"Sterne in der Finsternis" heißt die musikalisch-szenische Inszenierung von Schülern des Max Planck- und des Clara-Schumann-Gymnasium über das Leben von Inge Auerbacher. Die Holocaust-Überlebende verfolgte die Aufführung aus der ersten Reihe.
Kippenheim. Für die Schüler war es eine große Ehre, am Mittwoch im Beisein von Inge Auerbacher selbst, das Stück in der ehemaligen Synagoge Kippenheim aufzuführen, erklärten sie. Für "Sterne in der Finsternis" haben sich die Schüler der Theater-AG am Max-Planck-Gymnasium Lahr intensiv mit den Erinnerungen Auerbachers auseinandergesetzt und ihr autobiografisches Buch "Ich bin ein Stern" gelesen. Unterstützt wurden sie bei der Inszenierung des Theaterstücks von Auerbacher selbst.
Sie hatte die Schüler immer wieder aus der Ferne bestärkt und mit weiteren Anregungen unterstützt. Aisha Hellberg, die am Max-Planck-Gymnasium die Fächer Deutsch, Französisch und Ethik unterrichtet, hat schließlich das Stück entwickelt und die Regie geführt. Die Theaterszenen, die unter die Haut gingen, wurden durch die Musik der Kompositions AG am Clara-Schumann-Gymnasium noch verstärkt. Deren Leiter Christian Wenzel unterstrich die Aufführung der Schüler mit Originalfotos aus Auerbachers Kindheit, die während der Aufführung an die Wand projiziert wurden. Streicher, Bläser, Klavier und Schlagzeug sowie der Gesang von Eva Weniger, der zum Teil auf Hebräisch war, waren perfekt auf das Spiel auf der Bühne abgestimmt. Kurzum: Es war eine beeindruckende Inszenierung.
1938 fand ihre Kindheit ein brutales Ende
Das Stück begann mit Inge Auerbacher gespielt von Hanna Metzger im roten Samtkleid mit ihrer Puppe Marlene im Arm. Diese trug sie immer zu besonderen Tagen, die Puppe begleitete sie noch später im KZ. Zusammen mit ihren Eltern Berthold Auerbacher (Ben Schüssele) und Regina Auerbacher (Doreen Himmelsbach) und den Großeltern Betty Lauchheimer (Felicitas Fuchsenthaler) und Max Lauchheimer (Felix Haag) betrat sie die Bühne. Sie erinnerten sich gemeinsam an die Zeit, als Juden und Christen in Kippenheim noch Seite an Seite lebten.
Auerbachers Familie kam aus der Mittelklasse, ihr Mittelpunkt war die Synagoge im Ort, die sie regelmäßig besuchte. Ihre Kindheit wurde im November 1938 brutal beendet, als Großvater und Vater nach der Reichspogromnacht nach Dachau deportiert wurden. "Ich erinnere mich ganz deutlich an das Geräusch von zersplitterndem Glas, als die Synagoge zerstört und angezündet wurde", so Auerbacher. Keiner ihrer christlichen Bekannten hatte Mitleid mit ihrer Lage gezeigt. Es begann eine Zeit, in der die Gesetze des Anstands und der Humanität gestorben waren.
Ihr Leben
Inge Auerbacher kam 1938 in Kippenheim zur Welt. Sie war das letzte jüdische Kind, das dort geboren wurde. 1942 wurde sie mit ihren Eltern deportiert und war von ihrem siebten bis zehnten Lebensjahr im KZ Theresienstadt. 1946 wanderte sie in die Vereinigten Staaten aus, wo sie noch heute lebt. Immer weder kehrt Auerbacher an ihren Geburtsort zurück und hält weltweit Vorträge über ihr Schicksal und für den Frieden. Zuletzt sprach sie anlässlich des Tags zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus im deutschen Bundestag. Für ihr Engagement wurde sie unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg sowie am gestrigen Mittwoch mit der Ehrenbürgerwürde Kippenheims ausgezeichnet (wir berichteten).