – quer durch die Gesellschaft hinweg, Gesundheit will jeder. Für sich und die Liebsten. Die Klimakrise ist das größte Gesundheitsrisiko unserer Zeit. Positiv: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz. Wer das erkannt hat, versteht auch: Das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist nichts.

Im Internet tritt ein Fake-Doktor auf, der Ihnen erstaunlich ähnlich sieht ...

Es kursieren gerade im Internet gefälschte Videos von mir, wo ich mit einer nachgemachten Stimme angeblich Abnehmpillen, Herztabletten oder Potenzmittel verkaufe. Das ist alles Betrug, leider fallen viele gutgläubige Menschen darauf rein. Diese Fakes mit künstlicher Intelligenz sind die Pest des 21. Jahrhunderts, bald weiß keiner mehr, wer was wirklich gesagt hat. Wenn Sie wissen wollen, wie der richtige Hirschhausen ist, haben sie die Chance im Kurhaus!

Tickets zu gewinnen

Unsere Redaktion verlost 3 x 2 Karten für den Auftritt im Kurhaus in Baden-Baden am 4. Februar. Wer mitmachen möchte, schickt eine Mail mit dem Betreff „Gesunde Menschen“ bis zum 30. Januar an gewinnen@lahrer-zeitung.de. Viel Glück!