Die Schauspieler und Musiker freuen sich am Ende des Stücks über Blumen und den Applaus des Publikums.Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Zimmertheater Rottweil zieht die Zuschauer bei seinem Auftritt im Stadtgarten in den Bann

"Großes Theater nach einer großen Pause" – so hat es das Zimmertheater aus Rottweil bei seinem Sommerauftritt im Stadtgarten in Schiltach angekündigt. Und das Ensemble hielt Wort.

Schiltach. Nur zwei Tage nach der Premiere des romantischen Versdramas von Edmond Rostand (1868 bis 1918) beim Sommertheater Rottweil war das Stück unter freiem Himmel auf der Bühne bei der Stadtkirche in Schiltach zu sehen.

Als Draufgänger in der Welt der Männer kann Cyrano de Bergerac im gleichnamigen Stück romantische Gefühle in schöne Reime setzen, aber seine zärtlichen Gefühle der schönen Cousine Roxane nicht offenbaren. Seine große Nase zeichne ihn mit "verfluchter Hässlichkeit" und ohnehin schwärmt Roxane für den schönen, aber einfältigen Christian, der für seine Gefühle zu ihr weder Worte und schon gar nicht Verse findet.

Die Kraft der schönen Worte

Weil aber für Cyrano das Lächeln von Roxane "ein holder Gruß vom Paradies" bleibt, flüstert er Christian seine Liebesschwüre ein, der damit seine Angebetete dahinschmelzen lässt. So liebt Roxane den einfallslosen Christian wegen "der Schönheit seiner Seele", die in Cyranos Worten an ihr Ohr dringen. Auch die Bäckerstochter Raguenette, die tanzend die Geschichte erzählt, lässt sich von den Musen küssen und schreibt Poesie mit Schokolade zu ihrem gereimten Rezept für Mandelkuchen.

Als Kommandant der Gascogner Kadetten wird Cyrano mit seiner Truppe, der auch Christian angehört, in die Schlacht geschickt. Von den täglichen Briefen mit den lyrischen Worten von Cyrano wird Roxane so angerührt, dass sie von Paris zu ihrem Geliebten an die Front eilt. Dort erhält sie von dem Sterbenden den letzten Brief, "aus dem von jedem Blatt die Liebe spricht" – aber nicht in Worten von Christian, sondern von Cyrano.

Die junge Witwe verkriecht sich in ein Kloster und wird dort 15 Jahre lang in jeder Woche von Cyrano besucht, dem Roxane immer wieder den letzten Brief vorliest. Als er ihr den Brief aus der Hand nimmt und trotz Dunkelheit flüssig vorliest, erkennt sie den wahren Verfasser der Briefe. Cyrano hatte "die dichterische Feder" für Christian geführt und damit seine eigene Liebe zu ihr in seine Worte gefasst.

Die Frage, ob Liebe blind macht oder als eine Illusion das menschliche Leben erfüllt, bleibt einmal mehr ohne Antwort. Das Theater macht eine Antwort zum Drama oder zu einer Komödie – sie liegt im Auge des Betrachters.

Der große Vollmond nährte die Illusion oder nüchtern betrachtet erhellte er den Heimweg der Besucher. Den Schauspielern war es gelungen, die Zuschauer in den Bann schöner Worte zu ziehen, die ja auch nicht ihre eigenen waren, sondern die von Edmond Rostand: Mathias Kopetzki als Cyrano de Bergerac, Luc Schneider als Christian, Nora Kühnlein als Roxane, Luise Harder als Raguenette, dazu Frank Deesz, Philipp Keßel, Stephan Müller, Gerald Baumann und Michael Becker. Regie führte Peter Staatsmann.