Im Jubiläumsjahr des TC Dettingen spricht der Vereinstrainer des Jahres über neue Wege im Tennissport. Warum klassische Methoden an ihre Grenzen stoßen.
Im doppelten Jubiläumsjahr des TC Dettingen (50 Jahre) und der Tennisschule TMS (25 Jahre) startete am vergangenen Samstag eine besondere Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Drei Experten – drei Themen für den Tennissport“. Den Auftakt bildete ein Vortrag von Frercks Hartwig im Vereinsheim des Tennisclubs.
Hartwig, kürzlich vom Deutschen Tennisbund als „Vereinstrainer des Jahres“ ausgezeichnet, kritisierte traditionelle Trainingsmethoden und stellte neue, wissenschaftlich fundierte Ansätze vor. „Während in den Hochschulen handlungs- und spielorientierte Methoden an Bedeutung gewinnen, arbeiten viele Tenniscoaches noch mit der ‚Wiederholungsmethode‘ und mit vielen Erklärungen.“ Dies werde der Realität des Spiels nicht gerecht: „Kein Ball wie der andere, keine Situation wie die andere.“
Mehr Variationen statt Kolonnentraining
Statt der klassischen Übungsformen, wie dem „Kolonnentraining“, in dem Spieler „eine geringe Anzahl von Bällen“ schlagen und sich dann „wieder hinten einreihen“, plädiert Hartwig für mehr Variation und Spielformen: „Repetition without repetition“. Unterschiedliche Feldgrößen, wechselnde Partner, neue Aufgaben – all das schaffe Lernbedingungen, die kreative und stabile technische sowie taktische Entwicklungen fördern.
Dabei verwies Hartwig auf seine Erfahrungen in der Ballschule Heidelberg, deren Philosophie sich an der Straßenspielkultur orientiert. „Das ‚Gehen lernen‘ des Kleinkinds sei ein schönes Beispiel für die neuen Lernansätze“, bei denen keine Technikvorgaben gemacht werden.
Hartwig fordert einen Persektiwechsel im Coaching
Zentrale Forderung Hartwigs: ein Perspektivwechsel im Coaching. „Modernes, spielerisches Tennistraining verlangt vom Coach eine veränderte Haltung gegenüber den Lernenden“ und „Vertrauen in die sogenannte ‚Selbstorganisationsfähigkeit‘ der Sportler“. Auch Trainer müssten lernen, flexibel zu sein. Wenn etwa Thomas Tuchel „eine Ecke des Spielfelds abschneidet“, fördere das die taktische Entwicklung. Übertragen auf den Tennissport: „Wenn das Netz tiefer oder höher gestellt werde, dann erfordere das eine Weiterentwicklung von Technik und Taktik.“Hartwig betonte außerdem die emotionale Komponente: „Ein Coach, der für seinen Sport brennt und von den Spielern gemocht wird, ist die wichtigste Voraussetzung für die motorische und sportliche Entwicklung seiner ‚Athleten‘.“
Die Veranstaltungsreihe wird im Laufe des Jahres mit weiteren Vorträgen fortgesetzt – bis zum großen Jubiläumsfest im September.
TC Dettingen im Jubiläumsjahr
Auszeichnungen und Ehrungen
Der TC Dettingen erhält am 22. Mai im Rahmen des Fair Play Preises des DOSB in Wiesbaden eine Belobigung für 25 Jahre Einsatz für Kinderrechte im Sportverein. Zu den Preisträgern zählt auch Fußballtrainer Jürgen Klopp.
Wachsender Verein
Mit über 300 Mitgliedern verzeichnet der Club starke Zuwächse in allen Altersgruppen – ein Erfolg auch der 25-jährigen Zusammenarbeit mit der Tennisschule TMS von Frercks Hartwig.
Jubiläumsreihe mit Experten
An diesem Sonntag, 18. Mai, spricht Daniel Wüstholz im Vereinsheim über mentale Fitness im Tennis. Ende Juni folgt Sven Bach mit einem Vortrag über Ernährung für Sportler.