Auch für Neun- oder Zehnjährige soll Kleinfeld-Tennis im Wettkampf möglich sein, findet Trainer Frercks Hartwig. Foto: TC Dettingen

Tennis: Kleinfeld-Wettbewerb für U10: Dettinger Trainer gibt sich mit WTB-Reform im Jüngsten-Tennis nicht zufrieden.

WBO, WBA, WBC: In der großen Box-Welt gibt es parallel mehrere Verbände, die einen Weltmeister ausloben. Passiert so etwas jetzt auch im regionalen Jugendtennis?

Denn Frercks Hartwig, Trainer der Tennisschule TMS aus Horb und selbst Trainer-Ausbilder für den Württembergischen Tennis-Bund (WTB), macht seine Androhung tatsächlich wahr und ruft im Jüngstentennis einen Parallel-Wettbewerb zum offiziellen Ligabetrieb des WTB aus.

Auslöser ist die Reform, die der Verband im Sommer des vergangenen Jahres bekannt gegeben hat. Der WTB schafft ab der nächsten Sommerrunde für die U10 die Kleinfeld-Spielrunde ab. Nur noch die U8 werden dann auf der kleinstmöglichen Spielform um Punkte kämpfen.

Trainer Hartwig hatte sofort nach Bekanntgabe Protest eingelegt. Denn seiner Meinung nach sind einige Neun- und Zehnjährigen noch nicht so weit, um bereits auf dem nächst größeren Midcourt-Feld – ungefähr zwei Drittel des normalen Spielfelds – zu spielen. Das gelte vor allem für Kinder, die kein Wintertraining machen und für Neueinsteiger.

Hartwig nennt ein Beispiel: "Der Verein X hat einen enormen Zulauf an wettkampfinteressierten Kindern in den Jahrgängen 2012 und 2011. Der Großteil der Kinder hat 2019 mit dem Tennisspielen begonnen und wird entsprechend der Philosophie des Vereins und der Tennisschule behutsam im Kleinfeld aufgebaut. Die meisten der Kinder sind im Kleinfeld spielfähig, aber in der Technik- und Taktikentwicklung noch am Anfang. Mit dem Spiel im Midcourt sind sie überfordert." Die Einteilung der Kinder aus dem Jahrgang 2011 in den Midcourt-Wettbewerb werde deshalb in den meisten Fällen den Bedürfnissen der Kinder und der Idee des Play und Stay nicht gerecht.

Der Verband rückte jedoch nicht von seinen Plänen ab. Diese Reform sei auf der Basis von "Stay and Play" entwickelt worden, erklärte Michael Wennagel, Cheftrainer des Verbandes, im Sommer im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wir wollen die Kinder Schritt für Schritt und fließend zum nächstgrößeren Feld bringen." Stay and Play bedeutet, dass sich Größe des Platzes und die Beschaffenheit des Balls am Alter ausrichten. Für Hartwig ist die Reform allerdings ein Rückschritt bei der Umsetzung dieses Tenniskonzepts. Die Argumentation des Verbands konnte ihn nicht überzeugen. Deshalb macht der Dettinger Trainer nun ernst – zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Tennis. "Gemeinsam mit der Arge Horb haben wir ein Konzept entwickelt, das unabhängig von der VR-Talentiade im Württembergischen Tennisbund durchgeführt werden kann."

Ein eigener Kleinfeldwettbewerb U10 für Tennisvereine und -abteilungen der Gesamtstadt Horb soll ins Leben gerufen werden (siehe Info). Damit werde man auch Kindern gerecht, die Spaß haben, sich im Wettkampf zu probieren, die Anforderungen aber noch nicht zu hoch sind. "Im Sinne der Mitbestimmung von Kindern im sportlichen Bereich wäre die Existenz einer Kleinfeldrunde auch. So können sie selbst entscheiden, ob sie das leistungsorientiert oder eher breit aufgestellt spielen wollen."

Und wie reagiert der WTB darauf? Ist das ein Affront? Verbandsjugendwart Stefan Böning bleibt entspannt. "So lange das keine Konkurrenz sein soll, ist alles gut." Böning interpretiert die Extra-Runde als Freundschaftsspiele zwischen Vereinen. Er findet sogar lobende Worte für diesen Schritt. "Grundsätzlich alles, was außerhalb des normalen Spielbetriebs stattfindet, kann ich nur gut finden. Denn ich beobachte, dass Kinder oftmals viel zu wenig außerhalb des Trainings miteinander spielen."

Mittlerweile klingt die Einschätzung des WTB verständnisvoller als im Sommer. Böning sagt: "Ich verstehe Frercks Hartwig ja auch irgendwo. Es gibt ja schwächere Kinder und Neueinsteiger, für die der andere Wettkampfbetrieb vielleicht noch zu früh kommt. Kleinere Vereine haben auch eher das Problem, da sie die Micourt-Mannschaften manchmal mit U8-Spielern auffüllen müssen. Es wird bei einer Reform immer einzelne Fälle geben, für die ein Nachteil entsteht." Hartwigs Extra-Liga steht damit nichts mehr im Wege.

Horber Vereine (eventuell auch Nachbarvereine) können sich bis 3. April 2020 bei Heidi Kebernik eurofahrschule-kebernik@web.de oder bei Frercks Hartwig lk@tms-tennis.de anmelden, wenn sie mit einer Mannschaft oder einzelnen Kindern an der alternativen Spielrunde teilnehmen möchten.Eine Mannschaft besteht aus mindestens vier Spielern der Jahrgänge 2010 und jünger. Es können auch reine Jungs- oder Mädchenteams antreten. Kinder, die in Midcourtmannschaften im Sommer 2020 gemeldet sind, können nicht mitspielen.