Kronprinz Felipe und Kronprinzessin Letizia bei einer Ausstellungseröffnung in Madrid. Foto: epa efe

Mit der Ablösung von Spaniens König König Juan Carlos durch seinen Sohn Felipe soll das Königshaus einen Popularitätsschub erhalten. Dabei fällt auch Felipes Ehefrau Letizia keine kleine Rolle zu. Das ungleiche Paar ist beliebt in Spanien.

Mit der Ablösung von Spaniens König König Juan Carlos durch seinen Sohn Felipe soll das Königshaus einen Popularitätsschub erhalten. Dabei fällt auch Felipes Ehefrau Letizia keine kleine Rolle zu. Das ungleiche Paar ist beliebt in Spanien.

Madrid - Felipe ist ein ruhiger, ausgeglichener und nachdenklicher Mensch, dem kein falsches Wort über die Lippen kommt. Letizia dagegen wirkt ungeduldig, leidenschaftlich und spontan. Spaniens neuer Monarch, der an diesem Donnerstag sein Amt als König Felipe VI. antritt, und die neue Königin sind sehr unterschiedliche Charaktere. Aber als bisheriges Prinzenpaar von Asturien, so meint die Madrider Presse, hatten sie sich gut ergänzt.

Beide wollen in erster Linie ihrem Land nützlich sein und nicht bloß als Aushängeschilder dienen. Niemand zweifelt daran, dass der Thronfolger und die frühere TV-Journalistin vor gut zehn Jahren aus Liebe geheiratet haben. Mit dem Thronwechsel beginnt nach der fast 39-jährigen Amtszeit von König Juan Carlos (76) eine neue Ära in der spanischen Monarchie. Im Königshaus wird ein neuer Stil Einzug halten.

Der 46-jährige Felipe wird der jüngste Monarch in Europa sein. Er hatte sich sein Leben lang auf das Amt vorbereitet. Er studierte Jura und internationale Politik, spricht fließend Englisch und Französisch und absolvierte Offizierslaufbahnen im Heer, in der Luftwaffe und der Marine. Als Kronprinz unternahm er fast 200 offizielle Reisen in 60 Länder. In Lateinamerika vertrat er Spanien beim Amtsantritt von 69 Staatspräsidenten. Er gilt als der am besten ausgebildete König in der Geschichte Spaniens.

Felipe VI. soll das Königshaus aus seiner Image-Krise herausführen und ihm zu neuer Popularität verhelfen. Manche sehen in ihm gar einen "Retter der spanischen Monarchie". Nach Felipes Vorstellung müssen der König und die anderen Mitglieder des Königshauses stets mit gutem Beispiel vorangehen. Er hat kein Verständnis für das Verhalten seiner Schwester Cristina und deren Mannes Iñaki Urdangarin, gegen die die Justiz wegen eines Finanzskandals ermittelt. Cristina wird bei der Vereidigung ihres Bruders nicht dabei sein.

Seine erste große Lehrstunde hatte Felipe am 23. Februar 1981 erlebt: Als aufständische Militärs einen Staatsstreich gegen die junge Demokratie inszenierten, holte Juan Carlos den Sohn in sein Arbeitszimmer. Dort erlebte der 13-Jährige mit, wie der König im Kreis engster Vertrauter mit einer Serie von Telefonanrufen den Putschversuch zum Scheitern brachte.

Felipe muss aus dem Schatten des Vaters treten

Dem gut aussehende Prinz mit dem Gardemaß von 1,97 Meter fehlen der Charme und der Witz seines Vaters. Er bereitet sich gründlich auf seine Termine vor und überlässt nichts der Improvisation. Im Gegensatz zu seinem Vater ist er auch kein Freund der Jagd und des Stierkampfs. Von Felipe wurde nur ein "Akt der Aufsässigkeit" bekannt: Er setzte sich am Hofe damit durch, die Fernsehjournalistin Letizia Ortiz zu heiraten.

Der neue König wird auch nach seinem Amtsantritt mit Letizia (41) sowie den Töchtern Leonor (8) und Sofía (7) in dem kleinen Palast wohnen bleiben, der für ihn auf dem abgeschirmten Gelände des Zarzuela-Palasts in der Nähe der Residenz der Eltern errichtet wurde. Für Felipe wird eine der Herausforderungen darin bestehen, aus dem Schatten von Juan Carlos herauszutreten, der trotz der umstrittenen Elefantenjagd und angeblicher Liebschaften von Historikern als einer der besten Könige der spanischen Geschichte betrachtet wird.

Letizia ist in der Geschichte der spanischen Monarchie die erste Königsgemahlin, wie ihr Titel in der Verfassung offiziell heißt, die einem bürgerlichen Hause entstammt. Ihre Mutter war Gewerkschafterin, der Großvater Taxifahrer. Als sie den Kronprinzen im Jahr 2002 kennenlernte, lebte sie in einer 40-Quadratmeter-Wohnung im bescheidenen Viertel Valdebernardo am Stadtrand von Madrid. Sie fuhr mit der U-Bahn oder dem Bus zur Arbeit.

Die Fernsehjournalistin öffnete Felipe eine Welt, die dieser aus eigener Anschauung kaum kannte: die spanische Alltagswelt. Letizia heiratete den Thronfolger im Mai 2004 und brachte frischen Wind ins Königshaus. Dies erwies sich jedoch als ein zweischneidiges Schwert. Einerseits trug sie dazu bei, dass der - reserviert wirkende - Thronfolger offener und gelöster auftrat. Andererseits eckte sie mit ihrem starken Charakter und ihrer temperamentvollen Art zuweilen an.

Letizia ist bei den Spaniern nicht annähernd so populär wie Königin Máxima bei den Niederländern. Sie wirkt in der Öffentlichkeit kühl und perfektionistisch, zuweilen schien sie gar missgelaunt zu sein. Allerdings hat sie es seit ihrem Einzug ins Königshaus nicht leicht gehabt. Die Medien, vor allem die Klatschpresse, beobachten jeden Schritt und jede Geste sehr genau. Ihre Kleider - sie trägt ausschließlich Modelle spanischer Designer -, ihre Frisuren oder ihre schlanke Figur sind Themen unzähliger Berichte.

Als Frau des Thronfolgers musste sie die strikten Regeln des Protokolls am Hofe erlernen und ihre Fremdsprachen-Kenntnisse verbessern. Ihre Lehrmeisterin, so heißt es, war Königin Sofía (75). Letizia musste akzeptieren, dass sie in der Öffentlichkeit neben Felipe immer nur eine sekundäre Rolle spielen kann. Sie kümmert sich aktiv um die Erziehung der Töchter und setzt sich dafür ein, dass die Familie neben den offiziellen Terminen auch ein Privatleben führen kann. Sie geht mit Felipe gerne ins Kino und besucht Konzerte, zuweilen auch in Jeans und Lederjacke.