Unterschiedliche Motive, gleiches Ziel: Jeremy (Tijmen Govaerts) lässt sich auf Ada (Ella-June Henrard) und Alidor (Gene Bervoets) ein Foto: ZDF/Thomas Dhanens

Ein begabter Informatikstudent lässt sich vom Boss einer Gaunerbande anheuern in der belgischen Serie „The Bank Hacker“. Deren komplexe Anlage ist schlüssig und gesellschaftskritisch angereichert.

Stuttgart - Der Vater des 20-jährigen Informatikstudenten Jeremy bringt sich um, weil er auf Anraten der Bank in Aktien investiert, alles verloren und Schulden angehäuft hat – und der Gentleman-Gauner Alidor van Praet sucht dringend einen Hacker, um just jene Bank um Millionen Euro zu erleichtern. Bis die beiden zusammenkommen, dauert es eine ganze, 45-minütige Folge lang in der belgischen Serie „The Bank Hacker“: Alidor sitzt zunächst im Knast und Jeremy muss erst einen renommierten Hacker-Wettbewerb gewinnen, um ins Visier von Alidors hübscher Tochter Ada zu geraten.

 

Die komplexe Anlage und das umfangreiche Figurentableau sind schlüssig konstruiert. Die Autoren und Regisseure etablieren beides in kurzer Zeit mit dynamischer Kamera und zackigen Schnitten. Die gesamte Handlung ist als Rückblende angelegt, in der Gegenwart redet Jeremy mit einer Staatsanwältin. Der Kniff mindert die Spannung nicht, liefert aber erhellende, mit Collagen bebilderte Details.

Alidor ist ein geschmeidiger Verführer

Jeremy ist mit Tijmen Govaerts gut besetzt. Er überzeugt als Computer-Nerd und entfaltet genug Netter-Junge-von-nebenan-Ausstrahlung, um als Hauptfigur zu bestehen. Der entscheidende Darsteller ist aber Gene Bervoets: Er macht aus dem Gentleman-Gauner Alidor einen geschmeidigen Verführer mit Stil und Charme, der seine Worte perfekt setzt.

Nicht immer sattelfest wirken manche Nebendarsteller, was zum Teil auf die hölzerne deutsche Synchronfassung zurückzuführen ist. Ella-June Henrard als Ada etwa bringt den ungelenken jungen Mann äußerlich in Form und innerlich zumindest so weit von seiner Rechtschaffenheit ab, dass er als passabler Hochstapler durchgeht. Allerdings chargiert sie selbst, als sie vorführt, wie man auf der Straße Leute dazu bringt, zu tun, was man möchte. Aus der Gaunerbande sticht der cholerische Prince heraus, ein unbeherrschter, enervierender Typ, den jeder Gangsterboss bei Sinnen sofort feuern müsste.

Das Wichtigste: Die Nerven behalten

Jeremys Mutter ist mit den Schulden überfordert, an denen ihr Blumenladen hängt, die kleine Schwester verstummt, seit sie den toten Vater fand. Im Hintergrund schwelt ein Konflikt mit den Großeltern. „The Bank Hacker“ ist thematisch also für ein breites Publikum aufgestellt.

Das Hacking läuft ab, wie man es kennt: Jeremys Finger fliegen über die Tastatur seines Laptops, auf dem Bildschirm rasen Computer-Befehlzeilen durch, und ab und zu erscheinen entscheidende Informationen auf dem Monitor. Das reicht für Nicht-IT-Experten völlig aus. Entscheidende Technik wird unaufdringlich so weit erklärt, dass auch Laien sie nachvollziehen können. Jeremy bewährt sich zunächst, indem er sich ins Publikumsvoting einer TV-Show hackt – in der cyberkriminellen Praxis aber muss er erst lernen, die Nerven zu behalten.

Der Bankräuber stilisiert sich zum Robin Hood

Auch gesellschaftliche Themen schneidet „The Bank Hacker“ an: Bürokratische Akteure, denen der Sinn fürs Menschliche abhandengekommen ist, das Gebaren von Bankberatern, die nur den eigenen Profit im Auge haben. „Geld braucht Bewegung, aber leider fließt es immer in dieselbe Richtung“, kommentiert Alidor die sehr ungleiche Vermögensverteilung, die vielerorts eine Tatsache ist – der Bankräuber stilisiert sich zum Robin Hood, und sein geschädigter Hacker geht mit.

Man darf gespannt sein, wie das ausgeht. Die ersten drei von acht Folgen sind jedenfalls sehr unterhaltsam.

„The Bank Hacker“ läuft auf ZDFneo und in der ZDF Mediathek.