Foto: SAT.1/ProSieben/Jim Rakete

Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein Hardcore-Girl, dabei steht Judith van Hel eher auf ruhige Songs. Am Freitag singt sie im Finale von "The Voice".

Auf den ersten Blick wirkt sie wie ein Hardcore-Girl, dabei steht Judith van Hel eher auf ruhige Songs. Am Freitag singt sie im Finale von "The Voice" - wir haben mit ihr gesprochen.

Hallo Judith, wie bist du zur Musik gekommen?

Judith van Hel: Meine Eltern sind sehr musikalisch. Als Kind habe ich Instrumente gelernt und wir haben immer viel Musik zusammen gemacht. Es wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Dann habe ich später angefangen, in Schülerbands zu spielen und hatte mit 18 Jahren meine erste eigene Band. Seitdem bin ich mit eigenen Bands unterwegs.

Deine Haare hast du abrasieren und versteigern lassen, damit du dir die Fahrt zum "Voice of Germany"-Dreh leisten konntest. Was war das denn für eine verrückte Aktion?

Nee, so ganz stimmt das nicht. Die Wahrheit ist: Ich hatte bis vor drei Jahren ganz lange Dreadlocks gehabt und habe mir diese vor drei Jahren abgeschnitten - zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht mal ansatzweise, dass ich zu "The Voice" gehen würde. Im Frühjahr dieses Jahres habe ich meine Haare dann bei eBay verkauft, weil ich so viele Anfragen hatte. Dann kam die Zeit, als ich bei den ersten Castings mitgemacht habe. Natürlich hat es irgendwie auch ein bisschen die Reisekasse aufgebessert, weil es genau in der Zeit war, aber es hat jetzt nichts mit "The Voice" zu tun.

Durch dein Äußeres und die vielen Tätowierungen würde man vermuten, dass du eher Punk- oder Hardrockmusik machst - dabei singst du gefühlvolle Songs. Hast du schon immer diese Art von Musik gemacht?

Ja, das war schon immer so. Ich habe tatsächlich auch eine Punkrockband, mit der ich unterwegs bin, aber ich habe schon immer akustische und ruhige Musik gemacht. Ich denke, nur weil man in eine gewisse Richtung aussieht, muss man sich nicht für andere Dinge versperren. Es ist ein großer Teil von mir, die ganz emotionale und ruhige Seite, was ich am besten durch die Musik ausdrücken kann.

Wie sind die Reaktionen der anderen Menschen auf dich bzw. auf deine vielen Tätowierungen?

Ich merke, dass die Leute gucken, und manche schauen auch nicht so nett. Natürlich kann ich das nachvollziehen, aber es ist schon so, dass wenn jemand es zulässt und den ersten Eindruck überwindet, der vielleicht nicht so positiv war, die Leute mich kennenlernen und danach auch verwundert sind, dass ich überhaupt nicht so bin, wie sie vielleicht im ersten Moment gedacht haben. Das sind dann immer ganz schöne Momente.

Es gibt auch gewisse Ähnlichkeiten zwischen dir und Sängerin von Jennifer Rostock. Wie gefällt dir die Musik der Band?

Jennifer ist nicht direkt ein Vorbild für mich, weil sie ganz andere Musik macht als ich. Ich höre die Musik und finde sie gut, aber es ist überhaupt nicht die Musik, die ich selbst machen würde. Bis auf die vielen Tattoos haben wir meiner Meinung nach nicht viele Gemeinsamkeiten.

Auf deiner Facebook-Seite gab es dazu Kommentare wie "Macht einen Song zusammen!" Könntest du dir das vorstellen?

Ich weiß nicht, ob die Jennifer sich das vorstellen könnte, weil wir schon sehr unterschiedliche Musik machen. Es wäre auf jeden Fall ein lustiges Projekt. Wenn sie Bock drauf hätte, warum nicht! Du kannst sie gerne mal fragen ;-)

"Fucking Beautiful" ist deine erste Single. Wie fühlt es sich an, jetzt einen eigenen Song zu haben?

Es ist ein total krasses Gefühl, als ob man ein Baby hat, das man der Welt zeigt. Der Song hat für mich eine ganz persönliche Bedeutung, die ich auch schon einige Male erklärt habe, wo es verschiedene Auslegungsarten gibt. Es war schon sehr aufregend, denn es gibt da keinen Künstler, an dem man gemessen werden kann. Ich bin total froh über die Reaktionen, die durchgehend positiv sind. Klar gibt es auch Leute, denen es nicht gefällt, aber man kann es auch nicht allen recht machen. Es war schon ein großer Moment, den Song vor dem Publikum zu präsentieren und ich bin froh, dass ich ihn am Freitag noch mal singen darf.

Welche Vorbereitungen gibt es für das große Finale am Freitag?

Ich mache viel Vocalcoaching und gehe meine Songs durch. Ich bin absolut niemand, der sich halb vorbereitet auf die Bühne stellt, sondern ich brauche schon eine gute Vorbereitung und wenn ich mich sicher fühle, dann habe ich auch ein gutes Gefühl. Was ich aber auf jeden Fall auch mache ist, dass ich mir eine Auszeit nehme - ich gehe mal in die Sauna oder setze mich hin und mache eine Stunde etwas, das nichts mit "The Voice" zu tun hat. Es ist wichtig, um auch einfach den Bezug zur Realität nicht zu verlieren und vor den Augen zu haben, wo bin ich hier und was mache ich. So hat es bisher auch immer ganz gut geklappt.

Einfach mal abschalten, um neue Energie zu tanken ist sicherlich durchaus wichtig bei diesem Job, oder?

Ja, total! Wenn ich jetzt den ganzen Tag für alle Leute erreichbar wäre, wüsste ich selbst nicht mehr, wo ich bin. Ich muss mir ganz klar sagen: Jetzt nehme ich mir mal eine Stunde Auszeit und gehe in die Saune. Mein Handy lasse ich dann auf dem Zimmer.

Gibt es Konkurrenzdenken untereinander?

Es gibt hier wirklich keine Konkurrenzstimmung, vielleicht liegt es an der ganz besonderen Situation, dass es in diesem Jahr einen klaren Favoriten gibt.

Hast du dir auch schon Gedanken darüber gemacht, wie es weitergehen wird, wenn du nicht gewinnen solltest?

Eigentlich bin ich nicht der Typ, der sagt: "Was wäre wenn …" Ich versuche, im Hier und Jetzt zu sein und schaue, was ich in dieser Situation machen und wie ich hiermit arbeiten kann. In der groben Planung gibt es aber nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich bekomme ein Plattendeal angeboten oder ich gehe zurück in meinen alten Job als Ergotherapeutin, das wäre für mich auch kein Problem. Musik werde ich aber immer machen - ganz unabhängig von "The Voice"!