Alle diese Getränke gelten Foodwatch zufolge als überzuckert. Foto: Foodwatch

Ob Cola, Capri Sonne oder fertig gemischte Apfelschorle: Mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk in Deutschland ist nach einem Test der Verbraucherorganisation Foodwatch überzuckert. Müssen die Deutschen deshalb künftig mehr für diese Getränke zahlen?

Stuttgart - Ob Cola, Capri Sonne oder fertig gemischte Apfelschorle: Mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk in Deutschland ist überzuckert. Das kritisiert die Verbraucherorganisation Foodwatch nach einem Vergleich von 463 Getränken und fordert nun die Einführung einer Zucker-Steuer nach dem Vorbild von Großbritannien. Das sind die Ergebnisse im Detail:

Der Test

Der Test: 463 Limonaden, Energy Drinks, Saftschorlen, Brausen, Eistees und Fruchtsaftgetränke aus dem Sortiment der drei größten Handelsketten wurden von den Verbraucherschützern der Organisation Foodwatch auf ihren Zuckergehalt hin geprüft. Im Schnitt enthielten die Getränke 7,5 Prozent Zucker und damit mehr als 6 Stück Würfelzucker je 250-ml-Glas. In Großbritannien gelten Getränke als überzuckert, die einen Zuckeranteil von mehr als fünf Prozent aufweisen.

Die Kritik

Die Kritik: Deutschland ist eines der Länder mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Zuckergetränken: Im Schnitt werden jährlich rund 84 Liter getrunken. Insbesondere männliche Jugendliche stehen auf das Zuckerwasser: Sie nehmen täglich etwa 40 Gramm Zucker durch zuckergesüßte Getränke zu sich. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, maximal zehn Prozent des täglichen Energiebedarfs durch Zucker zu decken. Für Erwachsene bedeutet das: nicht mehr als 50 Gramm, bei Kindern sind es 25 Gramm. Derzeit werden in Deutschland bis zu 25 Prozent des täglichen Energiebedarfs durch Zucker gedeckt. Die Folgen: Das Risiko für die Entstehung von Übergewicht, Adipositas, Typ-2-Diabetes und anderer chronischer Krankheiten wird erhöht. „Dazu trägt gerade flüssiger Zucker in Form von Getränken bei“, sagt Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Leipzig.

Die Forderung

Die Forderung: In Großbritannien müssen die Hersteller ab 2018 eine Abgabe für Getränke mit einem Zuckeranteil von mehr als fünf Prozent zahlen. Für die Kunden bedeutet das: Solche Getränke werden sich um bis zu 32 Cent pro Liter verteuern. Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert eine ähnliche Regelung, die es auch in Frankreich und Mexiko gibt, auch für Deutschland und erhofft sich davon reduzierte Zuckergehalte. „Andernfalls müssen sich die Hersteller an den milliardenschweren Gesundheitskosten beteiligen und Präventionsprogramm finanzieren“, sagt Oliver Huizinga von Foodwatch.

Die Reaktionen

Die Reaktionen: Noch gibt es kaum langfristige Erfahrungen oder wissenschaftliche Studien, die belegen, dass Steuern Menschen zu gesünderem Essverhalten anregen. Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) hält deshalb nichts von solchen Abgaben und kritisiert zudem den hohen Verwaltungs- und Kontrollaufwand. Auch Ernährungswissenschaftler Hans Konrad Biesalski von der Universität Hohenheim lehnt solche Maßnahmen ab. Der Grund: „Es gibt keine ungesunden Lebensmittel, sondern nur einen falschen Umgang mit ihnen.“ Er plädiert dafür, über flächendeckende Schulobstprogramme und bessere Standards für Schulessen Kinder von klein auf an eine ausgewogene Ernährung heranzuführen. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft und die Deutsche Adipositas-Gesellschaft sprechen sich dagegen für eine Zucker-Steuer aus. Ihr Argument: Hersteller würden nur über ökonomische Anreize dazu gebracht, den Zucker-Anteil in ihren Produkten zu senken.