Tempo 30 soll alsbald in den Althengstetter Durchgangsstraßen gelten. Foto: © JWS - stock.adobe.com

Weniger Lärm, dafür mehr Lebensqualität und Verkehrssicherheit – dafür soll nach dem Willen der Gemeindeverwaltung in den Durchgangsstraßen innerorts in den Althengstetter Wohngebieten bald schon Tempo 30 gelten.

Althengstett - Um dieses Tempolimit bei der unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt beantragen zu können, muss ein Straßenverkehrskonzept vorgelegt werden. Hilfe hat sich die Verwaltung dafür im Rahmen des Modellversuchs "Kompetenznetz Klima Mobil" beim Verkehrsplanungsbüro "team red" geholt. Das hat seinen Konzeptvorschlag bereits dem Technischen Ausschuss vorgestellt. Am Mittwoch wird das Papier dem Gemeinderat präsentiert, der darüber beraten wird. Die Beschlussfassung ist erst in der Juli-Sitzung geplant, um Räten und Bevölkerung ausreichend Zeit zu geben, sich damit zu beschäftigen.

Beitrag zur Verkehrswende

"Das Mobilitätskonzept der Modellkommune Althengstett soll zur Verkehrswende beitragen, indem es Lösungen für alltägliche Verkehrsprobleme praktisch durchspielt und damit Handlungsvorlagen liefert, die für Gemeinden in ähnlichen Situationen modellhaft sein können", heißt es vonseiten des "team red". Die Lösungen sollten so konsequent und weitreichend wie irgend möglich sein, um tatsächlich Modellcharakter zu haben.

Althengstett ist einer von 15 Modellorten, die an dem Projekt teilnehmen und beim Klimaschutz neue Wege gehen. Das Netz wurde von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg in Kooperation mit der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Gefördert wird das Kompetenznetz "KlimaMobil" durch den Bund. Durch den Blick und die Bewertung von außen, also die Begleitung durch das Kompetenznetz, erhofft man sich in Althengstett vielfältige Verbesserungen. Klimaschutz auf kommunaler Ebene ist seit Jahren ein offizielles Anliegen der Gäugemeinde. Die Verwaltung arbeitet gemeinsam mit Gemeinderat, dem Arbeitskreis Energie und der Bevölkerung am Thema. Man hat dort längst erkannt, dass Klimaschutz nicht nur eine Sache der großen Politik ist, sondern jeder Einzelne durch sein Verhalten seinen Teil dazu beitragen kann.

Dem Auto soll nicht mehr der Vorzug gegeben werden

Die Verwaltung rechnet mit einer breiten Zustimmung des Gremiums zu den 30er-Zonen in den Durchgangsstraßen allein schon wegen der Lärmreduzierung. Vom Gas müssten die Autofahrer und sonstigen motorisierten Verkehrsteilnehmer bei einem Votum pro Tempolimit und einer erfolgreichen Beantragung künftig in der Gechinger Straße, Simmozheimer Straße, Hauptstraße und Stuttgarter Straße. "Wir wollen damit nicht die Autofahrer ärgern, sondern mehr Aufenthaltsqualität schaffen und für mehr Sicherheit im Ort sorgen", äußerte sich Bürgermeister Clemens Götz im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Noch ein weiteres Ziel wird mit dem Konzeptvorschlag verfolgt: Möglichst viele sollen kurze Strecken im Ort nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß oder auf dem Rad zurücklegen. Dem motorisierten Untersatz soll also keine Priorität mehr gegeben werden – ohne Unsummen für bauliche Anpassungen zur Verkehrsberuhigung auszugeben. Ausdrücklich in die Mobilitätsplanung eingebunden sind die Schulen, weil viele Kinder und Jugendliche mit dem Elterntaxi dorthin gebracht werden.

Öffentlichen Verkehrsraum zurückerobert

Großen Anklang hatten die Mobilitätstage im vergangenen Jahr gefunden, bei der die Althengstetter Schulstraße im Aktionszeitraum für den allgemeinen Verkehr gesperrt und den Schülern für Aktivitäten zur Verfügung gestellt worden war. Öffentlicher Verkehrsraum war in der ersten Woche nach den Sommerferien von den Kindern und Jugendlichen quasi zurückerobert und in Beschlag genommen worden. Mitten auf der Straße durfte beispielsweise Hockey gespielt werden. Das übliche Denkverhalten in Sachen Mobilität soll sich durch solche Aktionen und weitere Projekte ändern.

Der Rathauschef würde sogar gerne noch einen Schritt weiter gehen und spricht sich langfristig auch auf den (untergeordneten) Wohnstraßen für eine Geschwindigkeitsreduzierung aus. Die in anderen europäischen Ländern erprobten 20er-Zonen sind in Deutschland bislang allerdings nicht vorgesehen. Das geplante Tempolimit auf den Hauptverkehrsstraßen soll dennoch auf lange Sicht "durch weitere begleitende Maßnahmen ergänzt werden", heißt es in der Beratungsvorlage für die Gemeinderatssitzung.

Die Sitzung des Gremiums am Mittwoch, 22. Juni, beginnt um 19 Uhr in der Festhalle. Thema sind außer dem Verkehrskonzept unter anderem die geplante Erhöhung der Eintrittspreise für das Hallenbad, die Absichtserklärung Breitbandförderung "Graue Flecken" und ein Sachstandsbericht zu den Bauvorhaben im Ort.