Christian Zeller sucht in der Paracelsus-Therme immer nach Möglichkeiten, noch mehr Energie einzusparen. Foto: Biermayer

Paracelsus-Therme senkt Wassertemperatur. Gas-Vertrag läuft zum Jahresende aus.

Bad Liebenzell - Angenehme Raumtemperatur, warmes Wasser, heiße Sauna - für all das benötigt die Paracelsus-Therme viel Energie. Um genau zu sein zwischen 3,9 und 4,1 Gigawattstunden pro Jahr, wie der technische Leiter der Therme, Christian Zeller, erklärt. Es hänge vor allem davon ab, wie warm der Sommer sei und wie viel man entsprechend heizen müsse.

Außenbecken ist größter Besuchermagnet

Der größte Energiefresser sei das Außenbecken, erklärt Zeller weiter. "Das verbraucht so viel wie der Rest der Therme zusammen", so Zeller, "also etwa 50 Prozent vom Gesamtverbrauch". Nachts decke man das Außenbecken mit einer Isolierfolie ab. Da müsse man es fast gar nicht heizen. Aber tagsüber, vor allem wenn die Attraktionen angeschaltet seien oder der Wind die Wärme wegblase, gehe Energie verloren. Das Außenbecken nicht zu beheizen, sei aber keine wirkliche Alternative. Es sei der größte Besuchermagnet der Therme.

Aber Zeller hat einen sechsstufigen Energiesparplan erarbeitet, von dem schon drei Stufen umgesetzt sind. Ende Juli wurde sowohl die Wasser- als auch die Raumtemperatur Stück für Stück reduziert. "Ich habe das um 0,1 Grad pro Tag runtergeregelt", erzählt er. Ein ganzes Grad sei die Temperatur nun niedriger. Allerdings, ergänzt er, habe das Wasser immer noch die beworbene Temperatur. Man sei in der Vergangenheit nämlich bewusst darüber geblieben.

Das Außenbecken habe 32 Grad, das Innenbecken 30 Grad und das Therapiebecken 33 Grad. In den Innenräumen sei die Luft immer ein Grad wärmer. Das habe technische Gründe. "Sonst ist hier alles voll mit Dampf", meint Zeller. Ein Grad Unterschied mache eine Menge beim Energieverbrauch aus. Etwa fünf Prozent könne man so einsparen. Ein Grad ist auch keine große Sache, könnte man meinen. Vor allem vielen Stammgästen sei es aber sofort aufgefallen, erzählt Zeller.

Kältere Duschen

Die zweite, ebenfalls schon umgesetzte, Stufe beinhaltet auch eine geringere Temperatur – allerdings bei den Duschen. Manche Duschen gäben das Wasser nur noch mit einer Maximaltemperatur von 37 Grad anstatt wie bisher 42 Grad ab, so der technische Leiter. Diese Duschen seien mit Aufklebern gekennzeichnet. Das sei seit Mitte August umgesetzt. Es gebe aber auch noch die normalen Duschen. "Die Gäste können es sich aussuchen", so Zeller.

Lüften nicht nötig

Als dritte Stufe habe er Mitte September eine Dienstanweisung herausgegeben. Es solle nicht gelüftet werden, lautete diese. Das sei nicht nötig, da es eine Lüftungsanlage gebe, die um einiges effektiver sei. Das Personal halte sich ohnehin schon daran. Allerdings solle es nun auch verstärkt darauf achten, dass dies auch die Gäste tun.

Stufe vier – noch nicht umgesetzt – betreffe wieder die Duschen. Momentan laufe nach einem Knopfdruck das Wasser 30 Sekunden. Das könne dann auf 20 Sekunden reduziert werden, erklärt Zeller. Wenn man sich von der Dusche entferne, stoppe das Wasser sensorgesteuert aber schon jetzt automatisch.

Stufe fünf schließe eine weitere Reduzierung der Raumtemperatur ein. Denn im Winter sei es drinnen aus Komfortgründen etwa ein Grad wärmer als im Sommer. Man würde dann nur auf Sommerniveau heizen. Auf der sechsten Stufe sei die Schließung der 90-Grad-Sauna "Schwarzwald Stüble" von Montag bis Donnerstag vorgesehen. Das bringe pro Tag etwa 85 Kilowattstunden an Einsparpotenzial. Allerdings betreffe das den Strom- und nicht den Wärmeverbrauch.

Blockheizkraftwerk liefert Wärme und Elektrizität

Beides kommt zu großen Teilen aus einem eigenen Blockheizkraftwerk (BHKW) unter der Therme. Zwei Zwölfzylindermotoren mit jeweils 22 Liter Hubraum produzieren hier Wärme und Elektrizität. Das BHKW versorge aber nicht nur die Therme, sondern auch das Kurhaus, das Rathaus und Gebäude in der Dr.-Mertz-Promenade mit Nahwärme sowie den Mineralbrunnen mit Strom, erklärt Zeller. 7,2 Gigawattstunden kämen so pro Jahr zusammen.

Das BHKW sei 1996 eingebaut und 2016 auf eine Hocheffizienzanlage umgerüstet worden. Betrieben mit Gas, erreiche es mittlerweile einen Wirkungsgrad von 85 Prozent. Eine Gasheizung daheim komme hier lediglich auf 70 Prozent. "Wir nutzen das Gas also effizienter aus", so Zeller.

Aber dass das BHKW mit Gas läuft, könnte der Therme noch zum Verhängnis werden. Denn der entsprechende Versorgervertrag laufe Ende des Jahres aus, erzählt Zeller. "Dann werden die Karten neu gemischt", umschreibt er, was dann auf die Therme zukommt. Denn billiger werde es Stand jetzt auf keinen Fall. Und das könne sich dann auch auf die Ticketpreise auswirken. Wie viel genau aufgeschlagen werde, könne er momentan noch nicht einschätzen. Das hänge von den Kosten fürs Gas ab. Momentan kostet die Tageskarte für Vollzahler 17 Euro.

Schwimmunterricht für Kinder

"Es darf kein Luxus sein, ins Schwimmbad zu gehen", findet Zeller. Für Kinder sei es wichtig, um Schwimmen zu lernen. Alle Schulen der Stadt kämen zum Schwimmunterricht vorbei. Und auch für viele Menschen mit Erkrankungen wie Rheuma sei die Therme für aus gesundheitlicher Sicht wichtig. Deshalb könne und wolle man die Temperatur im Wasser auch nicht weiter absenken.

Und deshalb versucht Zeller auch weiterhin, andere Einsparpotenziale zu finden. Oft passiere es im Gespräch mit seinen Kollegen, dass neue Ideen kämen. Viel habe man aber auch schon in der Vergangenheit umgesetzt. So sei die 2011 abgeschlossene energetische Sanierung natürlich gut gewesen. Und man setze auch schon lange auf Wassersparduschköpfe und LED-Beleuchtung.

Es bleibt abzuwarten, wie die Therme durch diese Krise kommt. Auch durch die Pandemie war sie schon besonders betroffen. "Eine erneute Schließung wäre fatal", meint Zeller. Und nicht nur die Gäste dürfte ein solches Szenario hart treffen, sondern auch die 52 Mitarbeiter und finanziell letztendlich auch die Kommune.