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Das Tailfinger Thalia-Theater und die Ebinger Festhalle sollen abgerissen werden – das Theater sofort, die Halle in zwei Jahren. Gegen den Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats vom Juli machen nun die Grünen mobil.

Albstadt-Tailfingen - Vorläufig aber nur für einen Teil: Das Thalia-Theater ist schon seit längerem geschlossen: Laut Urteil der Gutachter ist die Statik marode, der Brandschutz unzulänglich und die Nutzung nicht länger vertretbar; die Sanierungskosten werden auf 13 Millionen Euro geschätzt. Da das Thalia, anders als die Ebinger Festhalle, nicht mehr bespielt wird, kann es umgehend abgerissen werden, und genau das hat die Stadt Albstadt vor. Die Lizenz für den Abbruch hat sie ja vom Gemeinderat bekommen.

Für die Grünen, die in der Ratssitzung am 25. Juli gegen den Abbruch votierten, ist das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen. Seit drei Tagen läuft auf der Internetseite www.openpetition.de eine von ihnen initiierte Online-Petition mit der Forderung "Kein Abriss des Thalia-Theaters!". Mittlerweile haben über 200 Unterstützer unterschrieben; bis Ende Oktober, – die Petition bleibt acht Wochen lang offen – sollen es mindestens 2000 sein. Dieser Richtwert liegt 1270 Unterschriften über dem Quorum von 730 Stimmen, das openPetition selbst nennt, aber dieses ist ohne rechtlichen Belang.

Bürgerbegehren ist noch kein Thema

Allerdings würden auch 2000 Stimmen nicht ausreichen, um ein Bürgerbegehren gegen den Thalia-Abbruch anzustrengen; das Quorum läge bei rund 2500 Stimmen – aus Albstadt, versteht sich. Zudem müsste der Antrag drei Monate nach Veröffentlichung des fraglichen Gemeinderatsbeschlusses eingegangen sein, also tatsächlich in der letzten Oktoberwoche. Laut ihrem Stadtverbandsvorsitzenden Markus Ringle streben die Grünen ein Bürgerbegehren derzeit nicht ausdrücklich an; Ringle schließt aber nicht aus, dass sie es sich anders überlegen könnten, wenn die Zahl der Unterschriften und das Tempo, in dem sie eingehen, es hergeben. Ihren Widerstand gegen den Abbruch begründen die Albstädter Grünen folgendermaßen: Das Thalia-Theater sei der letzte verbliebene Vollbühnen-Theaterbau der Region; sein Abriss, so die Grünen, wäre "eine Schande für eine Stadt mit fast 47 000 Einwohnern, vielen Fach- und Führungskräften und einer breiten Schicht von kulturell interessierten Bürgern"; seine Instandsetzung sei schon deshalb geboten, um die Vielfalt des Albstädter Kulturangebots zu erhalten, und die veranschlagten Sanierungskosten von 13 Millionen Euro wohlfeil im Vergleich zu den "weit über 70 Millionen Euro", die ein Neubau nach Einschätzung der Grünen verschlingen würde. Wobei die Gutachten keineswegs auf eingehenden Analysen der Bausubstanz beruhten und die Schätzung von 13 Millionen Euro daher des Nachweises entbehre.

"Eine Schande für die Stadt"

Sanierung ist ökologisch sinnvoller

Noch eindeutiger falle das Urteil aus, wenn man die Ökobilanz mitberücksichtige: Ein Neubau – Stichwort "Graue Energie" – sei allemal umweltschädlicher als die entsprechende Sanierungsmaßnahme; die Devise laute deshalb "Weiterbauen statt neu bauen". Sie würde prinzipiell auch für die Festhalle Ebingen gelten; dass die Petition der Grünen sich nur auf das Thalia-Theater bezieht, liegt daran, dass der Fall akut ist. Die Festhalle hat ja noch zwei Jahre Galgenfrist.

Baubürgermeister Udo Hollauer quittiert den Vorstoß der Grünen mit dem Hinweis auf die geltende Meinungsfreiheit – und kontert ihn mit dem gleichen Vorwurf, den sie gegen die Stadt erheben: nicht ausgewiesene, überhöhte Kostenschätzungen. "70 Millionen Euro – wenn ein Theater für 500 Zuschauer so viel kostete, würde niemand mehr eines bauen."