Zu einem Themenabend über Hegel, Marx und „ihre Kumpels“ hatte die SPD ins „Alt Ebingen“ eingeladen. Die Teilnehmer wollten intellektuell vorglühen und dies fernab von allen aktuellen parteipolitischen Widrigkeiten.
„Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“, begann der Balinger Doktor der Philosophie, Ulrich Nanko, provokant seinen Vortrag vor der heterogenen Zuhörerschaft. Dies allerdings nur, um eben diese These sofort wieder ins Reich des unsympathischen Egoismus zurückzuschicken und zu widerlegen.
Urheber und Vorbereiter des Abends war der 20-jährige Balinger Pascal Conzelmann, der gesellschaftliche Zusammenhänge erforscht und über seinen Internet Blog https://pluralistische.de/ begleitet. Flankiert durch den Vorsitzenden der Albstadt-SPD Nils Maute bereitete man den Themenabend vor. Während der Wochen der Vorbereitungen wurde klar, dass bei der Veranstaltung niemand indoktriniert und zu einer verordneten Meinung hingeführt werden soll. Vielmehr sollen Begriffe geschichtlich hergeleitet werden.
Christentum, Sozialismus und Humanismus
Über die Begriffe „Christentum“, „Sozialismus“ und „Humanismus“ führte Nanko die Zuhörer von der Tempelzerstörung 587 vor Christus bis ins Heute. Die kritische Entwicklung des Christentums, vor allem in der Verordnung eines Gottesstaats – Augustinus, 400 nach Christus – wurde bis hin zur Reformation und dem Einfließen des Humanismus der Neuzeit einer eingehenden Betrachtung unterzogen. Die lange und massive Auseinandersetzung der Philosophie mit der Kirche war ein Schwerpunkt, auf den Nanko hinführte – unter Betrachtung der Aussagen des Philosophen Hegel, der das System der persönlichen Religion unabhängig von der Kirche seinerzeit, irgendwann Anfang des 18 Jahrhunderts, höherstellte als den Staat. Sowohl für Marx als auch für Hegel ist die Arbeit ein zentraler Bestandteil des menschlichen Wesens. Während Hegel jedoch in der Arbeit vor allem die geistige Entwicklung des Menschen sieht und in der bewussten Auseinandersetzung mit der Realität bereits einen Ausdruck von Freiheit erkennt, legt Marx den Fokus auf den unverzichtbaren materiellen Aspekt der Arbeit. Arbeit kann nur stattfinden, wenn der Mensch ein Stück Natur entweder selbst besitzt oder es von einem Eigentümer zur Verfügung gestellt bekommt.
Offene Diskussion und Diskursfelder
Dies führte innerhalb des Referats zum Begriff „Sozialismus“. Auch der durch Menschenfeinde missbrauchte Begriff des Nationalsozialismus entwickelte der Referent kritisch. Abgerundet wurde der Vortrag durch den Begriff „Humanismus“, den der Kultur- und Religionswissenschaftler Nanko einer eingehenden Betrachtung unterzog. „Nur Bildung führt einen hin zum eigentlichen Menschsein“.
Dem Referat folgte eine offene Diskussion, die neben Fragen auch zarte Fäden zu aktuellen Diskursfeldern der öffentlichen Diskussionen spann. „Ist Gott bei derart kritischen Begriffsbestimmungen zu spüren?“ wurde ebenso wie die Frage, ob „Olaf Scholz seinen Hegel nicht gelesen hat“ diskutiert.
„Anspruchsvoll, aber trotzdem verständlich“
„Anspruchsvoll, aber trotzdem verständlich“, meinte der Albstädter Stadtverbandsvorsitzende der SPD, Maute, auf die Frage, wie er den Themenabend zusammenfassen würde. Dieses Format sei ein erster Aufschlag gewesen, mit dem man mit der Bevölkerung auch einmal auf einer ganz anderen Ebene ins Gespräch kommen wolle. Wann und in welcher Form es weitere Themenabende geben werde, stehe allerdings bis dato noch nicht fest.