Allein der klassische Schulbedarf schlägt mit durchschnittlich 181 Euro zu Buche.
Stuttgart - Die Schulzeit ihrer Kinder kommt Eltern teuer zu stehen. Sie müssen im Schnitt 21.000 Euro während eines Schülerlebens in den Nachwuchs investieren. Im Südwesten sind es 19.100 Euro.
Maximilian kommt schon in die zweite Klasse und weiß noch genau, was bei ihm vor einem Jahr in der Schultüte war – bunte Stifte, Süßigkeiten, ein Dino-Kartenspiel und die erste Uhr. Von der Tante gab es dann noch die Torwarthandschuhe, die er sich seit Langem sehnlichst gewünscht hatte, und auch sonst erhielt er noch jede Menge Geschenke von Verwandten und Bekannten.
Verbraucher lassen sich die Einschulung etwas kosten. Der Handel rechnet in diesem Jahr mit rund 580 Mio. Euro Umsatz für Geschenke und Schulausrüstung, wie eine Umfrage des Branchenverbands HDE zeigt. Neben Süßigkeiten landen vor allem Schulmaterialien, Bücher und Spielwaren in der Schultüte.
Allein für Schulranzen, Mäppchen, Turnbeutel und Co. geben die Verbraucher im Schnitt 181 Euro aus. Die Kosten variieren enorm – je nach Marke. Bei Büchern und Schreibwaren sind es durchschnittlich 47 Euro. Vergleichszahlen hat der Verband nicht, da man dieses Jahr erstmals solche Daten erhoben habe, sagt ein Sprecher. Laut HDE ist der Schulanfang vor allem für den Schreibwarenhandel ein spürbarer Umsatzimpuls, aber auch der Möbelhandel profitiere vom Schreibtischkauf.
Gesetzgeber hat das sogenannte Schulstarterpaket erhöht
Etwa drei Viertel der Befragten, die zur Einschulung einkaufen gehen, beschenken dabei Kinder im näheren Umfeld, nur ein Viertel die eigenen Kids. Das zeige, dass die ABC-Schützen vor allem von Verwandten und Nachbarn Geschenke erhielten. Der Schulstart ist damit nicht nur ein Fest für die Kinder und ihre Familien, sondern auch für den Handel. Oftmals finden sich auch Geschenkgutscheine und Geld in der Schultüte. Die jüngste große Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stammt aus dem Jahr 2013. Damals gaben die Eltern im Schnitt 238 Euro für die Einschulung aus – seither wurden keine neueren Daten mehr erhoben, doch mittlerweile dürfte es eher mehr Geld sein, heißt es bei der GfK. Für einkommenschwache Familien hat der Gesetzgeber dieses Jahr das sogenannte Schulstarterpaket von 100 auf 150 Euro erhöht. Die Eigenanteile der Eltern für das Mittagessen in Schulen sowie für die Schulbeförderung entfallen.
Die Einschulung ist schließlich nur der Anfang, im Laufe eines Schullebens müssen Eltern tief in die Tasche greifen. Aktuelle Daten wurden nicht erhoben, eine Auswertung aus dem Jahr 2017 gibt immerhin einen Trend an. Von der ersten Klasse bis zum Abitur summieren sich die Ausgaben – Bücher, Essen, Klassenfahrten oder Bustickets – im Schnitt auf fast 21 000 Euro, wie das Internet-Vergleichsportal Idealo damals berechnet hat.
Dabei gibt es enorme Unterschiede zwischen den durchschnittlichen Gesamtkosten pro Bundesland. In Niedersachsen etwa sind die Ausgaben der Berechnung zufolge mit mehr als 27 300 Euro am höchsten, gefolgt von Hamburg und Bremen, am unteren Ende der Skala steht Mecklenburg-Vorpommern mit knapp 15 000 Euro. Der Südwesten liegt mit knapp 19 100 Euro im Mittelfeld.
Starke Unterschiede in den Bundesländern gibt es bei Büchern
Die deutlichen Unterschiede zwischen den Ländern erklären die Autoren der Studie damit, dass das deutsche Schulsystem nicht zentralisiert vom Bund gestaltet wird. Bildungspolitik ist Sache der Bundesländer. "Jedes Bundesland definiert eigene Regeln für die Finanzierung des Schulessens, des Bücherkaufs oder zur Gestaltung der Hortkosten", heißt es in der Studie.
Deutlich teurer als eine gefüllte Schultüte ist in der Regel der erste Schulranzen. Auch die Einschulungsfeier ist ein wichtiger Kostenfaktor, viele gehen dafür ins Restaurant. Größter Kostenfaktor im Laufe eines Schullebens ist die Betreuung – auch weil viele Eltern Familie und Beruf miteinander vereinbaren wollen. Da die Preise für die Betreuung regional festgelegt werden, geht die Kostenschere zwischen den einzelnen Bundesländern extrem auseinander, wobei auch die Anzahl der Stunden und auch die Betreuungszeiten eine Rolle spielen.
In Deutschland liegen die durchschnittlichen Hortkosten bei 7900 Euro für die ersten sechs Schuljahre – sie treiben die Ausgaben besonders in die Höhe und sorgen dafür, dass diese ersten sechs Schuljahre auch die teuersten sind. Seit 2012 können allerdings Betreuungskosten bis zum 14. Lebensjahr als Sonderausgabe von der Steuer abgesetzt werden – maximal aber 4000 Euro pro Kind und Jahr.
Starke Unterschiede in den Bundesländern gibt es auch bei Schulbüchern. In Baden-Württemberg etwa herrscht die sogenannte Lernmittelfreiheit, das bedeutet, dass die Schulbücher nicht gekauft werden müssen, sondern von der Schule zur Verfügung gestellt werden.