Rund 180 Schüler des Bad Wildbader Enztalgymnasiums waren im Rahmen der Themenwoche „Zusammenhalt – Vielfalt – Gemeinschaft“ in der Enztalhalle zusammengekommen, um verschiedene Sportarten aus Sicht von Behindertensportlern auszuprobieren.
„Vielfalt bedeutet, wenn man zu einer Party eingeladen wird. Inklusion ist, wenn man zum Tanzen aufgefordert wird“, mit diesem Zitat der amerikanischen Unternehmerin und Diversitätsstrategin Verna Myers zeigte Bad Wildbads Bürgermeister Marco Gauger beim Inklusionssporttag des Enztalgymnasiums (ETG) auf, was echte Inklusion bedeutet.
Rund 180 Schülerinnen und Schüler waren im Rahmen der Themenwoche „Zusammenhalt – Vielfalt – Gemeinschaft“ in der Enztalhalle zusammengekommen, um verschiedene Sportarten aus Sicht von Behindertensportlern auszuprobieren. Der Seminarkurs des ETG, allen voran Schulsprecher Giulio Fischer, hatte zwei namhafte Sportler aus der Region gewinnen können, ihren Sport vorzustellen und aus ihrem Leben zu erzählen.
Sport trotz Amputation Die 18-jährige Nicola Roos aus Ettlingen, Sportlerin des Jahres 2024 in der Albtalstadt, erzählte von ihrer Knochenkrebserkrankung. 2020 wurde die Diagnose im rechten Bein gestellt, für die Rechtsfüßerin, die seit der Kindheit Fußball spielt, ein Schock. Nach neun Monaten Chemo und letztendlich der Amputation des rechten Beins 2021 war für sie klar, dass sie trotzdem weiter ihren Sport ausüben wollte.
Bei Weltmeisterschaft dabei
So begann sie ihre Karriere beim Bundesligaverein für Amputierten-Sport „Anpfiff Hoffenheim“, von wo sie 2023 zum 1. FSV Mainz 05 wechselte und als erste deutsche Frau unter lauter Männern 2024 den Deutschen Meistertitel im Amputierten-Fußball holte. Seit zwei Jahren spielt sie, auch als einzige Frau, in der Nationalmannschaft, wurde mit dieser 2024 Siebter bei der Europameisterschaft und qualifizierte sich für die Weltmeisterschaft 2026. Mit dem 1. FSV Mainz geht es Ende Mai zur Champions League in die Türkei.
Allein unter Männern Die größte Herausforderung für die Deutsche Meisterin stellt die Tatsache dar, sich als einzige Frau gegen die Männer durchzusetzen. Sie würde sich wünschen, dass ihr Beispiel Schule macht und mehr Mädchen den Mut haben, es ihr gleichzutun.
Mit zwei Krücken und auf einem Bein zu kicken, daran versuchten sich die Schüler des ETG unter der Anleitung von Nicola Roos und mussten feststellen, dass dieses sich als ganz schön knifflig herausstellte. Eine Sondereinlage gab es von Stadtoberhaupt Marco Gauger und Rektor Andreas Enderle zu bestaunen, die sich ebenso mit Krücken beim Spiel mit dem Leder versuchten.
In zwei Vereinen aktiv Den Rollstuhlbasketballsport stellte Janis Hohl aus Pforzheim vor. Der 18-jährige Ausnahmesportler hat seit einem Autounfall als kleines Kind einen inkompletten Querschnitt. Durch eine Spielgruppe, in der verschiedene Sportarten ausprobiert werden konnten, kam er zum Rollstuhlbasketball, was er seit 2019 in zwei Vereinen spielt.
Silber bei Europameisterschaft
Zum einen ist dies der PSC Pforzheim, mit dem der Aufstieg als Meister in die Regionalliga geschafft wurde. Der Parasportverein feiert am 17. Mai bereits das 60-jährige Bestehen. Zum anderen spielt Janis Hohl bei den Allianz Rollers aus Ulm, mit denen er in der zweiten Bundesliga in der vergangenen Saison mit dem dritten Platz knapp den Aufstieg in die erste Bundesliga verpasste. Zusätzlich ist er im Landeskader Baden-Württemberg/Rheinland Pfalz aktiv und holte mit der deutschen U23-Nationalmannschaft 2024 Silber bei der Europameisterschaft in Madrid. In diesem Jahr steht im Juni die Weltmeisterschaft in Sao Paulo auf dem Programm.
Schwierige Anreise Für das, zweifach mit der Ehrenmedaille der Stadt Pforzheim ausgezeichnete, Rollstuhlbasketballtalent Janis Hohl ist die größte Herausforderung die Anreise der Mannschaft zu Punktspielen, da das gesamte Equipment, Sportrollstühle, normale Rollstühle und mehr verstaut und transportiert werden muss, ein Kraftakt. Wünschen würde er sich, dass der Behindertensport mehr Aufmerksamkeit in den Medien und bei der Bevölkerung bekommt.
Training geht in die Arme
Auf dem Hartplatz bei der Enztalhalle konnten die Schüler in den wendigen Sportrollstühlen, die Janis Hohl organisiert hatte, testen, wie anstrengend und schwierig es sich gestaltet, allein schon den Ball im Fahren aufzunehmen, geschweige denn, einen Korb zu werfen. Der ein oder andere spürte das kurze Training gewaltig in den Armen.
Geduldig beantworteten sowohl Nicola Roos als auch Janis Hohl die zahlreichen Fragen, die von den Schülern im Lauf des Vormittags aufkamen. Sitzvolleyball war beim Sporttag zusätzlich im Angebot.
Der Seminarkurs mit Macher Giulio Fischer hatte zudem eine Tombola organisiert, die vom ansässigen Einzelhandel, Touristikunternehmen und Vereinen gesponsert wurde. Die Einnahmen in Höhe von 250 Euro wurden von einem Unternehmen auf insgesamt 500 Euro aufgestockt. Das Geld wird für einen sozialen Zweck verwendet, der noch bestimmt wird.