Männer in der Kneipe: Da fehlt es nicht an starken Sprüchen. Foto: B. Schwarz

Das historische Freilichttheater Dornstetten feierte eine zwar glanzvolle, aber unterkühlte Premiere. Noch sechs Vorstellungen werden aufgeführt.

Wenn es doch nur ein paar Grad wärmer gewesen wäre: Es hätte eine perfekte Premiere werden können. So bibberte sich eine dicht gedrängt besetzte Tribüne dem Ende des Spiels unter sternklarem Nachthimmel entgegen, spendete aber – wenn auch mit klammen Fingern – herzlichen und starken Applaus für die Gesamtleistung des Ensembles.

Denn es lag an den äußeren Umständen und gewiss weder am Stück noch an den Laienspielern, dass der Auftakt des historischen Freilichttheaters 2023 in Dornstetten vor der eindrucksvollen Kulisse der Zehntscheuer ein wenig frostig ausfiel.

Mit der Nachkriegsgeschichte „Drei Tage im September“ bringt Autor und Regisseur Rainer Lernhardt ein pralles Theaterstück auf die Bühne, platziert es ins kleinstädtische Leben Dornstettens im Herbst 1945. Es ist eine finstere, gern vergessene Zeit in einer teils zerstörten Stadt zwischen Hoffnungslosigkeit, Hunger und Neuanfang. Dornstetten ist voller Soldaten, die französischen Besatzer drangsalieren mit Verboten und Erlassen die vom Krieg gezeichnete Bürgerschaft.

Das wird bei einer Art Theaterspaziergang vom Marktplatz zum Spielort anschaulich dargestellt, begleitet von zwei wichtigtuerischen Polizisten. Dann, an der Bühne angelangt, ist die Aufregung groß: Die zwölfjährige Theresa ist verschwunden. Die dramatische Geschichte wird dargestellt von herrlich kernigen Typen: Der aufbrausende Vater, die sorgenvolle Mutter, der altkluge Beamte, die so unterschiedlichen Nachbarn, die Kinder. Selbst Bürgermeister und Pfarrer kriegen ihre Rollen.

Freude, Angst und Verzweiflung mit und um Theresa Foto: B. Schwarz

In wohl getakteten Spielszenen in rascher Abfolge stückelt Lernhardt geschickt das Puzzlespiel einer Gesellschaft in einer Zeit voller Zweifel zusammen. Der Dialekt erlaubt zuweilen derbe, zupackende Dialoge. Es sei denn man parliert Latein wie die schlitzohrige Großmutter mit ihrer bärbeißigen Schwester. Trotz aller schwäbischen Sparsamkeit in Ausstattung und Darstellung, erlauben Regisseur Lernhardt und seine Assistentin Sandra Tippmann sich und den Schauspielern einige theatralische Höhepunkte mit viel knitzem Humor. Der geschwätzige Slalom durch die nach Lebensmittel Schlange stehenden Hausfrauen etwa oder die ausartende Massenprügelei.

Die 25 Schauspieler meistern dies alles mit ansteckender Spielfreude, was gerade für die mitwirkenden Kinder und Jugendlichen gilt. Seine Wirkung verfehlt der punktgenaue professionelle Einsatz von Musik und Licht durch Walter Kugler und Marc Junghans nicht.

Lobende Worte vom Bürgermeister

Das alles würdigte Bürgermeister Bernhardt Haas, der allen Beteiligten dankte und dabei auch Tourismusleiterin Ellen Brede-Lenk und ihr Team für das Management des Stadttheaters nicht vergaß. Es sei gelungen, aus kleinen Anfängen eine starke Theatergemeinde in Dornstetten zu bilden.

Weitere Termine

Das Stück
wird gezeigt bis 20. Mai und vom 24. bis 27. Mai, also von Mittwoch bis Samstag. Ab 19 Uhr gibt es Bewirtung durch Schulklassen und Kindergärten. Um 20 Uhr beginnt das Stück auf dem Marktplatz und führt durch die Altstadt zur Tribüne. Eine Sonderausstellung über die Zeit von 1945 bis 1947 in Dornstetten ist derzeit in Museum zu sehen. Es ist geöffnet mittwochs, freitags und sonntags jeweils von 14 bis 16.30 Uhr.