Der junge Arthur Junghans hat bei einem Arbeits-Aufenthalt in Paris heimlich Pläne und Skizzen von der Kunstuhr gemacht – die Familie ist von den Plänen fasziniert. Foto: Olowinsky

Die Theaterwerkstatt Schramberg holt die Mitglieder der großen Junghans-Dynastie wieder in ihre alte Wirkungsstätte zurück: Das Stück "Die Unruh des Herrn Junghans" spielt in der "Szene 64" in der Geißhalde.

Schramberg - "Der plötzliche Tod des Firmengründers Erhard Junghans Senior im Jahr 1870 trifft die Firma mitten in der kritischen Aufbauphase. Beherzt nimmt die Witwe Luise Tobler die Firmengeschicke in die Hand. Weil ihre Söhne Erhard und Arthur noch zu jung für die Geschäftsleitung sind, ernennt sie kurzerhand den bisherigen Assistenten ihres Mannes, Paul Landenberger, zum Prokuristen. Der erweist sich als Glücksgriff. Zumal er sich wenig später in Frida Junghans verliebt und bald zur Familie gehört.

Erhard, der auch noch eine Strohhutfabrik leitet, muss parallel schon im kaufmännischen Bereich bei Junghans mitarbeiten. Arthur, dessen geniales technisches Talent sich schon früh zeigt, wird nach Amerika geschickt, um dort die neuesten Produktionstechniken auszuspionieren. Als er von dort zurückkommt, hat er große Pläne für die Massenfertigung von Uhren und Weckern in der Tasche. Der Grundstein für die Entwicklung zur größten Uhrenfabrik der Welt ist gelegt. Denn nichts Geringeres hat Arthur Junghans im Sinn." So viel sei verraten.

Ort passt zum Bühnengeschehen

Und so entführt die Theaterwerkstatt-Truppe um Lars Bornschein und Roland Eisele die Besucher im ehemaligen, 1893 erbauten Warenmagazin in der Geißhalde mitten ins Zeitgeschehen von 1870. In diesem Industriedenkmal haben sich die Spieler und Spielerinnen mittlerweile sehr gut eingelebt, derzeit stehen die letzten Proben vor der Premiere am Mittwoch an, das Bühnenbild stilisiert, lässt immer wieder Hinweise auf das Schramberger Stadtbild erkennen, die Kostüme passen zeitgemäß zur vorletzten Jahrhundertwende, originelle akustische Effekte erinnern an die Geräusche damaliger Produktionsstätten.

Aufschwung Schrambergs zur Uhrenstadt

Gemeinsam erarbeitet hat sich Regisseur Roland Eisele viel Originelles einfallen lassen, um immer wieder den Bezug zu der Uhrenstadt herzustellen, auf heute noch bestehende Denkmäler hinzuweisen oder die Entwicklungsgeschichte der Uhrenfabrikation zu skizzieren – die ja dann den Weltruhm des Unternehmens begründen sollte. Und all diese Historie erfüllen die Spieler und Spielerinnen mit Leben, unterhaltsamen Szenen aus dem damaligen Alltag, dem harten Arbeitsleben mit seinen vielen Problemen, dem großen Konkurrenzkampf zwischen genialen Erfindern und dem schließlich erreichten wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt zur weltweit bekannten Uhrenfabrik.

Am besten, man "besucht" die Großfamilie Junghans mit mehreren Generationen im ehemaligen Fabrikgelände selbst, um sich ein Bild zu machen von der enormen unternehmerischen Leistung der Familie sowie der Leistung der Theaterwerkstatt. Kleiner Tipp: Ein eigenes Sitzkissen für die Stühle in der ehemaligen Werkshalle ist für die Reise in die Vergangenheit durchaus zu empfehlen.

Info: Zusätzlicher Termin

Die Theaterwerkstatt spielt die Premiere von "Die Unruh des Herrn Junghans" am Mittwoch, 23. November, 20 Uhr. Weitere Aufführungen in der "Szene 64" sind am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils um 20 Uhr sowie am Sonntag, 27. November, um 15 Uhr. Weil genannte Termine größtenteils ausverkauft sind, reagiert die Theaterwerkstatt auf die große Nachfrage und bietet am Dienstag, 29. November, 20 Uhr, eine Zusatzveranstaltung an. Interessenten melden sich bitte bei Klaus Andreae unter Telefon 07422/5 24 50 beziehungsweise 0163/35 48 39 oder per E-Mail an klaus-andreae@gmx.de – der Eintritt kostet Erwachsene 15 Euro, Schüler und Studenten zahlen sechs Euro. Vorbestellte Karten bitte bis 19.30 Uhr an der Abendkasse abholen.