Wie fühlt es sich an, wenn die eigene Heimat plötzlich kein sicherer Ort mehr ist? Wenn man zur Arbeit gezwungen wird, fernab von Familie und Freunden?
Diese Fragen standen im Zentrum der Werkschau „Vergessene Schicksale“, die die Mittelstufen-Theater-AG des Gymnasiums am Deutenberg in Schwenningen auf die Beine gestellt hat.
Das Stück, geschrieben von der Schülerin Karina Rassejkin, beleuchtet das Schicksal von NS-Zwangsarbeitern in Schwenningen und stellt zugleich die Frage, wie wir heute mit dieser Geschichte umgehen, berichtet die Schule in einer Mitteilung.
In einem Rundgang durch das Schulhaus wurden die Zuschauer mitten in die Geschehnisse hineingezogen, von einem ukrainischen Marktplatz in den 1940er Jahren bis zu Baracke eines Arbeitslagers in Schwenningen. Szenische Darstellungen, persönliche Botschaften und interaktive Elemente verbanden sich zu einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Den Auftakt bildete ein Gespräch mit der Autorin des Stückes Karina Rassejkin. Die Schülerin der Kursstufe 1 erklärte, dass der Titel „Vergessene Schicksale“ nicht zufällig gewählt wurde: Die Anfangsbuchstaben stehen für „Villingen-Schwenningen“, zugleich verweist der Name darauf, wie viele Lebensgeschichten der Zwangsarbeiter aus der NS-Zeit aus dem Gedächtnis der Stadt verschwunden sind.
Eigene Texte auf der Bühne
„Wir wollten ihnen eine Stimme geben, indem wir ihre Geschichten erzählen“, sagte sie. Besonders bewegend sei es für sie gewesen, ihre eigenen Texte auf der Bühne zu sehen. Anschließend bewegte sich das Publikum durch verschiedene Räume der Schule, in denen einzelne Szenen des Stücks gespielt wurden.
Besonders gewürdigt wurde das Engagement der über 50 Schülerinnen und Schüler durch Grußbotschaft von Larisa Ledovskaja aus der Ukraine, der Tochter von Wolodomyr Shcherbina, dessen Schicksal in dem Stück eine zentrale Rolle spielt. In ihrer Nachricht dankte sie den Schülern dafür, dass die Geschichte ihres Vaters nicht in Vergessenheit gerät.
Am Ende der Werkschau blieben viele Besucher noch im Raum, diskutierten bei Brezeln und Getränken und blätterten durch die Informationsmaterialien. Wer wollte, konnte an der „Wand der Stolpersteine“ eine eigene Botschaft hinterlassen oder in der Druckausgabe des Stückes schmökern.
Als sichtbares Zeichen der Erinnerung konnte jeder einen Sticker mit der zentralen Aussage des Stücks, „Weil ihr Schicksal nicht in Vergessenheit geraten darf“, mitnehmen und in die Stadt hinaus tragen, heißt es in der Pressemitteilung der Schule.