Die berühmte Umayyaden-Moschee in der syrischen Hauptstadt Damaskus ist ein Beispiel für die Kulturgüter des vom Bürgerkrieg gebeutelten Landes. Foto: Stein

Beim Themenabend im Hechinger Refugio berichteten die Bewohner vom reichen Kulturgut Syriens. Unter anderem vom lange Zeit friedlichen Zusammenleben mehrerer Religionen. Krieg und Zerstörung konnten dennoch nicht ausgeblendet werden.

Dass in Syrien bis kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges im Jahr 2011 ein reiches soziales und kulturelles Leben geführt werden konnte, erfuhren die Gäste beim jüngsten Themenabend mit dem Titel „Syrien vor dem Krieg“ im Refugio. Die syrischen Bewohner zeigten dies unter Koordination von Refugio-Leiterin Almut Petersen anhand von Bildern, Videos und Textbeiträgen.

 

Seit über 3000 Jahren im Kreuzungsfeld verschiedener Kulturen

Diese wurden von Bayan Alasfour, die seit 2014 in Deutschland lebt, präsentiert. Weitere Bewohner unterstützten sie in ihren Ausführungen. Hervorgehoben wurde dabei, dass die Menschen auf dem Gebiet des heutigen Syrien seit über 3000 Jahren im Kreuzungsfeld vieler Kulturen lebten. Zeugnisse der Römer gebe es beispielsweise noch in der uralten Stadt Bosra. Immer wieder zeigten die Refugio-Bewohner auch prächtige christliche Kirchen und erläuterten, dass es über Jahrhunderte ein oft fruchtbares Zusammenleben zwischen der christlichen und muslimischen Religion in Syrien gab.

Beim dritten Kaffee sollten Gäste lieber gehen

Auch kulturell habe Syrien einiges zu bieten: Beeindruckend war die Schilderung der Herstellung von Aprikosenmarmelade, die nicht auf dem Herd gekocht wird, sondern eine Woche bei täglichem Rühren in der syrischen Sommersonne ihren unvergleichlichen Geschmack entwickelt.

Aber auch über die Gastfreundschaft bei einem Familienbesuch und ihre Grenzen konnten die Besucher etwas lernen: So heißt der erste Kaffee Gäste willkommen, der zweite Kaffee deutet an, dass die Besuchszeit bald endet, beim dritten Kaffee sollten die Besucher gehen.

Textbeiträge der Bewohner berührten die Besucher

Die Textbeiträge der Refugio-Bewohner, die übersetzt vorgetragen wurden, berührten. Sie konnten an einem Abend, bei dem sie ihr Herkunftsland Syrien vorstellen wollten, Krieg und Zerstörung nicht einfach ausblenden. So sprach der 25-jährige Hussein Salan, der zweite Koch des Refugios, davon, dass er einen Teil seiner Familie im Bürgerkrieg verloren hatte. Er floh, um nicht dem Regime als Soldat dienen zu müssen, und sprach von einem tiefen Gefühl der Verbannung, weit weg von allem Vertrauten.

Auch er betonte, dass Syrien vor dem Ausbruch des Krieges, insbesondere die Hauptstadt Damaskus, kulturell und historisch sehr wohlhabend war. „Aber der Krieg hat das Land stark beeinflusst. Besonders junge Menschen und Kinder haben gelitten; sie haben Jahre ihrer Bildung verloren und standen vor großen psychologischen und sozialen Herausforderungen“, berichtete Salan.

Er selbst hat seinen Bachelor-Abschluss in Damaskus gemacht und dann am Höheren Institut für Betriebswirtschaft weiter studiert. Seine Hoffnung: Irgendwann wieder in ein Land zurückzukehren, das „den Staub des Krieges abschüttelt und seine Kinder mit Liebe und Frieden wiederaufnimmt“.