Ebenso kämpferisch wie spöttisch: Katee Sackhoff als Prinzessin Bo-Katan Foto: Lucasfilm Ltd.

Die dritte Staffel der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ rückt die Herkunftskultur des Helden in den Fokus, eine starke Frauenfigur und schräge Aliens.

Mandalorianer sind bei „Star Wars“ das, was im alten Japan die Samurai waren: eine konservative Kriegerkaste mit Prinzipien. Dass sie ihren Helm nie abnehmen dürfen, machte es dem Publikum zunächst schwer, eine Beziehung zu Din „Mando“ Djarin aufzubauen, dem Titelhelden der Serie „The Mandalorian“; doch der Kopfgeldjäger ohne Gesicht punktete, als er versprengten Schergen des zerfallenden Imperiums das spitzohrige Baby Grogu entriss, das derselben Spezies entstammt wie der legendäre Jedi-Großmeister Yoda.

In Staffel zwei nahm Mando dann doch den Helm ab, um Grogu erneut zu retten – man kennt nun also Pedro Pascals sanfte Züge. Allerdings hat er damit die Regeln verletzt. Reinwaschen kann er sich nur in den Minen von Mandalore. So beginnt Staffel drei, und in der zweiten Folge ist zu sehen, wie übel das Imperium Mandos Heimatplaneten verwüstet hat. Das erinnert an Teile der Ukraine, die der Möchtegern-Imperator Putin mit Zerstörung überzieht – der „Krieg der Sterne“ dockt hier auf traurige Weise an die reale Gegenwart an.

Die streitbare Prinzessin springt dem Kopfgeldjäger zur Seite

Monströse Kreaturen lauern im Untergrund von Mandalore, und manche sind sogar dem trickreichen Mando mit seinem ausgeklügelten Waffenarsenal über. Unverhofft springt ihm die streitbare Mandalorianer-Prinzessin Bo-Katan Kryze (Katee Sackhoff) zur Seite. Eigentlich verachtet sie Mandos archaische „Children of the Watch“ als Freaks, als Randaspekt ihrer einst großen Kultur; hier erfährt man nun mehr über beide. Bo-Katan, in Staffel zwei noch eine Nebenfigur, tritt in der dritten ins Zentrum der Geschichte.

Die Science-Fiction-Spezialistin Sackhoff („Battlestar Galactica“, „Another Life“) hat die Statur und das Charisma einer Kämpferin, und sie vermittelt überzeugend die spöttische Distanz eines freien Geistes. Sie dürfte die Lücke füllen, die Gina Carano als Söldnerin Cara Dune hinterlassen hat. Carano wurde gefeuert nach umstrittenen Posts in sozialen Medien. Darin verglich sie unter anderem den „Hass auf Konservative“ mit dem Holocaust und bekannte sich zu Donald Trumps Lüge von der gestohlenen Wahl.

Eine gewisse serielle Verwirrung

Beim putzigen Grogu trägt die kurze Ausbildungsphase beim Jedi-Meister Luke Skywalker Früchte. „Die Macht ist stark in ihm“, wie das im „Star Wars“-Sprech heißt, und nun kann er sie bewusster nutzen, was ihn zum interessanteren Mitspieler macht. Wieso er Skywalker vorzeitig verlassen hat, wird in der cartooneskeren Serie „The Book of Boba Fett“ erzählt, der Geschichte eines anderen Kopfgeldjägers. Darin spielte Din Djarin eine Gastrolle; die Verstrickung war stellenweise originell, stiftet aber auch Verwirrung.

Skywalkers Auftritt hat dem „Mandalorian“ ein wenig Ursprungsmagie eingehaucht – der digital verjüngte Mark Hamill wirkte nur ein ganz klein wenig gruslig und sah fast wieder aus wie 1977, als die Weltraum-Saga begann. Bereits in der zweiten Staffel hat die Serie sich von der Nummernrevue emanzipiert, die sie zunächst war, nun scheint sie den ernsthafteren Kurs weiterzuverfolgen. Ob sie die Tiefe der bislang stärksten „Star Wars“-Serie „Andor“ erreicht, dieser grandiosen Universalerzählung von Tyrannei und Rebellion, bleibt abzuwarten.

Gefräßige Giganten und bösartige Winzlinge

Unterhaltsam ist Mandos Odyssee nach wie vor. Die extraterrestrischen Welten und die Flüge durchs All sind atemberaubend in Szene gesetzt, seltsame Kreaturen aller Art lebensecht animiert – vom gefräßigen Giganten bis zum bösartige Winzling, der geschickt robotische Körper nutzt. Zur Erheiterung trägt die Flugangst eines neuen Tonnen-Droiden im R2-D2-Format bei, den die abgezockte Schrauberin Peli Motto (Amy Sedaris) Mando überlässt.

Ein Wiedersehen gibt es nicht nur mit ihr, sondern auch mit dem Darksaber, einem mächtigen Lichtschwert mit Vorgeschichte. Und mit einem der originellsten „Star Wars“-Charaktere aller Zeiten: Mando versucht, aus Überresten den skurrilen Kopfgeldjäger-Droiden IG-11 zu rekonstruieren, der sich in Staffel zwei in heldenhafter Selbstzerstörung für die Sache geopfert hat.

„Das ist der Weg“, könnte man mit dem Motto der Mandalorianer sagen. Die sagen das allerdings immer – auch in Katastrophensituationen.

„The Mandalorian“ läuft seit 1. März wochenweise immer mittwochs auf Disney+.