Eine beeindruckende und raumgreifende Installation hat Thomas Putze im Bürgersaal erschaffen. Die Ausstellung ist noch bis zum 12. März zu sehen. Foto: Siegmeier

Staunend schaut sich das Publikum im Bürgersaal um, den Thomas Putze mit seiner raumgreifenden Installation in eine Art Dschungel mit Affentheater umgestaltet hat.

Rottweil - Viele der Besucher erinnern sich noch, wie er bei der Gruppenausstellung "Affentheater" vor fünf Jahren, splitterfasernackt das Publikum und sich selbst beschimpfend, an einem Ast von der Empore runtergeklettert kam. Nun ist er mit einer Einzel- und raumfüllenden Ausstellung im Forum Kunst zu sehen.

Erst Chaos, nun ganzheitliche Konstruktion

"Eine Woche lang war hier im Saal noch ein absolutes Chaos mit unzähligen Baumstämmen, Baum-Ästen, Metallstangen, Kabel, und, und, und... Alles lag kreuz und quer auf dem Boden oder lehnte an den Wänden. Dazwischen häuften sich Skulpturen und Werkzeuge aller Art. Und mittendrin im kreativen Durcheinander standen Thomas und seine Helfer", schildert Jürgen Knubben bei der Vernissage die Anfänge.

Tag für Tag hätten sich mehr räumliche Linien und Strukturen abgezeichnet. "Und das anfängliche Chaos wich zunehmend einer ganzheitlichen Konstruktion", so Knubben weiter. "Als ich Thomas 2005 kennenlernte, schrieb ich in einem kleinen Text in seinem ersten Katalog folgende Zeilen: Ich zitiere mich selbst: ›Putze ist ein homo ludens, ein Akteur, der situations- und raumgebunden alle Register zieht, um Denkprozesse auszulösen. Der Witz, die Ironie sind dabei Mittel der Verfremdung, um das Eigentliche ans Tageslicht zu befördern‹."

Die eigene Fehlbarkeit

Im Anschluss an Knubbens Begrüßung führte Katrin Burtschell in die Kunstwelt des Thomas Putze ein. "Im Gegensatz zu seiner Ausstellung vor fünf Jahren schlägt der Künstler diesmal sanftere, dafür umso virtuosere Töne an. Der Affe, sein Alter Ego, aber tobt weiter durch den Raum. Er ist allgegenwärtig in dieser raumgreifenden Installation, die sich mal filigran schlängelt, mal zu gewaltig dicken Ästen anschwillt, wieder abnimmt, innehält, Buchstaben und Zeichen formt und sich durch den Raum tastet", so Burtschell.

Die Skulpturen sind von einer zeichnerischen Dynamik und Spontanität, die er mit Kettensäge oder Flex dem spröden Holz entlockt. Treffsichere Bewegungsabläufe, Kopf- und Körperhaltungen bringen bei aller skulpturalen Grobheit den Charakter einer jeden Skulptur pointiert auf den Punkt.

"Affe und Krähe"

"Affe und Krähe dominieren seit Jahren Thomas Putzes Werk. Sie sind immer wieder Sinnbild für unsere eigene Fehlbarkeit, bringen aber auch das Anliegen des Künstlers zum Ausdruck, sich als Mensch nicht zu verbiegen. Verbiegen, das tut er sich nur in den Rohr-Steck-Systemen, die die Grundlage zahlreicher Skulpturen und Installationen bilden. Angefangen 2005 in Trossingen mit seiner Installation. Es entspricht seiner Philosophie von Kunst, aus dem Gegebenen etwas zu machen, aus dem, was er vorfindet, erschafft er. In diesem Sinne ist er quasi ein moderner Urzeit-Künstler, der sich eine wertvolle Eigenschaft bewahrt hat, die wir leider gerade unseren nachfolgenden Generationen komplett abgewöhnen, nämlich Lernen durch Tun", so Burtschell.  Die Installation von Thomas Putze ist noch bis zum Sonntag, 12. März, zu den üblichen Öffnungszeiten des Forum Kunst im Rottweiler Bürgersaal zu sehen.