Richard Becker (links) und Sebastian Schäfer Foto: Simone Haug

Bei der Vernissage der Ausstellung des Fotografen Richard Becker standen Motive zum Thema „Theater im Gedächtnis“ im Vordergrund. Zu sehen sind unter anderem Aufnahmen der Lindenhof-Produktion „Stauffenbergs Schwur“ aus dem Jahr 2007.

Die Ausstellung des Fotografen Richard Becker eröffnete am 27. April im Theater Lindenhof in Melchingen. Bis 15. September hängen im Scheunenfoyer Fotografien von Theater Lindenhof Produktionen sowie Naturaufnahmen in Schwarzweiß.

 

Der im Rems-Murr-Kreis beheimatete Fotograf begleitet das Theater Lindenhof seit mehr als 25 Jahren. Für die Ausstellung hat er aus seinen Theaterfotografien Aufnahmen zum Thema „Theater im Gedächtnis“ ausgesucht. Die zentrale These lautet: Erinnerung ist Arbeit an der Gegenwart.

Emotionale Veranstaltung

Zu sehen sind laut Mitteilung Aufnahmen der Lindenhof-Produktionen „Stauffenbergs Schwur“ aus dem Jahr 2007, „Georg Elser – Allein gegen Hitler (2008), „Chaim und Adolf (2018) und „Die ganze Hand (2022).

Indem das Theater Geschichte auf die Bühne hebe, ermögliche es den Menschen auf eine besondere Weise in Geschichte einzutauchen, ihr nachzuspüren und sich mit ihr auseinanderzusetzen, betont Theatersprecherin Simone Haug, die im Gespräch mit Richard Becker die Ausstellung eröffnete.

Wie emotional das sein kann, machten an der Vernissage zwei Ausschnitte aus dem Stück „Die ganze Hand“, vorgetragen vom Schauspieler Sebastian Schäfer in der Rolle des Eugen Bolz, deutlich. Die Auszüge aus Reden des Rottenburger Politikers und Widerständlers zeigen, dass dieser Anfang der 30er-Jahre zwar die Gefahr im Nationalsozialismus erkannte, sich aber nicht sofort mit aller Entschiedenheit ihm entgegenstellte.

Fotograf über Herausforderungen

Damit haderte der gläubige Christ und überzeugte Demokrat ein Leben lang: „In mir schafft es fürchterlich“ und „Wir hätten es wissen müssen“ sind von ihm überlieferte Aussagen. Wieder seien rechte Kräfte im Aufwind, stellte Simone Haug im Anschluss fest. Umso wichtiger sei es mit Theater Geschichte vor Augen zu führen.

Auf die Frage nach den besonderen Herausforderungen der Theaterfotografie beschreibt der Fotograf, die Schwierigkeit, den richtigen Moment zu erwischen. Man müsse den Worten auf der Bühne stets aufmerksam folgen, nur so habe man eine Chance mit der Kamera im richtigen Moment in die richtige Ecke zu zielen. Eine Szene zu wiederholen, sei kaum möglich. Denn nie interagierten die Protagonisten gleich. Mal stehe einer mehr links, mal mehr rechts, mal sei das Gesicht etwas mehr zugewandt, mal weniger.

Ausstellung geht bis 15. September

Ein gutes Theaterfoto berge bestenfalls zentralen Aussagen des ganzen Stücks in sich. Dies erläutert der Fotograf anhand einer Aufnahme aus dem Stück „Georg Elser – Allein gegen Hitler“. Man sieht Georg Elser in seiner Getriebenheit, als alleine stehenden, verzweifelten Menschen, im Vordergrund. Im Hintergrund, unscharf abgebildet, die klüngelnde rechte (Wirtshaus-)Gesellschaft mit erhobenen Armen.

Richard Becker ist auch begeisterter Naturfotograf und laufe „Mit einem Rahmen“ im Kopf durch die Landschaft. Mit seiner Kamera hält er Ausschnitte der Natur fest. Indem er hier auf die Schwarzweißfotografie setzt, treten die natürlich gegeben Strukturen, beispielsweise eines Blätterdachs, intensiv in Erscheinung.

Die Ausstellung kann noch bis 15. September im Scheunenfoyer des Theaters zu den Öffnungszeiten des Kartenbüros – Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 16 Uhr sowie jeweils ab zwei Stunden vor den Spielterminen besucht werden.