Die Bevölkerung im dystopischen Ehrsberg des Jahres 2125 wird mit Konsum, Spielen und Partys eingelullt. Foto: Hartmut Schwäbl

Das „Theater in den Bergen“ zeigt aktuell die im Jahr 2125 spielende Science-Fiction-Utopie „Ehrsberg ist überall“.

Das Theater wurde 2011 von Schauspielerin Antonia Tittel und ihrem Lebensgefährten Arnd Heuwinkel in Häg-Ehrsberg gegründet.

 

Spiel an mehreren Stationen

Längst hat das im Freien an mehreren Stationen stattfindende Theater, bei dem neben professionellen Schauspielern und Musikern Amateure aus dem Hinterhag und dem Wiesental mitspielen, Kultstatus. Junge Menschen kommen so mit dem Theater aktiv in Berührung und werden inspiriert, sich für den Schauspielerberuf zu begeistern. 270 Besucher waren allein am Sonntag gekommen, um, mit Klappstühlen ausgerüstet, zu den einzelnen Darstellungsorten zu pilgern.

Quartett klettert aus der Gefriertruhe

Sphärische Klänge, eine im Freien stehende große Gefriertruhe und eine große Tafel mit der Ankündigung des Baus eines Atomkraftwerks läuten das von Regisseur Arnd Heuwinkel geschriebene Stück ein. Der Truhe entsteigen – halb stolpernd, halb fallend – Renate (Lena Drieschner), Walter (Armin Gerland) sowie Annemarie (Marianne Tittel) und Gerda (Silvia Frank).

Halb stolpernd, halb fallend entsteigen Renate (Lena Drieschner), Walter (Armin Gerland) sowie Annemarie (Marianne Tittel) und Gerda (Silvia Frank) der Kühltruhe. Foto: Hartmut Schwäbl

Die vier entpuppen sich als im Jahr 2025 bei einer feuchtfröhlichen Feier in die Truhe gefallene und durch dieses Missgeschick tiefgefrorene Familie, die sich nun statt in ihrem Haus auf einer Müllhalde wiederfindet. Doch nicht nur das Haus ist verschwunden.

Büchere und klare Gedanken sind verboten

Die Zeitreisenden wider Willen brauchen einige Zeit, um zu realisieren, dass sie im Jahr 2125 in einer verstörenden Zukunft gelandet sind. Der alemannische Dialekt ist ausgestorben, Bücher gibt es nicht mehr. Letztere sind ebenso verboten wie das Einsetzen des eigenen gesunden Menschenverstands. Demokratie gibt es ebenso nicht mehr – und auch keinen Bürgermeister.

Die vier werden mit der allgegenwärtigen KI „K-Irsten“ konfrontiert, die alles steuert, die in Einheitskleidung herumlaufende Bevölkerung mit Konsum, Spielen und Partys einlullt und aus der Reihe Tanzende bestraft. Hasen – früher von den Menschen gejagt – sorgen nun als „Oberhasen“ in umgekehrter Rolle scharf bewaffnet und gefährlich für die Einhaltung der Regeln, die eine Handvoll Milliardäre gemacht haben, die hinter alldem stecken.

Die Oberhasen sind scharf bewaffnet und überwachen die Regeln. Foto: Hartmut Schwäbl

Sie sind hinter den Zeitreisenden her, die so gar nicht in die Weltordnung passen. Um diesen zu entkommen, gibt es unerwartete Hilfe von „Hackepeter“, der nur zur Tarnung Dorfmetzger ist. In Wirklichkeit ist er Rebell und Hacker und führt eine Truppe Gleichgesinnter an, die der „Zuvielbevölkerung“ das zurückgeben will, was sie verloren hat: Bücher, Bildung, eine eigene Meinung und eben Menschenverstand.

Ein paar wenige diktieren alles

Klar wird Rebellen und Zeitreisenden, dass die Missstände um 2025 mit immer reicher werdenden Multimilliardären wie Elon Musk begonnen haben.

Die Zuschauer haben Klappstühle dabei und folgenden Schauspielern von Ort zu Ort. Foto: Hartmut Schwäbl

Noch sechs weitere Aufführungstermine

Die Veranstaltungen finden samstags (15 Uhr) und sonntags (11 Uhr) noch an folgenden Terminen statt: 27./28. September, 11./12./18./19. Oktober. In einer Pause versorgt die Freiwillige Feuerwehr das Publikum mit Speis und Trank. Heuwinkel wies darauf hin, dass der Landkreis Lörrach für 5 fünf Jahre kulturelle Projekte wie dieses über das Bundesprogramm „Aller.Land“ gefördert bekommt und Theater in den Bergen bei anderen Projekten gerne Hilfestellung leistet.