Das Thermenhotel in Bad Liebenzell hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Foto: Zoller

Im Spätsommer soll das Thermenhotel in Bad Liebenzell nach langer Zeit neu eröffnen. Doch die Geschichte des Hauses reicht viel weiter zurück als nur bis zum letzten Besitzer. Ein Blick in die wechselvolle Historie des Gebäudes.

Bad Liebenzell - Bald ist es so weit: Bad Liebenzell erhält ein neues Hotel. Gemeint ist das zwischen Nagold und Waldrand gelegene Fachwerkgebäude am Sophi Park, das als steinerner Zeuge zu den Herbergen zählt, die die Geschichte der Bäderstadt Bad Liebenzell bis heute prägen – das Thermenhotel.

Das Jahr 1415 ist die Geburtsstunde des historischen Gebäudes, in dem einst gekrönte Häupter logierten und das noch heute mit seinem traditionsreichen Flair überzeugt. Seit der ersten urkundlichen Nennung sind mehr als 600 Jahre vergangen und eine am Haus angebrachte Bronzetafel erinnert nicht nur an den jüngst verstorbenen 99-jährigen einheimischen Künstler Gottlob Blessing (gest. 25. März 2022), der nicht nur die Tafel geschaffen hat, sondern auch an die wechselvolle Geschichte des Hauses und die damit verbundenen Namensgebungen "Oberes Bad", "Zellerbad", "Dekers Badhotel", "Kurhotel Helenenbad" und "Thermenhotel" erinnert.

Eindrucksvolle Außenhülle

2019 hat die Stadt Bad Liebenzell das Thermenhotel gekauft – wie das Hotel nun aber in Zukunft heißen wird, entscheidet der Pächter, denn derzeit sind nach Aussage von Stadtoberhaupt Roberto Chiari noch etliche Umbaumaßnahmen erforderlich, so dass erst im Spätsommer mit einer Eröffnung zu rechnen ist.

Das Haus, das als "Gute Stube der Stadt" bezeichnet wird, steht unter Denkmalschutz und bleibt damit seiner optisch eindrucksvollen Außenhülle treu. Im Innenbereich wird saniert. Geplant sind 30 Zimmer in zeitgemäßem Stil, sowie ein Wellnessbereich im sogenannten "Fürstenbad", dem Prunkstück des Hauses. Die historische Badeeinrichtung, die durch eine hauseigene Thermalquelle gespeist wurde, besticht durch die exklusive Ausschmückung mit Majolika-Schmuckwänden und ist eine Hommage an die Ursprünge des Hauses, das einst als "Oberes Bad" zum gesellschaftlichen Treffpunkt adeliger Besucher wurde.

Geschichte nimmt im Jahr 1415 ihren Anfang

Mit Akribie und Leidenschaft hat Helmut K. Schiek für den Heimat- und Geschichtsverein Bad Liebenzell die Geschichte dokumentiert, die im Jahr 1415 per Edikt durch Markgraf Bernhart I. von Baden ihren Anfang nimmt. Der Bau des "Oberen Bades" als "neues Wildbad zu Liebenzelle" ist dem Zuspruch von vielen adeligen Gästen zu verdanken, die das im Jahr 1403 erbaute "Untere Bad" mehr aufnehmen konnte. Berühmtheiten wie Paracelsus besuchten das Zellerbad und 1603/04 feierte 1656 Herzog Eberhard von Württemberg seine Verlobung mit der Gräfin Maria Dorothea Sophia von Oetingen im Oberen Bad, das damals mehr als "26 Zimmer und Stuben, noch mehr Kammern, Stallungen zu 80 und noch mehr Pferden" verfügte. Nach dem Stadtbrand von 1785 ging das "Obere Bad" durch verschiedene Hände und in der Oberamtsbeschreibung aus dem Jahr 1860 ist vermerkt: "Gegenwärtiges Eigentum von Stock". 1866 erwarb der Müller Michael Burkhardt die Badeanstalt, die mehr als 100 Jahre im Besitz der Familien Burkhard Deker blieb. 1971 übernahm die Kurverwaltung "Deker’s Oberes Badhotel", sanierte das Anwesen und wechselte zu Ehren der Vorbesitzerin Helene Deker den Namen des Hotels in "Kurhotel Helenenbad", das dann als "Juwel im Nordschwarzwald" am 20. Mai 1988 mit 21 Doppel- und zwei Einzelzimmern eröffnet wurde.

Hotel wandert durch unterschiedliche Hände

Unter dem neuen Namen "Thermenhotel" gab es nun Gasträume und Räumlichkeiten für Tagungen, sowie zwei Badewannen mit je 800 Liter Fassungsvermögen für die die Anwendungen im "Fürstenbad". Ab 1993 erfolgte erneut eine wechselvolle Nutzung. Das Thermenhotel wanderte durch unterschiedliche Hände und wurde zum "Gynäkologischen Institut für Prävention und Nachsorge". Sigrid Meißner-Schumann erwarb das Haus, um es seiner "ursprünglichen Bedeutung zuzuführen", doch erst mit dem Entschluss der Stadt Bad Liebenzell am 27. Dezember 2019 startet die Umgestaltung, um daraus wieder ein "Juwel im Nordschwarzwald" zu machen.

Faszinierend und besonders eindrucksvoll ist und bleibt die Ausstattung des Fürstenbades, mit seinen einzigartigen und ausdrucksstarken Wandreliefs. Nach Recherchen von Waltraud Maas aus dem Stadtarchiv Bad Liebenzell ist in der Kurzeitung des Neu-Eröffnungsjahres 1988 über die Ausstattung des Hotels zu lesen: "Daneben wurde – die Vergangenheit verpflichtet auch hier – eine kleine Fürstliche Badeabteilung, das Herzog-Friedrich-Bad, geschaffen..." Ob nun diese Ausstattung durch die Badewannen ergänzt, oder die Räumlichkeiten gänzlich neu geschaffen wurden, ist nicht dokumentiert. Wichtig ist, dass die großflächig angebrachten Majolika-Wandbilder unversehrt erhalten sind. Was die Herkunft betrifft, so bleibt hier allerdings noch ein kleines Geheimnis zu lüften.

Die Jugendstilfließen werden der Großherzoglichen Karlsruher Majolika-Manufaktur zugeordnet, die 1910 eine Abteilung für Baukeramik gegründet und unzählige Baukeramiken auf den Markt gebracht hat. Doch auf Nachfrage bei Joanna Flawia Figiel, Kuratorin Angewandte Kunst 1850-1945 im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe, "sind diese Kunstwerke in keinem Bestandsverzeichnis der Karlsruher Majolika Manufaktur aufgelistet". Es bleibt also spannend zu erfahren, ob dieses kleine Geheimnis der Kunstgeschichte bis zur Eröffnung des Hauses geklärt werden kann.

Anmerkung: Wer mehr zu den Wandreliefs weiß, kann sich gerne an die Autorin des Berichtes wenden.