Nachdem sie zuvor einstimmig Millionen Euro für das Backbone verbuddeln ließen, spaltete ein 10.000-Euro-Zuschuss-Antrag des Theaters Lindenhof die Gemeinderäte.
Burladingen - Währenddessen an der Seitenlinie zum Schweigen verbannt, der sonst wortgewandte Ex-Fußballer und Lindenhofgründer Bernhard Hurm. Der Intendant und Schauspieler des Theaters Lindenhof ist Gemeinderat in der Grünen- Fraktion und hatte korrekterweise zu Beginn des Tagesordnungspunktes 5, als es um den Zuschuss ging, den die Melchinger Theaterschaffenden an die Stadt gestellt hatten, am Fenster der Stadthalle Platz genommen. Er ist – so will es die Kommunalordnung – bei diesem Thema befangen.
"Wir sollten tunlichst versuchen, Parteipolitik zu vermeiden"
Es war aber genau diese Ausgabe, bei der drei von vier Vertreter der AfD-Fraktion den Rotstift ansetzten wollten. Einer enthielt sich bei der Abstimmung. Nachdem sein Fraktionsvorsitzender Joachim Steyer sich zuerst zu Wort gemeldet und die Ausgabe aus dem Stadtsäckel glattweg ablehnte, legte AfD-Rat Andreas Scheuer nach. Er wolle die 10.000 Euro erst genehmigen, wenn er mal eine genaue Offenlegung all der Zuschüsse, von denen er ständig höre und lese, von der Verwaltung bekommen habe, ereiferte er sich.
"Das ist alles öffentlich nachzulesen und gar kein Geheimnis, weil der Lindenhof ja eine Stiftung ist. Aber es ist typisch für ihre Partei. Sie wollen ja auch im Bund Hand an die Kulturausgaben legen und die Rundfunkgebühren und das öffentlich rechtliche Fernsehen abschaffen", grätschte Manfred Knobloch, Fraktionssprecher der Ökofraktion mit seinem Wortbeitrag dazwischen.
Bürgermeister Davide Licht versuchte vergeblich, die Wogen der Diskussion, die zu später Nachtstunde hochschlugen - es war nach 22 Uhr - zu glätten. "Wir sollten tunlichst versuchen, Parteipolitik zu vermeiden", mahnte er seine Rätinnen und Räte zur Geschlossenheit und wies während der Diskussion warnend darauf hin, welche "Strahlkraft nach außen" die Entscheidung Burladingens, der "Sitzgemeinde" des Theaters, habe.
Kevin Rieber warnte vor einem "Todesstoß" für das Theater Lindenhof
Die Lindenhöfler, wegen der Corona-Pandemie ja mit einem Auftrittsverbot belegt, hatten beim Land einen Nothilfebedarf in Höhe von 380.000 Euro angemeldet. Das Kultusministerium in Stuttgart wollte daraufhin auch all jene Kommunen, die in der Stiftung des Theaters Lindenhof sitzen und die Kulturschaffenden ohnehin regelmäßig wegen ihrer Auftritte und Veranstaltungen unterstützen, mit ins Boot holen.
Es setzte den Gemeinden und Landkreisen quasi die Pistole auf die Brust. Das Kultusministerium wolle, so erklärte es der Erste Beigeordnete Berthold Wiesner, dass sich die Landkreise und Städte, in denen das Theater spielt, anteilig auch an der Nothilfe beteiligen.
"Todesstoß" für das Theater
Das stieß dem Freien Wähler Daniel Deuringer auf. Für Nothilfe sei die Kommune nicht zuständig, betonte er. Sein Fraktionskollege Kevin Rieber warnte eindringlich davor, dass ein Nein ausgerechnet aus Burladingen auch alle anderen Kommunen und Landkreise dazu bewegen könne, sich zurückzuziehen. Das, so Rieber, wäre der "Todesstoß" für das Theater.
Es handele sich bei den regelmäßigen Zahlungen aus den Kommunen ja auch nicht um Zuschüsse. Korrekterweise müsse man wohl eher von bezahlten Auftritten sprechen. Alle Kommunen und ihre Bürger bekämen ja im Gegenzug etwas dafür.
Auch Sina Baur aus der CDU wies auf die große Bedeutung des Lindenhofs für Burladingen hin, erklärte, dass, obwohl die Fehlastadt nur die viertgrößte Stadt im Zollernalbkreis ist, weder Albstadt noch Balingen oder Hechingen Vergleichbares hätten. Manfred Knobloch spielte auf die Mietgarantie für die Arztpraxen an, die der Gemeinderat der BeneVit für das Zentrum am Rathausplatz gegeben habe.
Wenn seine Ratskollegen dies aber mehrheitlich beschließen könnten, sei ein "Nein" zur Kultureinrichtung Theater Lindenhof ja völlig unlogisch. Zum Schluss gab es ein logisches Ja – bei drei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.