„Mulle, Mulle, wo bisch?“: Die Akteure waren mit viel Herzblut dabei. Foto: Wallburg

Das Warten hat ein Ende. Erstmals fanden wieder Theateraufführungen nach fast 30 Jahren Stillstand statt. Alle drei Aufführungen in der Waldlust-Bühne Bieselsberg waren ausverkauft.

Nach nahezu 30 Jahren Pause hat sich in Schömberg Bieselsberg wieder eine kleine Theatergruppe gebildet, die sich mit viel Freude, Enthusiasmus und neuen Ideen dem Laientheaterspiel widmet.

 

Acht Bieselsberger, die sich alle aus dem Verein „Bieselsberg packt’s an“ heraus zusammengefunden haben, waren seit Wochen fleißig daran zu proben, Requisiten zusammenzutragen oder selbst etwas zu bauen. Und auch damit beschäftigt, szenengerechte Bühnenbilder kunstvoll zu gestalten.

Auch Lokalkolorit dabei

Am Wochenende war es dann endlich soweit. Alle drei Aufführungsveranstaltungen waren schnell ausverkauft. Aufgeführt wurde das Stück „Mulle, Mulle, wo bisch?“.

Die Originalgeschichte, welche einst auch für ein schwäbisches Volkslied Pate stand, diente als Vorlage und wurde vom Ensemble rollengerecht umgeschrieben und dabei mit viel Lokalkolorit ausgestattet.

Als Intro gab es ein kleines Szenenvorspiel, in welchem eine abgebaute Bank an einer Bushaltestelle wegen möglichem Astfall der umliegenden Bäume auf großes Unverständnis wartender Fahrgäste stieß. „Zuerst im Wald und jetzt auch noch hier“, schüttelten sie verständnislos die Köpfe und spielten dabei auf jüngste Ereignisse der Kommune an.

Geschichte beruht auf wahrer Begebenheit

Bei „Mulle“ handelt es sich, wie kaum anders zu erwarten war, im Original wie auch hier im Stück um ein allseits geliebtes Kätzchen, das plötzlich verschwunden ist. Man kann es sich gut vorstellen, was es bedeuten mag, wenn die Lieblingskatze plötzlich weg ist. Genau das ist in der Originalgeschichte vor vielen Jahren einer Bäuerin im Schwäbischen passiert.

Sie gerät in große Unruhe und sucht daraufhin überall jeden Winkel ihres Hofes ab. Plötzlich fällt der Bäuerin der Lieblingsplatz oben in der Scheuer auf dem Heuboden ein. Dort war das Tier denn auch.

Katze versehentlich überfahren

Ein derartig friedliches Happy End war Kätzchen Mulle im Theaterstück jedoch nicht vergönnt.

Das Schicksal dieser Katze wurde durch Lisa, gespielt von Diana Kiefer, einer Freundin von Fritz Schwemmle (Roland Lotterie), jäh besiegelt, indem sie diese Lieblingskatze von Gaby Schwemmle (Joanna Bolten) versehentlich in der Hofeinfahrt der Familie Schwemmle überfahren hat und Lisa wie auch Fritz nun listig versuchen, die Sache irgendwie zu vertuschen.

Immer kompliziertere Geschichte

Ein turbulentes Versteck- und Intrigen-Spiel beginnt in Gang zu kommen und in Folge immer komplizierter zu werden, bis sich letztendlich die bisher eher wohlgesonnenen Nachbars-Ehepaare Gaby und Horst Schwemmle (von Rudi Rau gespielt) sowie Rosi und Albert Renner (Linda Preußer und Michael Richter) bis auf Weiteres voneinander trennen und sich Frauen und Männer gegeneinander positionieren.

Hobbymalerin Mia Bolten alias Conny Schwemmle, von deren künstlerischer Schaffenskraft im Stück kaum jemand überzeugt ist, trägt zu weiteren amüsanten Verwirrungen bei.

Wie so oft in derartigen Theaterstücken folgt letztendlich auch hier ein guter Schluss, bei welchem alles aufgeklärt wird und die Paare glücklich wieder zueinander finden.

Auch für Mulle hat das Spiel ein Ende. Sie erhält ein würdiges Begräbnis im von ihr zuvor geliebten Garten.

Schauspieler packen viel Herzblut rein

Ein lustiger Dreiakter, der mit viel Herzblut, authentisch gespielt und für ein Erstlingsstück auch bravourös dargeboten wurde. Theateramateure sind per se Menschen, die ihre ehrenamtliche Beschäftigung mit dem Theater aus reiner Liebhaberei und Freude am Spiel ausüben. Diese Liebhaberei ist bei den Akteuren des Waldlust-Theaters Bieselsberg deutlich zu spüren. Hier hat sich eine Gruppe gefunden, die sicherlich noch viel Furore in der Region machen wird.

Michael Nothacker, Ortsvorsteher und Vorsitzender des Dorfvereins, gab sich überglücklich, dass sich aus dem Verein mit derzeit 220 Mitgliedern wieder eine Theatergruppe geformt hat. Er bedanke sich bei allen Akteuren und Unterstützern.