Am Samstag, 28. Juni, ab 20 Uhr ist die letzte Chance, den „Piloten“ einer außergewöhnlichen Serie zu sehen, die im Theater K3 läuft: „Die Frauen-WG“.
Frauen-WGs gibt es schon seit dem Mittelalter: Im zwölften Jahrhundert entstand die Beginen-Bewegung in Flandern und dehnte sich schnell auf die Nachbarländer aus.
Alleinstehende Frauen schlossen sich zu Wohngemeinschaften, den Beginenhöfen, zusammen, lebten in Gemeinschaft, aber bewahrten sich doch ihre individuellen Freiheiten, wie aus dem schön gestalteten Programmheft zur Theater-Serie „Die Frauen-WG“ im K3 Winterlingen hervorgeht.
Jede Darstellerin hat ihre Rolle selbst entwickelt
Für die Darstellerinnen des theatralen Spaziergangs „eng verstrickt – ModeMachtGesellschaft“ im Herbst 2023 war das Thema Frauen-WG ideal, um ein eigenes Stück daraus zu entwickeln. Ein Mann ist darin allein unter Frauen. Und alle sind in der zweiten Lebenshälfte. Ihre Charaktere entwickelten die Darstellerinnen selbst: Biografie, Charakterzüge, Marotten – ein Faktor, der ihre Darstellung umso authentischer macht.
Regie führt Silvie Marks, die als erfahrene Theaterpädagogin ebenso maßgeblich wie die Regisseurin Catja Baumann zur Entwicklung des Stücks und seine Umsetzung beigetragen hat.
Ein selbstbestimmtes Leben muss sie erst mal üben
Für Hildegard Edwina Kranz, dargestellt von Gudrun Bitzer, die es immer allen recht machen wollte und nun auf unerfüllten Wünschen und einem Berg Schulden sitzt, ist die Gründung der WG ein Neuanfang, wobei sie ein selbstbestimmtes Leben erst einmal üben muss. Als sie droht, in alte Muster zu verfallen, eröffnen ihr ihre Mitbewohnerinnen eine neue Perspektive.
Gundi Gruber (Emilie Stingel) hält sich als Frau von Welt mit vielen Geheimnissen aus dem WG-Leben weitestgehend heraus. Ihre verhängnisvolle Affäre jedoch droht am Ende, die ganze WG ins Wanken zu bringen.
Beate Sailer (Monika Davatollagh), schwört auf Feng Shui, um das Qi zum Fließen zu bringen, was ihre Mitbewohnerinnen bald in den Wahnsinn treibt. Dann aber brechen sich ihre positiven Vibes auf andere Weise Bahn.
Kistenweise Erinnerungen vs. Putzfimmel
Angelika Hofleiter (Birgit Jansen Ottilinger) behält zwar auch nach dem guten Leben in Bayern und dem Tod ihres Mannes ihr sonniges Gemüt, verstopft die WG aber mit kistenweise Erinnerungen. Erika Bierle (Angela Durigon) hat hingegen einen Putzfimmel, ist mit wenig zufrieden und unterschätzt sich am meisten selbst. Als der WG-Frieden droht, gestört zu werden, zeigt sie allerdings, was in ihr steckt.
Jenny Failer und Hannah Klein wechseln sich ab in der Rolle der Jo Schmid, die – deutlich jünger als die anderen – nur in der Bewegung zu innerer Ruhe findet und regelmäßig mit ihrer direkten Wortwahl aneckt. Der schusseligen jungen Frau wird ein unüberlegter Fauxpas ziemlich zum Verhängnis.
Ein Mann in drei Rollen
Andreas Fiedler übernimmt als einziger Mann auf der Bühne gleich drei Rollen: Er spielt den Vermieter Archibald Müller, der ganz schön Stress hat mit der Frauen-WG, den Schuldnerberater Möpelschmitt, für den seine Klientinnen vor allem in den Akten existieren, bis das wirkliche Leben über den abgestumpften Mann hereinbricht, und den Machtmenschen Bürgermeister Flick, der alles und jeden zu seinem Vorteil nutzt. Doch als er droht, die WG mit einem Eklat zu sprengen, zeigt sich, dass er die Kraft der Solidarität unter Frauen unterschätzt hat.
Ab Herbst geht es weiter mit der Frauen-WG – dann als Serie, bei der jede Folge zwei bis drei Mal aufgeführt wird.
Infos und Tickets: https://k3-winterlingen.theater/programm/