Die Schauspieltruppe „Jupiter“ des SV Eutingen verwandelte die Festhalle am Wochenende in ein Theater, das sich vor der Konkurrenz aus dem Fernsehen in keiner Weise verstecken musste.
Die Zuschauer bekamen bei der Komödie „Drum prüfe, wer sich ewig scheidet“ allerbester wirklichkeitsnahe und wiedererkennbare Unterhaltung geboten. Und wann kann man das vom Fernsehprogramm schon mal behaupten?
Als der Vorhang aufging, fiel der Blick ins Wohnzimmer der Familie Mergenheim, und allein die detailliert ausgestaltete Bühnendekoration begeisterte und sorgte für viele Oh‘s und Ah’s.
Heinz und Ingrid Mergenheim sind aktuell dabei, ihren Haushalt aufzulösen und in bereitstehenden Umzugskartons einzupacken, denn der Verkauf der gemeinsamen Eigentumswohnung steht kurz vor Vertragsabschluss. Sie wollen sich trennen, denn Heinz hat die Scheidung eingereicht, weil er sein Schatzi mit dem Tennislehrer erwischt hat, wie dieser ihr gerade die Vorhand beigebracht hat. Hinter ihr stehend, mit seinen Händen unter ihrem T-Shirt, um nach den Bällen zu sehen. Dass die beiden seither nicht gerade freundlich miteinander umgehen, dass ist jedem und jeder im Saal klar. Entsprechend rau ist auch der Umgangston.
Durchgeknallter Künstler und reiche Holländerin
Viel besser wird auch nicht, als der erste Kaufinteressent, ein durchgeknallter Künstler, der nur nackt malt und sich an allem stört, was er in der Wohnung entdeckt, auf seine Konkurrentin, eine reiche Holländerin trifft und sich beide Makler, die die Wohnung verkaufen sollen, auch noch mit Argumenten überbieten. „Wie kann man einen Raum nur mit solch zusammengeschraubten Holzfragmenten verwüsten“ wunderte sich die wunderliche Holländerin und der Künstler würde am liebsten alle Türen zumauern lassen, damit der Geist der Inspiration, der ihn alle paar Minuten überkommt, nicht entfliehen kann.
In so einem Fall ist es dann ganz gut, wenn die ordnende Hand eines schwäbischen Hausmeisters Namens Gustav ins Geschehen eingreift. Hochgestochen bot er der gnädigen Frau an, ihr das Ganzkörperreinigungs-Ensemble (das Bad) zu zeigen. „Hasch du an Schlaganfall ghabt, weil du so komisch schwätzt?“ wunderte sich Heinz. „Noi, i han an Butler-Kurs mitgmacht“ erklärte Gustav und kümmerte sich weiter intensiv um die Lady aus Holland.
Es ging also recht turbulent zu auf der Bühne und die Komödie in drei Akten von Rolf Sperling wurde immer wieder mit lokalem Bezug aufgepeppt. „Der hot solche Locka wie dah Tideman, wenn er aus Spargründen wieder mal ein halbes Jahr net beim Friseur war“ oder „Solla a mer d‘ Wohnung net besser beim Edaka ans schwarze Brett hänga? Noi, wenn scho, dann beim Odermatt, da hent Leut länger Zeit zum lesen“, zwei dieser Eutinger Schmankerln.
Vollends aus dem Ruder liefen die Verkaufsverhandlungen, als die Holländerin klar machte, dass sie die Wohnung – ach was, das ganze Haus – für ihren Tennislehrer kaufen möchte, der ihr so toll die Rückhand beigebracht habe. Da flippte Ingrid vollends aus und beschloss, dass die Wohnung nicht verkauft wird. Vor allem nicht an die alte Schachtel, die ihr den Tennislehrer ausgespannt hatte. Während im Wohnzimmer Rambazamba war, malte der Künstler im Schlafzimmer sein Werk „Weis“ (Weise Farbe auf weiser Leinwand) und zwar so, wie er immer malt: nackt.
Die Liebe der beiden siegte zu guter Letzt
Das wiederum brachte sowohl die Maklerin Marie als auch die Holländerin auf ganz neue Ideen. Jede schnappte sich einen Mann und weg waren sie. Währenddessen fanden Ingrid und Heinz beim Ausmisten einen alten Brief, den sie sich vor 20 Jahren bei ihrer Hochzeitsreise nach Venedig selbst geschrieben hatten.
Darin beteuerten sie recht schwülstig, dass sie sich immer lieben werden und falls es mal zu Problem kommen sollten, dann soll dieser Brief sie an ihre Liebe erinnern. Und so war es auch. Die Liebe der beiden siegte zu guter Letzt.
Die Umsetzung und die Rollenverteilung
Es war eine großartige Umsetzung
eines bekannten Theaterstücks, dass die Akteure von „Jupiter“ in diesem Jahr voller Herzblut und großem Engagement einstudiert und mit viel Lokalkolorit und manch deftiger Zote auf die Bühne brachten.
Das Publikum
dankte ihnen immer wieder mit Zwischenapplaus und einem großen Schlussapplaus, den sich aber auch alle fleißigen SVE-Helferinnen und Helfer verdient haben, die bei der jeweiligen Veranstaltung vor und hinter den Kulissen mitgearbeitet haben.
Die Rollen:
Heinz Mergenheim (Raimund Sattler), Ingrid Mergenheim (Corinna Müller), Maklerin Marie Lechterbrink (Sandra Kurbjun), Makler Klaus Vorstätter (Volker Pusch), Künstler Ingo Fischenich (Jochen Krespach), Marie von Vaarensbeek (Chrissi Gaiser), Hausmeister Gustav Frings (Oliver Kramer).
Als Souffleusen
waren Christine Pusch und Alexandra Kurbjun aktiv.
Übrigens:
Auf dem T-Shirt vom Gustav stand: „Ich hab‘ den Größten – Dachstein von Braas“.