Grund zu strahlen hatten sie alle: die Verantwortlichen des TC Bildechingen mit der Siegerin Lea Boskovic (Vierte von links) und der Zweiten Simona Waltert (Mitte). Foto: Wagner

Tennis: Lea Boskovic gewinnt Finale in Bildechingen mit Höhen und Tiefen . Gerlach schnappt sich doch noch einen Titel.

Lea Boskovic heißt die neue Titelträgerin des BMW-ahg-Cups, dessen 27. Auflage am Sonntagnachmittag in Bildechingen im großen Finale ein Ende fand. Im Doppel sicherten sich mit Katharina Gerlach und Julia Wachaczyk zwei Deutsche den Sieg.

"Natürlich werde ich versuchen, bis ins Finale zu kommen – und dann auch zu gewinnen." Das hatte Lea Boskovic schon nach der zweiten Runde, als sie Titelverteidigerin Katharina Gerlach frühzeitig nach Hause geschickt hatte, selbstbewusst und mit einem spitzbübischen Lächeln im Gesicht angekündigt. Tatsächlich sollte die junge Kroatin ihren Worten Taten folgen lassen. Die 19-Jährige hatte sich am Samstag souverän mit 6:0 und 6:1 gegen die Luxemburgerin Eleonora Molinaro durchgesetzt. Im Finale stand sie also, und dort traf sie auf die Schweizerin Simona Waltert, die im Halbfinale – ebenfalls in zwei Sätzen – gegen Oana Simion gewonnen hatte.

"Nachdem ich schon vier Matchbälle in den vorigen Runden hatte abwehren müssen, war es schon etwas Besonderes, in diesem Finale zu stehen", sollte Waltert am späten Sonntagnachmittag sagen, nachdem sie sich ein hart umkämpftes Match mit Boskovic geliefert hatte.

Diese stand auf dem Platz wie eh und je: Sie wirkte locker und lässig, beinahe eine Spur zu cool. Zumindest konnte man das im zweiten Satz in ihre Körpersprache hinein interpretieren. Nachdem der erste Satz recht ausgeglichen verlief – beide Spielerinnen kamen ständig zu Breaks, profitierten von den Fehlern der anderen – und Boskovic sich den Vorsprung sicherte, schenkte sie den zweiten Durchgang regelrecht ab. Es sollte nichts mehr für sie laufen: Während Waltert die nötigen Zentimeter für sich hatte, landeten Boskovics Bälle häufig im Netz. Ihre Flexibilität in den Schlägen, die sie in den Tagen von Bildechingen sonst so stark machte, war urplötzlich verschüttgegangen. Stattdessen konnte sie nur noch reagieren, statt selbst zu agieren. Erst kam beim Stand von 0:2 aus Sicht der Kroatin ein Schulterzucken, dann versuchte sie erst gar nicht mehr, die schwierigen Bälle zu bekommen. Spätestens beim Stand von 0:4 wurde offensichtlich, dass sie nicht mehr investieren und Kräfte sparen wollte.

Bei Waltert schien hingegen alles zu klappen: Sie brachte Tempo auf den Ball, spielte flach übers Netz und brachte Boskovic mit ihren Diagonalenbällen häufig in Verlegenheit. Nachdem die Kroatin sang- und klanglos mit 0:6 untergegangen war, wähnten wohl etliche der vielen Zuschauer die Schweizerin als Siegerin.

Doch Boskovic hatte ihr Tal durchschritten und kämpfte sich zurück ins Spiel. Sie traute sich wieder, Dinge zu riskieren und sollte dafür belohnt werden. Beim Stand von 5:1 und 40:0 hatte sie ihre ersten drei Matchbälle, doch vergab sie allesamt. Boskovic wartete oft einen Augenblick zu lange ab, ob der Ball nicht doch noch im Aus landen würde, spielte ihn dann unter Druck zurück.

Dass sie Matchbälle abwehren kann und in diesen Momenten, in denen es um alles geht, lange die Nerven behält, stellte Simona Waltert erneut unter Beweis – auch wenn es nicht zum Sieg reichen sollte. Erst bei ihrem fünften Matchball durfte Boskovic die Hände in die Höhe reißen und dann die Faust ballen. Eine Kampfansage schickte sie bei der Siegerehrung direkt hinterher: "Ich freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr – hoffentlich mit dem gleichen Ergebnis."

Zuvor hatte Katharina Gerlach ein Stück Wiedergutmachung betrieben für ihr Zweitrunden-Aus im Einzel. Gemeinsam mit Julia Wachaczyk setzte sie sich im Doppel souverän mit 6:1 und 6:3 gegen Albina Khabibulina (UZB) und Sofia Shapatava (GEO) durch und hat so doch noch einen Titel mit nach Hause genommen.