In Belgien ist die Polizei ins Fadenkreuz islamistischer Terroristen geraten. Es seien Anschläge auf Polizisten und Kommissariate geplant gewesen. Bei der Aktion in Verviers, Brüssel und Umgebung sind zwei Männer erschossen worden, 13 Personen wurden festgenommen
Brüssel - Mit schweren Waffen und Sprengstoff haben mutmaßliche Dschihadisten in Belgien einen größeren Anschlag auf die Polizei geplant. Fahnder nahmen in diesem Fall in Belgien und Frankreich insgesamt 15 Verdächtige fest, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag in Brüssel mit. Zwei Terroristen waren am Donnerstagabend bei einem ungewöhnlich heftigen Schusswechsel mit Spezialkräften der Polizei in Verviers im Osten des Landes ums Leben gekommen.
Die Regierung des liberalen Premiers Charles Michel beschloss unter dem Eindruck der Bedrohung einen Zwölf-Punkte-Plan zum Kampf gegen Terrorismus und Radikalismus. Die Behörden riefen die zweithöchste Terrorwarnstufe für das Land aus.
Gruppe wollte Polizisten töten
Die Ermittler sprachen von einer Terrorzelle: „Diese Gruppe wollte Polizisten auf der Straße oder in Kommissariaten töten“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Eric van der Sypt. Mehrere Mitglieder seien im Syrien-Krieg gewesen. Die meisten Verdächtigen haben die belgische Staatsbürgerschaft. Die Fahnder ließen Spekulationen unkommentiert, wonach auch Tschetschenen unter den Verdächtigen sein sollen.
Ein 25-Jahre alter Mann, der den Schusswechsel in Verviers überlebte, wurde vorläufig in Haft genommen. Er streite ab, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. In Belgien gab es an mehreren Orten 13 Festnahmen, in Frankreich zwei.
Die Staatsanwaltanwaltschaft sprach von zwölf Hausdurchsuchungen. In Verviers fanden die Beamten unter anderem Kalaschnikow-Sturmgewehre des Typs AK47, Munition, Sprengstoffe, Sprechfunkgeräte und Polizeiuniformen.
Die Identifizierung der beiden Getöteten lief laut Staatsanwaltschaft noch. „Der Einsatz diente dazu, eine Terrorzelle und ihr logistisches Netzwerk zu zerschlagen“, sagte van der Sypt. Ob es Beziehungen zu anderen terroristischen Gruppen gebe, sei offen. Verbindungen zu den islamistischen Anschlägen in der vergangenen Woche in Frankreich gebe es auf den ersten Blick nicht.
Jüdische Schulen sollen Montag wieder öffnen
Belgien befand sich am Freitag im Alarmzustand. Polizeiwachen wurden verbarrikadiert, Polizisten wurden angewiesen, nicht mehr alleine auf Streife zu gehen. Jüdische Schulen in Brüssel und Antwerpen blieben geschlossen; sie sollen am Montag aber wieder ihre Tore öffnen. Im Mai vergangenen Jahres hatte ein Islamist bei einem Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel vier Menschen getötet.
Die Regierung ergriff schärfere Sicherheitsmaßnahmen, um Terroranschläge künftig zu verhindern. So soll das Militär öffentliche Plätze und Einrichtungen schützen. Telefon sollen vermehrt abgehört werden. Der Polizeieinsatz in Verviers basierte nach Informationen des öffentlichen Senders RTBF auf abgehörten Telefonaten von Terrorverdächtigen.
Belgien plant zudem Maßnahmen zum Schutz vor rückkehrenden Dschihad-Kämpfern aus Syrien oder dem Irak. Dort hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein Kalifat ausgerufen, das Hunderte Kämpfer aus Europa anzieht. Verdächtigen mit doppelter Staatsbürgerschaft soll künftig die belgische Staatsbürgerschaft aberkannt werden können. Wollen mutmaßliche Dschihadisten das Land verlassen, kann ihnen der Personalausweis oder Reisepass entzogen werden.